Die zweite jemals erschienene Single der Lighthouse Family war die Easy Listening Nummer „Ocean Drive“. Was haben wir das Lied gemocht, als es aktuell war. Tunde Baiyewu mit seiner warmen Stimme und das kompositorische Geschick von Paul Tucker hatten es uns angetan. Und mit „Ocean Drive“ hatten sie uns damals erwischt. Aber geht es wirklich um die legendäre Straße in Florida?
We’ll live on Ocean Drive
Sag, dass es wahr ist, schwarz und blau. Ich kann deine Situation verstehen. Halte an unseren Emotionen fest. Sie werden uns nur zum Weinen bringen. Und du gehst. Aber ich weiß nicht, was du weißt. Es ist irgendwie nicht so ganz ernst. Wenn die Wolken ankommen, werden wir auf dem Ocean Drive leben.
Er hat dich verlassen, schwarz und blau. Ohne ein Wort der Erklärung. Und er nahm deine Liebe für selbstverständlich an. Und er verließ dich und ließ dich hängen. Aber du weißt, eines Tages wirst du dich fragen, was du jemals in ihm gesehen hast. Wenn dieser Tag kommt, werden wir auf dem Ocean Drive leben.
Ich weiß nicht, warum du so traurig bist. Die Sonne wird auf alles scheinen, was du tust. Und der Himmel ist so blau. Die Sonne wird auf alles scheinen, was du tust.
Easy Listening aus Newcastle upon Tyne
Nein, die Lighthouse Family kam nicht aus den USA. Die beiden Musiker stammen aus Nordost-England, aus Newcastle. Also die Band wurde dort gegründet. Sänger Tunde Baiyewu mit seinen nigerianischen Wurzeln und Pianist Paul Tucket stammen beide aus London und lernten sich auf den University of Northumbria in Newcastle kennen.
1993 wurde dann die Lighthouse Family gegründet, und zwei Jahre später erschien das Album „Ocean Drive“ mit eben jenem Titelstück. Diesen Ocean Drive gibt es wirklich, nur ist es nicht die berühmte Straße in Florida, sondern in einer Kleinstadt namens South Shields in der Nähe von Newcastle. Mittlerweise heißt die Straße Ocean Road.
Die führt von der City in South Shields direkt zum Vergnügungspark an der Nordsee. Sozusagen ein kleiner Sehnsuchtsort. Und die Geschichte des Liedes dreht sich um diese Straße, wo alles besser wird, wenn sie erstmal ihren Schmerz überwunden hat. „Ocean Drive“ hatte sich Mitte der Neunziger wunderbar abgehoben von allem, was sonst so gespielt wurde. Und das fanden wir damals sensationell.
Was wurde aus der Lighthouse Family?
Haben sie ihren Sehnsuchtsort gefunden? Der Erfolg der beiden Musiker spitzte sich ja enorm zu und gipfelte 3 Jahre nach „Ocean Drive“ in der Hymne „High“. Ein weiterer großer Hit war „(I wish I knew how it would feel to be) Free / One“. Aber dann fiel der Erfolg in sich zusammen. Und das war verdammt schade.
Mittlerweile machen beide solistisch herum und haben eher so zweifelhaften Erfolg. Solche Musik wie zu Zeiten von „Ocean Drive“ wird von ihnen nie wieder kommen. Und vermutlich wird es solche Musik insgesamt schwer haben. Denn das ist nicht einfach so kurz zusammen geklöppelt. Das war Musik, die auch nach über 20 Jahren aktuell und keineswegs angestaubt klingt.
Auch heute noch gilt die Gesetzmäßigkeit: Irgendwann geht für jeden wieder die Sonne auf. Das haben die beiden Musiker in diesem unfassbar guten Lied sagenhaft gut umgesetzt. Vielleicht kreuzen sie ja mal wieder zusammen auf und versuchen eine gelungene Wiederbelebung, wie es OMD auch geglückt ist.