Leipzig ist ein Ausflug wert. Das wissen Touristen. Leipziger aber wissen oft nicht, wie klein die Stadt ist. An einem Tag wie gestern wird das klarer. Denn wenn man so schaut, was Leipzig so zu bieten hat, ist man schnell mal bis in die Innenstadt gewandert. Ohne dass man das vorhatte. Es ist halt einfach passiert. Das macht der Frühling aus. Und der tobte am Wochenende wie verrückt in Leipzig. Schauen Sie mal.
Wir wohnen in Gohlis-Mitte und wollten gestern einfach ein wenig das Wetter nutzen. Denn wie das so im April ist, das Wetter muss ja keinen Bestand haben. Und so wanderten wir einfach mal los. Wir wollten einfach mal ein wenig den Gohliser Süden erkunden. Und ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Denn wir haben nicht nur das Gohliser Schlösschen besucht, sondern wir sind auch bei Friedrich Schiller und am Schokoladenpalais vorbei gekommen.
Friedrich Schiller hat die „Ode an die Freude“ in Leipzig geschrieben. In ärmsten Verhältnissen hauste er in einer Mansarde in einer kleinen Kate. Daran sieht man, dass weltbewegende Dinge keinen großen Rahmen brauchen. Wilhelm Felsche war ein Leipziger Konditor, Schokoladenfabrikant und Kaffeehausgründer. Im Fürstenhaus, was im II. Weltkrieg zerstört wurde, betrieb er ein Kaffeehaus. Schokolade produzierte Felsche in Reudnitz.. Der ehemalige Stadtrat war Freimaurerer.
Das Gohliser Werk seiner Schokoladenfabrik wurde nach dem Krieg erst VEB Felsche und dann VEB Goldeck. Mittlerweile ist das Haus von einem Bürohaus zu einem Nobel-Wohnkomplex umgebaut worden und heißt nun „Schokoladenpalais“. Das Vorderhaus mit der Goldeck-Werbung ist dabei das so genannte „Schokoladenkontor“. Und all das unweit vom Gohliser Schlösschen, wo wir eine Kaffeepause eingelegt hatten.
Im Gohliser Schlösschen finden Veranstaltungen und Konzerte statt. Bewirtung ist vorhanden. Aber sehenswert ist auch der Garten, wie Sie anhand der Bilder sehen. Ratsbaumeister Richter ließ sich das Gebäude 1755 als Sommerpalais bauen. Fertig wurde das Gebäude wegen hoher Zahlungsverpflichtungen Richters dann 1780. Das Schlösschen ist ein geistiges Zentrum, da sowohl Bildhauer Oeser als auch Friedrich Schiller und viele andere Personen hier zu Besuch waren.
Schon 1793 fiel das Haus laut Testament an die Stadt und diente während der Völkerschlacht als Lazarett. Seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wird das Gohliser Schlösschen nun als Haus der Kultur genutzt. Die Dreiflügelanlage mitten in der Stadt ist damit ein wertvolles Stück Kultur. Das macht sich auch im Schlosscafé bemerkbar, wo ziemlich gut Kuchen, Torte, warme Speisen und all das serviert werden.
Nach unserer Kaffee-Einlage wollten wir nur noch ein bisschen ins Rosental. Das erreicht man über das Turmgut und die Parthenbrücke in unmittelbarer Nähe zum Schlösschen. Plötzlich befindet man sich mitten im Grünen. Und man kann laufen und die Augen mit Eindrücken überfluten lassen und all das. Und man kommt an der Rückseite des Leipziger Zoos vorbei und ist dann ganz plötzlich in der City. So einfach und schnell geht das.
Die Innenstadt von Leipzig kennt man von Reiseführern, Prospekten, dem Internet usw. Das werde ich jetzt nicht gesondert aufführen. Mir ging es um diese kleine Reise zu Fuß von Gohlis, einem Stadtteil im Norden der Stadt, bis in die City. Belohnt haben wir uns dann mit einem reichlichen Abendessen in dem, was früher der „Burgkeller“ war und nun „Alex“ hieß. Das kann man schon mal machen, wenn so ein Frühlingstag ist, oder?