Facebook steht vor der größten Änderung seines Newsfeeds seit Jahren. Es klingt so wenig spektakulär, was der Riese vorhat. Aber es ist ein gewaltiger Schritt, den vor allem Unternehmen, Medien und andere mit Facebook-Seiten feststellen werden. Facebook will wieder persönlicher werden. Nichts geringeres passiert. Sie werden vielleicht jetzt mit den Schultern zucken und ein gepflegtes „Ja, und?“ von sich geben. Aber ich werde Ihnen mal erklären, was das bedeutet und was es für mich zur Konsequenz hat.
Facebook: Weniger Medien, mehr Familie
Facebook war ja mal so groß geworden, unter anderem weil das Netzwerk darauf gesetzt hatte, eine Möglichkeit zu sein, Freunde (wieder) zu finden oder Kommunikation zu veranstalten. Man hatte im Newsfeed meistens so etwas wie das gerade frisch gekochte Mittagessen von Freund A oder einen Suchaufruf nach der entlaufenen Katze von Freund B. Das ging alles mit der Zeit verloren. Immer mehr Werbung wurde eingeblendet, und mit der Zeit war der Newsfeed ein reines Tummelbecken für Facebook-Seiten von Unternehmen und Medien.
Ich fand mit der Zeit, Facebook wurde zum reinen Ärgernis. Ich hatte zwischenzeitlich komplett vergessen, mit wem ich alles in Kontakt stehe. Wenn ich nicht zwischendurch mal nach meiner Kontaktliste geschaut hätte, hätte ich verschiedene Kontakte wohl ganz vergessen. Das führte dazu, dass ich das Netzwerk bis auf meine Facebook-Seite so gut wie überhaupt nicht mehr genutzt habe. Facebook will nun aber zurück zu den Wurzeln. Weniger Medien und Unternehmen, dafür mehr Familie und Freunde.
Das Ökosystem Facebook ändert sich
Facebook wurde ja immer mehr zur Werbehölle, gepaart mit dem Anspruch, ein Medienkonzern zu sein. Wenn ich mir überlege, was Facebook alles gemacht hat, um Facebook-Seiten – diese Fanpages – zu fördern, dann ist diese neue Idee, zurück zu den Wurzeln zu gehen, schon ein großer Einschnitt ins Ökosystem. Da wurde man als Betreiber einer Facebook-Seite pausenlos aufgefordert, Budget freizugeben, um die Reichweite von Beiträgen oder gar von der gesamten Seite zu steigern. Und es gibt diese merkwürdigen Instant Articles.
Alles war dazu gedacht, die Nutzer von Facebook länger auf Facebook zu halten. Und es war dazu gedacht, Geld von Medien und Unternehmen einzunehmen. Jetzt, da es völlig normal für viele Betreiber ist, ein monatliches Budget für die Facebook-Seite bereit zu halten, kommt Facebook selbst daher und ändert den Algorithmus und stuft Facebook-Seiten in der Sichtbarkeit ab. Da muss ich schon sagen, dass das eine – nun ja – interessante Wende beim blauen Riesen ist.
Was bedeutet das nun für mich?
Seit September 2015 habe ich zum Breittreten meiner Blogartikel eine Facebook-Seite. Ich dachte mir halt, dass ich persönliches Profil und Blogartikel trennen müsste. So haben es viele Blogger gemacht. Und ich wollte als modern gelten. Ich dachte mir, dass ich mit dieser Facebook-Seite meine Reichweite auf Facebook enorm steigern könnte. Dem war aber nicht so. Egal, wie viele Nutzer ich laut Facebook mit einem Beitrag erreichte, es schlug sich nicht in Besucherstatistiken in meinem Blog nieder, und Abonnenten wurden es auch nicht mehr.
Das da ist meine Facebook-Seite.
Jetzt ist so eine Facebook-Seite auch immer mit Arbeit verbunden. Es gibt ja doch Verwaltungsaufwand. Und ich frage mich seit einer Weile, ob sich das noch lohnt. Jetzt, nachdem die Katze aus dem Sack ist, was Facebook in den kommenden Tagen vorhat, muss ich diese Frage wohl mit „nein“ beantworten. Heute in acht Monaten wird die Seite drei Jahre alt, dann werde ich sie wohl wieder löschen. Wer mir über Facebook folgen will, kann ja mein persönliches Profil abonnieren.
Das ist mein persönliches Profil.
Jetzt ist es ja nicht so, dass man mir sofort eine Freundschaftsanfrage stellen muss. Wahrscheinlich würde das bei Leuten, die mir nichts sagen, eh ins Leere laufen. Aber man kann ja das Profil abonnieren. Und so mache ich nach und nach einen Schritt zurück zu den Wurzeln, wie ich vor Jahren mal Facebook benutzt habe. Das kann ja nicht ganz so schlecht sein, oder?
Der Aufschrei ist groß
Was habe ich dazu nicht alles gelesen! Angeblich würde Facebook nun mit Katzenbildern „die echten Nachrichten“ unterdrücken. „Des Volkes Stimme“ würde nun unterdrückt werden. Oder wie es hier steht: Das Ende ist nah!1!elf! Alles Quatsch. Wir haben lange Zeit kritisiert, wie sich Facebook entwickelt hat. Dieses „Zurück zu den Wurzeln“ müsste man doch begrüßen. Allerdings: Wie es der Konzern macht, ist wieder typisch Facebook. Man sammelt erst Werbebudget ein, nur um dann sagen zu können dass aufgrund des neuen Algorithmus alles anders ist.
Das muss man ja alles nicht mitmachen. Vor allem, wenn man so eine eher kleine Facebook-Seite hat wie ich. Dann trifft man lieber die Entscheidung, künftig nicht mehr so richtig auf die Seite zu setzen und sie dann abzuschalten. Ich glaube, das können Sie ganz gut nachvollziehen. Insofern: Facebook verkauft das als riesige Änderung, die es vielleicht auch ist. Aber für mich hält sie sich in Grenzen.