Wir kennen alle noch die Pur-Nummer „Wo sind all die Indianer hin?“ aus den Neunzigern. Ab und zu fragt man sich tatsächlich solche Dinge. Kennen Sie das? Irgendwie kann man da manchmal Glück haben, dass man den einen oder anderen in den sozialen Netzwerken wiederfindet. Aber manche bleiben für immer verschollen. Wie kommt das? Vergilben heutzutage Fotos wie vergessene T-Shirts in der Sonne? Das ist schon seltsam, finden Sie nicht auch?
Wie kamen die Indianer?
Im Laufe seines Lebens lernt der Mensch allerlei Menschen kennen. Die einen möchte man nicht mehr missen, mit anderen kommt man partout nicht klar. Das ist völlig normal und passiert wahrscheinlich jedem. Wenn man da so in einer ruhigen Minute mit der Frage kämpft, was aus XYZ geworden ist, dann könnte schnell eine große Sucherei beginnen, und die Minute wird zu vielen Stunden. Aber wie kamen sie denn mal ins Leben?
Klar, Kindergarten, Schule, vielleicht Studium oder Ausbildung, Armee, wechselnde Jobs: So kommt man in Kontakt mit neuen Leuten. Außerdem stolpert man auch über Menschen, wo man sie gar nicht erwartet. Das sind meistens die besten Begegnungen. Von meinen Indianern der Kindheit und Jugend ist eigentlich nur einer übrig geblieben. Das ist OK. Mancher hat nicht so viel Glück. Dafür kamen und gingen im Laufe meiner fast 44 Jahre jede Menge Leute des Weges. Manche blieben hängen, manche gerieten in Vergangenheit. Aber in gewisser Weise waren sie alle Indianer.
Abschnitte und Episoden bestimmen die Freunde
Ich hatte eigentlich bis vor reichlich 21 Jahren einen ziemlich großen Freundeskreis. Zu der Zeit hatte ich meine Lehre hinter mir und hatte eine ernst zu nehmende Beziehung. Aus Gründen, die nicht hierher gehören, zogen wir damals weg und landeten in ziemlich windigen Kreisen. Danach kam nur ich wieder zurück. Warum, das gehört auch nicht hierher. Ich war damals heilfroh, dass ich zu der Zeit Freunde hatte, die mir dabei halfen, diese Zeit zu verarbeiten.
Mit der Zeit wurden es aber immer weniger Freunde. Und durch eine weitere ernst zu nehmende Beziehung verlor man sich mit der Zeit aus den Augen. Andere Menschen traten ins Leben. Die spielten aber nicht mehr so die Rolle, nachdem diese Beziehung dann auch vorbei war. Was blieb, ist ein echter Freund. Und das ist eigentlich alles, was übrig blieb. Bekannte, Kontakte und dergleichen sind ja etwas anderes als Freunde. Und den Status bekommt nicht jeder. So ist das auch bei meiner jetzigen ernst zu nehmenden Beziehung, die hoffentlich meine letzte sein wird.
Viel Zeit verging seit meinem großen Freundeskreis. Wenn man da manchmal so mitbekommt, was aus dem einen oder anderen geworden ist, dann fragt man sich, wie es dazu kommen konnte. Es gibt in der Tat Menschen von früher, die es nicht einfach im Leben hatten. Es ist dann schade, wenn man erkennt, dass diese Menschen dann nicht das Telefon benutzen, um schwere Zeiten weg zu quatschen. Denn genau das macht Freunde aus. Und das ist dann das, was ich als Indianer bezeichnen würde.
Es gibt keine Indianer mehr
Die Indianer der Vergangenheit sind weg. Das muss jeder zugeben. Man hat im Laufe der Zeit andere Ansichten, und man bezeichnet sie dann als Freunde. Niemand sollte gänzlich ohne Freunde sein Dasein fristen. Aber Indianer sind es nicht mehr, und man tobt auch nicht durchs Abenteuerland. Jeder wird älter. Und manchmal ist es schade, dass diese Zeiten vorbei sind. Es gibt ja noch die Erinnerungen.
Der Hustenanfall, nachdem man das Rauchen heimlich probiert hatte. Die erste Party ohne elterliche Aufsicht. Windschiefe Bauten, die wir „Buden“ nannten. Und all das. Das waren Erlebnisse von früher. Irgendwo sind diese Dinge noch vorhanden. Aber sie sind eben nicht mehr präsent. Und die Indianer sind erwachsen geworden.