Haben Sie auch langsam genug von dem wenig griffigen Begriff der Digitalisierung? Es wirkt wie ein Buzzword. Und damit verpasst man viele wichtige Chancen. In der Industrie sind wir schon mal auf dem Weg, die Digitalisierung ernst zu nehmen. Aber im privaten Bereich denkt man da automatisch an die intelligenten Kühlschränke oder Smart Home. Und wie sieht es in der Schule aus? Es wirkt, als ob das noch ziemlich viel Zukunftsmusik ist und vielleicht sogar als Humbug eingestuft wird. Das aber ist ein Fehler.
Digitale Kompetenz früh erlernen
Kennen Sie das? Sie hören von den Kids, dass die Klassenkameraden alle WhatsApp haben und dieses und jenes gerade angesagte Spiel daddeln und nun der Spross das auch haben will. Wie viele Eltern gibt es, die dann der Meinung sind, dass die Kinder für das Internet zu jung sind und sie lieber Fahrrad fahren sollen? Die Bewegung ist sicherlich nicht die dümmste Idee. Aber „zu jung“ ist bei den meisten Kindern doch eher nur eine faule Ausrede, damit man den Umgang mit dem Internet möglichst spät erklären muss.
Es hat sich in vielen Ländern gezeigt, dass es durchaus klug ist, die Kids möglichst früh an digitale Dinge heran zu führen. Wir reden hier nicht davon, dass der Säugling lernen soll, wie man die Teletubbies bei Youtube findet. Es geht um solche Dinge wie: „Wie wird das Insekt bezeichnet, das heute morgen bei mir im Zimmer am Fenster saß, als ich aufgestanden bin?“
Digitale Kompetenz heißt ja, dass man lernt, wie man sich möglichst sinnvoll mit dem Internet beschäftigt und die Dinge findet, die man sucht. Und wenn man das so weiter denkt, dann geht das ja dort hin, dass eben wirklich mit dem Smartphone oder einem Tablet fotografierte Dinge im Unterricht besprochen werden können, wenn sie denn dann an ein Whiteboard gesendet werden. Kinder sehen Dinge nun einmal mit anderen Augen als Erwachsene. Und das muss man möglichst früh fördern. Deshalb müssen Kinder lernen, wie genau so etwas geht.
Nicht mehr in diesem Leben
Ich glaube aber, dass das Alles noch sehr lange dauern wird, bis irgendwas alltagstauglich umgesetzt wird. Das Ganze scheitert schon an der Infrastruktur in Schulen. Da gammeln immernoch vorsintflutliche Computer mit Windows XP herum. Da wirken Lehrer so, als seien sie heillos überfordert und würden die Digitalisierung verteufeln. Von Online-Bibliotheken, auf die die Kids von ihren Smartphones aus Zugriff haben, oder Vorträgen der Lehrer im Stream nach Hause sind wir noch Welten entfernt.
So kommt es dann mit hoher Sicherheit dazu, dass Schüler dann die Technik ausschließlich für ihre Spiele und Chats nutzen und dieses gefährliche Halbwissen nicht richtig dann in Ausbildung / Studium und später dann im Berufsleben einsetzen. Ich habe im Laufe meiner IT-Karriere oftmals von Leuten irgendwelche seltsamen Dinge erfahren, die man mal irgendwo gehört hat. Aber man kann sie eben nicht erklären und hat auch nicht gelernt, richtig damit umzugehen.
Die Digitalisierung der Schule wird passieren. So lang aber niemand sieht, dass dies dringend nötig ist, um nicht den Anschluss zu verpassen, so lang tritt man auf der Stelle. Mein Eindruck ist, dass das nicht mehr in diesem Leben stattfinden wird. Ich habe erfahren müssen, dass den Schülern einfach nicht beigebracht wird, wie man heutzutage in digitalen Medien recherchiert. Aber ich nehme an, es liegt nicht am Willen, sondern eher an fehlenden Möglichkeiten und an der fehlenden Kompetenz.
Aber es gibt Hoffnung
In Bayern nehmen sie sich nun die Schulen vor. Zwar sind nach wie vor Handys an der Schule verboten. Aber es kommt Bewegung in diese Statik. Wenn nämlich Schulleitung und Lehrer sich von dem Standpunkt verabschieden, dass Kids eh nur im Unterricht auf ihren Handys herum daddeln würden, könnte man auch ein neues Schulkonzept entwickeln. Und hier geschieht eben ein Paradigmenwechsel. Man kann ja die Digitalisierung eh nicht aufhalten. Man kann den Kindern aber das Handwerkszeug für den Umgang mitgeben.
Unternehmen sind auf dem Weg in die digitale Welt. Das bekomme ich durch viele Berichte und durch meine tägliche Arbeit mit. Mein Arbeitgeber will sich ja an die Seite der Firmen stellen und ihnen dabei behilflich sein, den Weg ins Digitale zu schaffen. Jetzt müssen wir es nur schaffen, dass den künftigen Generationen in der Arbeitswelt die Kenntnisse zur Verfügung stehen, hier mitzumachen.
Das ist eine der größten Aufgaben unserer Zeit. Die nächste große Aufgabe ist, dass man begreift, dass das Internet eben wesentlich mehr als Facebook, WhatsApp, Instagram und Co. ist. Es geht darum, dass man weiß, wie man damit umgeht. Und das muss schon in der Schule vermittelt werden. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Sie muss nicht mit anderen Ansichten übereinstimmen.