Die Straßenbahn hat in Leipzig eine große Tradition. Und ich bin auf ein Filmdokument gestoßen, wie wohl die Straßenbahn damals vor 85 Jahren fuhren. Das ist schon sehenswert gewesen. Das Video gibt es unten zu sehen. Aber vorher will ich mal ein paar Worte zur Straßenbahn-Tradition erzählen. Ich glaube nämlich, dass die Leipziger Verkehrsbetriebe den Verkehrskollaps in Leipzig lösen könnten, wenn sie sich an ihre Tradition halten.
1872 wurde die Leipziger Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet. Die verkehrte zentrumsnah und in vier Himmelsrichtungen. 1896 wurde sie von der Großen Leipziger Straßenbahn übernommen, die drei Jahre zuvor gegründet wurde. Die „Blaue“ stand in Konkurrenz zur „Roten“, der Leipziger Elektrischen Straßenbahn, die 1895 gegründet wurde. Beide Unternehmen schlossen sich zum 1. Januar 1917 zur Großen Leipziger Straßenbahn AG zusammen. Und das fusionierte Unternehmen baute das Netz lange Zeit immer weiter aus.
Es ist zu sehen, wie die Straßenbahn vor 85 Jahren quer durch die Innenstadt fuhr. Ein Umstand, der heutzutage undenkbar ist. Es gibt keine Gleise mehr, die Fußgängerzonen und Parkplätze würden wahrscheinlich vollständig verschwinden, aber die Geschäftstätigkeit in der Innenstadt würde gefördert werden. Nach dem Zusammenschluss vor knapp 100 Jahren wurde das fusionierte Netz vereinfacht, aber man hielt an Dingen wie Querverbindungen durch die Innenstadt fest.
Nach der Vereinfachung auf ein notwendiges Maß wurden auch die letzten größeren Stadtteile an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Das war dann 1938. Und dann wurde aus der Großen Leipziger Straßenbahn AG das Unternehmen Leipziger Verkehrsbetriebe. Infolge des 2. Weltkriegs, der auch Leipzig verheerend traft, wurden viele Strecken zerstört und nach Kriegsende nicht mehr aufgebaut. Von 1938 an verkehrten auch Oberleitungsbusse unter der Flagge der LVB. Die bedienten die Randgebiete und anliegenden Städte. Durch die Schäden konnte man wenigstens die einsetzen. Aber deren Betrieb wurde 1975 eingestellt.
Die Verkehrsbetriebe bauten ihr Netz neu, legten still, nahmen wieder in Betrieb und führten somit gewaltige Umstrukturierungen durch. Durch den Bau der Neubaugebiete Grünau, Paunsdorf und Lößnig wurden Netzerweiterungen notwendig. Andernorts fuhr keine „Bimmel“ mehr, wie in die Ortschaften Liebertwolkwitz, Engelsdorf oder so. Nach deren Eingemeindung wäre man aber vielleicht froh darüber, wenn die wieder angefahren werden würden.
Im Jahr 2001 wurde das komplette Straßenbahn-Liniennetz grundlegend und sehr radikal umstrukturiert. Aus 24 Linien vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden 19 im Jahr 2001, und nun im Jahr 2016 sind noch 13 übrig geblieben. Zuletzt wurde die Trasse von Leipzig-Connewitz nach Markkleeberg-West zugunsten einer Busverlängerung gekappt. Inzwischen gibt es allerdings auch Gedanken, diverse Altstrecken wieder in Betrieb zu nehmen und völlig neue Strecken zu bauen. Der Stilllegungswahn der Leipziger Verkehrsbetriebe scheint vorbei zu sein.
Es werden Trassengelände in Richtung Liebertwolkwitz, Lindenthal, Gewerbepark Nordost, Mölkau, Herzzentrum, Lindenauer Hafen, Teslastraße sowie eine Ost-West-Verbindung im Straßenzug Antonienstraße – Semmelweisstraße, die Grünauer Ost-Tangente Brünner Straße und weiteres freigehalten. Eine weitere Ausdünnung scheint somit vom Tisch. Besinnen sich die Leipziger Verkehrsbetriebe auf ihr früher mal riesiges Netz? Man möchte fast nicht daran glauben.
Zunächst müssen aber wahrscheinlich vorhandene Strecken erneuert werden. In Leipzig gibt es einen gewaltigen Investitionsstau, der über viele Jahre eine kontinuierliche Sanierung des Netzes verhindert hat. Bevor also neu gebaut wird, werden vorhandene Strecken erneuert. Aber ich will mal mit folgendem Video, was mir vor die Augen trat, an die Zeit erinnern, als vor 85 Jahren die Straßenbahn dort entlang fuhr, wo sie sich heute niemand mehr vorstellen kann. Kommen Sie einfach mal mit auf eine Zeitreise ins Jahr 1931.
Danke für den Link!
Faszinierend waren daran so einige Dinge die es zu sehen gab.
– es gab auch damals schon Schäden an den Gleisen die repariert werden mussten
– die von Autos leeren Straßen und die unbesorgten Fußgänger die sich nicht um die anrollende Bahn kümmerten
– Straßenzüge mit anscheinend neu gepflanzten Bäumen (z. B. Eisenbahnstraße),diese Bäume sind heute noch da und groß
Wenn ich mich recht erinnere bin ich Anfang der 70er sogar noch mit so einer Bimmel gefahren.
EIN paar waren da immer noch im Einsatz.