In irgendeiner Comedy-Sendung in den Neunzigern haben sie sich über Motivationstrainer lustig gemacht und immer wieder „Tschakka! Du schaffst es!“ geplärrt. Ist Ihnen das auch noch irgendwie geläufig? Es gab ja so viele von diesen Sendungen. Jedenfalls will ich mal ein paar Takte zu den ganzen Tschakka-Rufern loswerden, weil mir das irgendwie unter den Nägeln brennt. Ich meine damit nicht nur die mit ihren Weissagungen für den Alltag, sondern auch die Ratgeber für Blogger.
Tschakka – Das Fantasiewort
Wenn man zum ersten Mal mit dem Wort „Tschakka“ konfrontiert wird, denkt man vielleicht, es müsse aus irgendeiner überlieferten Schrift aus Bhutan oder so stammen und direkt von einer Gottheit ausgerufen worden sein. Eine kleine Überraschung: Das ist nicht der Fall. Bei „Tschakka“ handelt es sich genau genommen um Bullshit, Unsinn oder so. Das Wort ist ein reines Fantasiewort.
Da gibt es den niederländischen Motivationstrainer Emile Albert Rudolf Ratelband. Mit ihm verbindet man den im Titel aufgeführten Ausruf. Der hatte sogar auf dem deutschen Sender RTL2 eine Sendung mit diesem Namen. Mit der genannten Comedy hatte das aber nichts zu tun. Die Veralberung gab es tatsächlich. Ratelbands erfolgreichstes Buch hieß dann folgerichtig eben auch: „Tsjakkaa!“ – Und daraus wurde im Deutschen dann halt „Tschakka!“
Was regt mich denn dann aber so auf?
Kennen Sie den Film „Der verrückte Professor“, in welchem Eddie Murphy einen schwergewichtigen Wissenschaftler spielt, der unbedingt dünn werden will? Als es mal nicht so läuft, bekommt er eine Fressattacke und guckt sich irgendeinen Motivationstrainer im Fernsehen an. So müssen sich viele Menschen auch manchmal fühlen. Sie leisten viel und schaffen viel, aber bei Problemen fallen sie sofort in ein tiefes Loch.
Und dann kommen diese Motivationsmenschen um die Ecke und erzählen denen, dass sie trotz eingewachsenem Zehennagel und „ohne Strümpf‘ und ohne Schuh'“ die Zugspitze hinauf geklettert sind. Und am Ende heißt es: „Und du kannst das auch!“ – Wirklich? Kann das jeder? Warum sind dann solche Menschen immer irgendwas besonderes und tingeln von Talk Show zu Talk Show und bieten für viel Geld Bücher und Seminare an?
Bei Bloggern ist es das Gleiche. Da gibt es ganze Armeen von Motivatoren, die einem erzählen wollen: „Ich habe in zwei Wochen durch meinen einzigartigen Elevator Pitch 3000 neue Follower gecatcht. Und du kannst das auch. Ich zeige dir wie“. Dann soll man Newsletter abonnieren und vielleicht irgendwas kaufen. Aber am Ende stellt man fest, dass die alle irgendwie das Gleiche erzählen. Ist es dann so etwas besonderes?
Was bevorzuge ich denn stattdessen?
Was soll ich mit dem ganzen „Tschakka“-Gebrüll? Das muss doch auch anders gehen. Klar könnte ich mir alle möglichen Ausführungen vom Stile „Und du kannst das auch“ zu Gemüte führen. Aber ist es das wirklich wert? Ist es nicht viel besser, Dinge mit Freude zu tun? Und ich meine das nicht so wie „Freu dich auch auf das, was dir nicht gefällt“.
Meinen Blog schreibe ich, weil mir das Freude macht. So würde ich wohl auch nicht über Dinge schreiben, bei denen ich keinen Spaß habe oder mit denen ich nichts anfangen kann. Im Beruf kann man es sich halt nicht einfach so aussuchen. Aber man kann für sich selbst priorisieren. Was spricht dagegen, zunächst die Dinge zu tun, die einem nicht so liegen? So wäre dann die „liebste“ Aufgabe im Block sozusagen die „Belohnung“.
Nein, das hat nichts mit Motivation zu tun. Und somit auch nichts mit „Tschakka“. Das halte ich für überschätzt. Das mögen andere Menschen anders sehen. Aber mit irgendwelchen Fantasieworten will ich dann auch nicht so sehr viel zu tun haben. Denn wenn es keine echte Bedeutung für „Tschakka“ gibt, was soll mich dabei motivieren? Ich komme damit gut zurecht. Aber das ist halt mein Weg. Ob das andere auch so machen können / sollen / müssen, muss jeder selbst wissen.