Als ich vor Jahren mit dem Bloggen anfing, war das mehr ein Spielzeug. Mittlerweile gehört das zu meinem Leben als fester Bestandteil dazu. Ich mache das wirklich gern, sonst würde ich ja auch nicht so viel schreiben. Jetzt weiß ich, wie das Bloggen immer mal wieder in meinem Privatleben angenommen wurde. Und ich weiß auch, wie es jetzt angenommen wird. Da ist die Frage erlaubt, wie das mit Bloggern und Beziehungen so ist. Sind Blogger überhaupt beziehungsfähig?
Also was soll ich sagen? Prinzipiell kann man sagen, ein Blogger ist nicht unbedingt ein Sonderling. Das ist völliger Quatsch, wenn irgendwer behaupten würde, dass Blogger zu belächelnde Einzelgänger sind, die nicht genügend Frischluft abbekommen. Das war vielleicht mal der Fall, als das Bloggen noch eine Nischenabteilung war und Blogger allesamt als eher wunderlich galten. Inzwischen ist ein Blogger „ein Mensch wie du und ich“. Und das meine ich durchaus ernst.
Ich weiß von tollen Bloggern, die Familie haben und trotzdem sehr viel und / oder sehr gut bloggen. Ich weiß von Bloggern, die mit dem Partner zusammen einen Blog betreiben. Ich kenne Blogger, die sich immer wieder ins Privatleben zurückziehen und auch mal dem Blog einen Feierabend gönnen. Auch ein Blogger kennt einen Feierabend. Warum sollte das anders sein als bei anderen Menschen? Ist ein Blogger etwa kein Mensch?
Ich weiß noch, dass über mich bis vor vielleicht 2 Jahren im Privaten erzählt wurde: Der soll nicht immer solchen Mist ins Internet schreiben und lieber richtig arbeiten. Gemeint war: Internet ist Mist, nur körperlich schwere Arbeit ist das einzig wahre. Das hat sich natürlich auch auf mein damaliges Privatleben ausgewirkt, wo mein Blog eigentlich immer als Konkurrenz angesehen wurde. Das ging soweit, dass ich vor die Wahl gestellt wurde: Dein scheiß Blog oder ich. Die Sache ist dann ganz anders ausgegangen, und darauf will ich gar nicht hinaus.
Mit meiner Freundin – wir hatten vor ein paar Tagen einjähriges – habe ich mich da so abgesprochen, dass mein Blog mein Blog bleibt. Gleichwohl ist mir die Zeit mit ihr so wichtig, dass ich den Blog auch einfach mal beiseite legen kann. Sie unterstützt mich da mit ihrer Meinung zu dem einen oder anderen Thema. Und sei es nur durch ihr Bauchgefühl. Insofern klappt das allerbestens. Wenn es etwas gibt, was in meiner Artikel-armen Zeit am Wochenende unbedingt aufgeschrieben werden muss, dann mache ich das, so fern nicht gerade irgendwas zu tun ist.
Und ich denke, das ist die Quintessenz an allem. Ich bin davon überzeugt, dass Absprachen – wie bei eigentlich allem im Leben – auch bei einem Blogger das Wichtigste ist. Egal, ob eine Beziehung dran hängt oder nicht. Mir ist die Zeit, die ich privat ohne das Internet habe, nahezu heilig. Aber bloggen werde ich immer weiter. Wenn man das Alles gut vereinbaren kann, dann steht das Eine dem Anderen auch nicht im Wege.
Ich habe erlebt, dass Blogs wegen privaten Querelen eingestellt wurden. Tolle Blogs, ehrlich. Und das muss mir ja nicht passieren. Das muss überhaupt niemandem passieren. Da denke ich an den Caschy, der Vollzeit-Blogger ist, aber eben auch treusorgender Familienvater und so. Ich denke da an Melanie und Thomas Jansen, die gemeinsam ihre Reisen in ihren Blog reinschreiben. Oder ich denke an den Daniel Birkhahn, der Familie, Arbeit und Blog gut ausbalanciert. Und ich denke an so viele andere Blogger, die Blog, Arbeit und Privatleben unter einen Hut bringen.
Selbstverständlich ist ein Blogger beziehungsfähig. Alles andere wäre auch nicht glaubhaft. Auch ein Blogger braucht sein Privatleben. Darum sag ich mal so in Richtung all der Blogger da draußen: Leute, schreibt, was es aufzuschreiben gibt. Aber vergesst eure Partner, eure Freunde und eure Familien nicht. Zieht den Stecker, nehmt euch Zeit für euch. Nur dann will man auch Jahre später noch mit euch zu tun haben – im Privaten wie auch im Blog.
Interessantes Thema Henning,
ich bin schon im Internet aktiv gewesen da gab es noch Mailboxen, sogenannte Bulletin Bord Systems (BBS) … da gab es auch noch Foren oder Facebook oder ähnlichen Kram.
Ich betrieb damals eine Mailbox und das Internet liess mich seitdem auch nie los. Meine Frau lebt schoon immer mit meiner Affinität mich im Netz auszutoben. In den letzen Jahren ist das nun ziemlich intensiv geworden mit meinem Hauptblog Gastro-L.E. – dazu gehört nicht nur, daß ich mich ständig mit dem Thema Essen und Gastronomie in Leipzig beschäftige, sondern mich überhaupt dem Thema komplett verschrieben habe.
Dazu gehören auch Reisen auf die ich natürlich soweit es möglich ist meine Frau mitnehme … überhaupt ist meine Frau, wir sind nun 8 Jahre ein paar und im ersten Ehejahr, inzwischen fast sowas wie meine Sekräterin, die verteilt Visitenkarten und hält ständig ausschau nach Sachen die mich irgendwie interessieren könnten. Ich glaub ich habe sie angesteckt.
Natürlich fliest viel Zeit in den Blog, mehr wie man manchmal hat, aber dort muss man dann einfach die Balance finden zwischen Blog und Leben ;)