Boney M. – Wer tanzte nicht zum Rasputin oder zum Daddy Cool? Eine der größten Musik-Veralberungen nahmen sich auch „Sunny“ vor. 40 Jahre ist das her. Und wie das nun einmal in den 70ern war mit der Tanzmusik: Es war halt Eurodisco. Irgendwie ein bisschen Funk, ein bisschen Chichi, immer Party, immer Spaß. Nur: Passte das zu „Sunny“? Hatte Bobby Hebb genau das vor, als er 1958 die Melodie komponierte und 1963 den Text dazu verfasste? Hören wir mal hin.
Sunny, gestern war mein Leben mit Regen angefüllt. Sunny, du hast mich angelächelt und hast wirklich die Schmerzen gelindert. Jetzt sind die dunklen Tage vergangen, die hellen Tage sind da. Mein sonniges Gemüt, du scheinst so aufrichtig. Sunny, eins ist wahr: Ich liebe dich. Sunny, danke für den Strauß aus Sonnenstrahlen. Sunny, danke für die Liebe, die du meines Weges brachtest. Du gabst mir dein ein und alles, und jetzt fühle ich mich 3 Meter groß. Sunny, eins ist wahr: Ich liebe dich. Sunny, danke für die Wahrheit, die du mich sehen lassen hast. Sunny, danke für die Fakten von A bis Z. Mein Leben war zerrissen wie Sand, der vom Wind verweht wird. Und ein Felsen wurde geformt, als du meine Hand gehalten hast. Sunny, eins ist wahr: Ich liebe dich. Sunny, danke für das Lächeln auf deinem Gesicht. Sunny, danke für den Schimmer, der seine Anmut zeigt. Du bist mein Funken des natürlichen Feuers. Du bist meine süße, komplette Sehnsucht. Sunny, eins ist wahr: Ich liebe dich.
Sunny muss ja etwas besonderes sein. Nun, sagen wir mal so: Für Bobby Hebb auf jeden Fall. Im Lied geht es um Hal, und der war der Bruder von Bobby Hebb. Einen Tag nach der Ermordung von John F. Kennedy kam Hal bei einer Messerstecherei in Nashville, Tennessee, ums Leben. Unter den Eindrücken beider Taten verarbeitete Hebb seine Stimmungsschwankungen. Aber Bobby Hebb hatte immer betont, dass Sunny keine Frau gewesen sein soll, sondern das Lied Gott gewidmet war. Es blieb der einzige Hit des Amerikaners. Sie erschien 1966 im Rahmen einer Aufnahme-Session. Hebb ist seitdem lange vergessen.
Dummerweise gibt es aber die Wow-Wow-Blinki-Blinki-Disco-Version von Boney M. Frank Farians Hupfdohlen trällerten ein lustig klingendes Disco-Liedchen daher. Und es gab nicht wenige, die mit „Sunny“ ein „Sonne, liebe Sonne“ in Verbindung brachten. Sicher, das Lied war ein kolossaler Erfolg. Weltweit. Anfang 1977 schoss das Lied in Deutschland auf Platz 1. Alles wunderbar. Aber es lässt dann doch das eigentliche Thema des Liedes vermissen. Ob das Liz Mitchell nicht gewusst hat? Oder sollte sie nur nichts sagen?
„Sunny“ ist ein tieftrauriges Lied. Es soll über die Trauer des Verlustes hinweg helfen. In Zeiten wie den beschriebenen braucht man manchmal etwas Trost, um die Schönheit wieder zu erkennen. Das wollte Bobby Hebb wohl mit dem Lied ausdrücken. Boney M. schlitterten vom Flair her meilenweit entfernt am Thema vorbei, machten aber dieses Lied zur Legende.