Ich weiß, ich rege jetzt vielleicht eine heiße Debatte an. Aber muss der Windows Server 2003 nach Support-Ende im Sommer am Leben bleiben? Eine ähnliche Debatte war im Internet auch zu lesen, als Microsoft letztes Jahr das äußerst beliebte Windows XP über den Jordan gekippt hat. Aber es ist mal eine ernsthafte Frage: Wenn es eh keinen Support mehr für Windows Server 2003 ab dem Sommer mehr gibt, warum kümmert man sich dann nicht allmählich mal um etwas neues?
Der Windows Server 2003 war ein gutes Produkt. Nach und nach wurden viele Unzulänglichkeiten aus dem Weg geräumt. Mit der Zeit wurde der Server mit der Nummer 5.2 ein wirklich taugliches Produkt. Das ist alles keine Frage. Mit dem Nachfolger – Windows Server 2008 – hatte sich Microsoft keinen Gefallen getan. Erst dessen Nachfolger, 2008 R2, war wieder als „gut“ anzusehen. Weiter ging es mit Windows Server 2012 und kurz darauf 2012 R2.
Das ist alles analog zu den Arbeitsplatz-Rechnern: Windows XP, Windows Vista, Windows 7, Windows 8 und Windows 8.1. Und Microsoft muss eben irgendwann mal alte Zöpfe abschneiden. Ich weiß gar nicht, wieso hier immerzu herum diskutiert wird? Ich meine, Mitte April ist der Windows Server 2003 schlappe 12 Jahre alt. Glaubt denn ernsthaft jemand, dass man eine professionelle Infrastruktur mit einem veralteten System noch bereitstellen kann?
Ich hatte vor kurzem einen völlig kaputten Exchange Server 2003. In mühevoller Kleinarbeit haben wir dann per stunden- und tagelanger Fernwartung versucht, den Datenbestand wieder zu beleben. Es scheiterte aber an zu vielen Fehlern, die auch im Backup vorhanden waren. Es war schlicht nicht möglich. Microsoft hat Exchange Server 2003 letztes Jahr aus dem Support geworfen. Und wir wollten einfach nur noch einen zusätzlichen Tipp einsammeln. Aber nicht einmal das war mehr möglich.
Ich verstehe da Microsoft. Ich verstehe aber Firmen nicht, die den Vorstand mit dem neuesten vom neuesten ausstatten – vom Super-Duper-Notebook, über das allerneueste Smartphone bis hin zum allerbesten Tablet – aber die Serversysteme, mit denen diese Gerätschaften kommunizieren sollen, vergammeln lassen. Irgendwie muss es doch klar sein, dass neue Clients mit alten Servern nicht so prächtig zusammenarbeiten, als wenn beides ähnlich neu ist. Und dann stellen sich die Firmen hin und stellen fest, dass sie für neue Serversysteme kein Geld mehr haben. Aber der Vorstand hat wenigstens ein 1000-Euro-Smartphone.
Ältere Server-Versionen – wie eben der 2003 – bieten eben viele Funktionalitäten nicht, die erst mit späteren Versionen überhaupt eingeführt wurden. Und wenn man sich da jetzt hinstellt und erzählt, dass der Server nicht erneuert werden kann wegen der Systeme, die dieser Server bereitstellt, dann muss ich wirklich sagen, dass da die falschen Systeme im Einsatz sind. Wenn der Hersteller dieser Server-Anwendungen nichts neues anbietet, dann ist es der falsche Anbieter. Sorry, aber da bin ich knallhart.
Da stellt sich doch das eine oder andere Portal nun hin und spricht Empfehlungen aus, wie man denn den Windows Server 2003 auch 2015 weiter betreiben kann. Ich kann nur hoffen, dass es nicht allzu viele Firmen und deren Administratoren gibt, die darauf hören. Sonst haben IT-Dienstleister zukünftig ein echtes Problem. Aber ich glaube, auch Dienstleister und Microsoft-Partner müssten sich da am Weg von Microsoft orientieren: Windows Server 2003 erhält ab 14. Juli 2015 keinerlei Support bei Microsoft mehr. Und demnach müssten auch alle möglichen Anbieter den Support für das System einstellen.
Es dürfte nicht schwer sein, dass man einsortiert, dass ein Windows Server 2003 ab dem Zeitpunkt keine Sicherheitsupdate mehr erhält. Was ist dann? Dinge wie FREAK, Heartbleed und so weiter und so fort wird es immer geben. Es wird immer neue Gefahren geben. Und dann hat Firma XYZ einen ungepatchten Server. Das kann durchaus schwerwiegende Folgen haben. Mal abgesehen davon, dass keinerlei neue Funktionen mehr eingeführt werden. Wenn sich wie oben im Beispiel die Smartphone-Hersteller etwas neues einfallen lassen, kann der veraltete Server nicht mehr darauf reagieren.
Nein, das muss man sich als Firma gut überlegen. Will man den Datenbestand unkalkulierbaren Risiken aussetzen? Oder nimmt man lieber Geld in die Hand und führt aktuellere Systeme ein. Ich kann ja verstehen, wenn man mit dem Windows Server 2012 nicht einverstanden ist. Aber das ist das kleinere Problem. Instabile und unsichere Server sind das größere. Da muss man schon abwägen.
Um meine gestellte Frage mal abschließend zu beantworten: Der Windows Server 2003 hatte seine Zeit, keine Frage. Aber diese Zeit ist vorbei. Ein Pferd, was altersschwach ist, schickt man auch zu keinem Rennen mehr. Selbst wenn es gedopt wird. Darum wird es nun einmal Zeit, die alten Server durch neuere Server zu ersetzen.