Was für eine Horror-Vorstellung: Ein Kanzler Seehofer. Man mag sich gar nicht ausmalen, was der bayrische Provinz-Trump in der Position veranstalten könnte. Gestern stand die deutsche Regierung mal wieder vor dem Aus. Und heute haben sich plötzlich alle lieb? Irgendwie ist das doch alles ein ziemliches Theater. Und es ist kein Ende abzusehen. Denn wir haben ja auch noch den Koalitionspartner SPD. Es bleibt also spannend.
Wieso denn „Kanzler Seehofer“?
Im oberbayrischen Auditown geboren, ist Horst Seehofer nun ganz oben angekommen. Er hat gezeigt, dass er den längsten hat. Als Kanzler Seehofer wäre es wahrscheinlich so, dass er provinziell vor sich hin regieren würde und den Besitzstand wahren würde. Nun hatte er wochenlang die Kanzlerin politisch lächerlich gemacht und damit die Position des ganzen Landes aufs Spiel gesetzt. Das Alles nur, weil ihm die Eier zu dick wurden?
Wie arm ist das? Was wäre denn, wenn es wirklich einen Kanzler Seehofer gäbe? Er hatte ja oft genug darauf hingewiesen, dass man (also er, oder?) in Bayern genug richtig gemacht hätte, weil es dem Bundesland wirtschaftlich sehr gut geht. Auf bundesdeutscher Ebene würde er sich dann wohl auch mit fremden Federn schmücken, da ja Bayern auch erstmal aufgepeppelt werden musste. Aber davon weiß Kanzler Seehofer ja nichts mehr.
Vielleicht wären das dann die Trump’schen Fake News, wenn man ihn mit der Geschichte konfrontiert. Und so kommt mir das Ganze jetzt auch vor. Im Prinzip kommt nun irgendwas zum Abweisen von Flüchtlingen, was vorher auch schon klar war. Aber nun heißt es anders. Und alle finden das nun geil? Kann ich auch ein bisschen von den Drogen bekommen, was Seehofer und Co. da nehmen?
Und Söder so: „Bleib bloß in Berlin!“
Kanzler Seehofer hockt ja in Berlin, was er ja auch kürzlich schon mal als Zumutung empfand. Nun hieß es gestern, dass er sich nicht von einer Frau rausschmeißen lassen würde, die er überhaupt erst zur Kanzlerin gemacht habe. Das zeigt für mich doch, dass er jeden Sinn für die Realität verloren hat. Denn er wollte zurücktreten. Merkel wollte ihn ja gar nicht rausschmeißen. Das wollte er ganz allein.
Aber wie kam es denn zum Sinneswandel? Hat Markus Söder als bayrischer Ministerpräsident etwa gesagt „Nee, Horst, bleib du mal in Berlin. Was willst du denn hier?“ oder etwas in der Art? Da stand er nun, der Horst. Niemand wollte ihn. Und deshalb wollte er dann wenigstens seinen Ministerposten behalten. Und deshalb pappt da auf den Internierungslagern für Flüchtlinge ein anderer Begriff, und schon ist er zufrieden?
Söder hockt in seinem München und kommt vor lauter Lachen nicht mehr in den Schlaf. Kanzler Seehofer hat Deutschland außenpolitisch komplett lächerlich gemacht. Das ist eine Beschädigung, die niemand so hinnehmen kann. Und das nur, weil Seehofer als CSU-Vorsitzender mithelfen wollte, die Landtagswahl in Bayern zu gewinnen. Das ist schäbig und gehört sich nicht für einen Kanzler Seehofer.
Ist Angela Merkel zu schwach für Seehofer?
Die beiden Politik-Figuren sind sich doch schon lange Zeit nicht mehr grün. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das jemals Friede-Freude-Eierkuchen war. Seehofer war eben noch nie so der Hanswurst, den Merkel herumschubsen konnte, wie sie will. Kanzler Seehofer spielt halt in einer anderen Liga als – sagen wir mal – Ronald Pofalla. Dennoch steht es ihm nicht zu, bei jeder popeligen Gelegenheit seine Hose runterzulassen und zu zeigen, dass er angeblich den Längsten hat.
Damit schwächt Horst Seehofer Angela Merkel. Ihre große Zeit ist eh zu Ende. Sie ist eh auf der Durchreise und weiß nur nicht, an wen sie den Staffelstab übergeben soll, nachdem sie alle neben sich weg gebissen hatte. Aber das bisschen Courage im Innersten von Angela Merkel wollte nun Seehofer auch noch zerstören. Er hat mit den Muskeln gespielt und ihr die Pistole auf die Brust gesetzt.
Aber sie ist nicht zu schwach für Seehofer. Ihn will nur sonst niemand mehr. Er hat keinen Platz mehr in der bayrischen Regionalpartei. Angela Merkel hätte den Konflikt vermutlich wie alles andere ausgesessen. Damit hat sie Stärke gezeigt. Und damit hat sie das Affentheater beendet, das Kanzler Seehofer vollkommen ohne Not vom Zaun gebrochen hat. Jetzt ist er eigentlich auch bundespolitisch nicht mehr tragbar. Ich bin mal gespannt, wann ihm das klar wird.
Was macht nun eigentlich die SPD?
Da war ja noch was: Die Union, die ja nicht mehr so sehr eine Union ist, hat ja einen Koalitionspartner. Was macht jetzt die SPD? Eigentlich hat die sich ja mit Händen und Füßen gegen die Einlagerung von Flüchtlingen gewehrt, egal wie man sie nun nennt. Wird sie nun auch umfallen wie der Provinz-Kanzler Seehofer? Oder wird sie sagen, dass das nicht mit ihr zu machen ist? Sollte das passieren, ist die Regierung damit am Ende.
Der frühere Vizekanzler, Niedersachsen-Siggi Gabriel, hatte Seehofer vorgeworfen, Angela Merkel zu erpressen. Und das stimmt auch. In Sachen „Transitzentren“ hat die SPD nun einen ganzen Sack voll Fragen. Die sollen diskutiert werden. Und wer weiß, was dabei am Ende herauskommt. Und all das hat Kanzler Seehofer ohne Not und ohne Grund herauf beschworen. Meiner Meinung nach kann er jetzt dennoch nur noch zurücktreten.
Nein, nein und nochmals nein! Nie und nimmer! Seehofer als Kanzler geht gar nicht. Dazu ist das Amt zu ernst, als dass es mit egoman-narzisstischer Kinderkacke beschädigt werden dürfte. Erpresser haben in der Politik nichts zu suchen. Also entlassen, sofort
Nun ja, er sieht sich allerdings irgendwie so. Nur größer: König, Kaiser, Gott? Aber du hast Recht: Mit Erpressung macht man keine Politik.