Ich mag Blogger-Tipps nicht besonders. Die meisten von ihnen kann man eigentlich glatt vergessen. Denn es gibt oftmals nicht viel Erkenntnis. Wie oft bin ich schon von einem Blog-Artikel enttäuscht worden, der in der Überschrift suggerierte, die Antwort auf meine Fragen zu bieten! Viele dieser Hinweis-Verteiler stellen sich wie Einhörner hin: Als Symbol für das Gute. Und eigentlich gibt es sie gar nicht.
Drölfundzwünfzig Blogger-Tipps
Meine Güte! Was muss ich da immer wieder lesen! „Meine <beliebige Zahl einsetzen> Blogger-Tipps, die garantiert funktionieren“ oder so etwas. Man soll Bilder verwenden. Und man soll eine „Mindmap“ nutzen, was im Prinzip nichts anderes als „Misthaufenfahren“ ist. Und ganz wichtig: „Finde das richtige Blog-Thema!“.
Glauben diese Verkünder der Blogger-Tipps eigentlich daran, was sie da verkünden? Oder kommen die nur mit irgendwelchen gesammelten Werken um die Ecke? Ich habe meinen Blog seit 10 Jahren und ein paar Wochen. Das Domain-Alter beträgt 11 Jahre und 124 Tage. Ich glaube schon, dass ich mich ein bisschen auskenne.
Ich kam bisher immer so klar, dass ich geschrieben habe, wie es mir gefiel. Im Jahr habe ich knapp 5,5 Millionen Seitenaufrufe. Das ist jetzt nicht so wenig. Das würde nicht passieren, wenn ich keine Reichweite hätte. Und die wiederum bekommt man ja nur, wenn man sinnvolle Artikel schreibt, die den Lesern weiterhelfen oder sie unterhalten.
Solche Baukasten-Dinge wie „Die optimale Artikel-Überschrift“ führen meistens zu nichts. Sie schütten aber Dinge zu, die vielleicht interessant wären. Es gibt schon ansprechende Seiten, auf denen auch Blogger, die einige Jahre schon bloggen, Anregungen finden. Aber viel ist da sonst nicht. Und das ist schade.
Guckt nie aufs Geld!
Ich betreibe meinen Blog auch nach 10 Jahren immernoch nur nebenbei. Sicher, ich hätte die Chance nutzen sollen, richtig Geld zu verdienen. Schließlich gibt es unfassbar viele Webseiten, die einem suggerieren, sie könnten dem Interessierten erklären, wie man schnell reich wird im Internet. Am Ende geht es darum, Leute zu finden, die anderen Leuten Kurse andrehen, wie sie anderen Leuten Kurse andrehen, wie sie anderen Leuten Kurse andrehen.
Nein, Bloggen funktioniert nicht so. Das Geld sollte immer an letzter Stelle stehen. Ich habe viele Blogger erlebt, die über kurz oder lang ihre Blogs eingestampft haben, weil sie nicht genügend Geld damit verdient haben. Bloggen ist immernoch das Erzählen von Geschichten, das Berichten, das Erklären, das Unterhalten. Wenn das Geld einbringt, schön und gut. Aber es ist nicht der Zweck.
Worauf ich so schaue
Dieser Artikel folgt einer Anregung. Der Walter Epp schrieb als „Schreibsuchti“ mal auf, in welche Fettnäpfchen Blogger trampeln können. Ich schreibe mal zu seinen 20 Punkten auf, ob das für mich von Relevanz ist und wie ich das handhabe.
Auf die Plätze, fertig, los.
- Schlechtes Hosting: Der Hoster sollte schon in der Lage sein, ein vollständiges Backup der Webseite zu erstellen. Ich halte das für sehr wichtig und habe hier Vorkehrungen getroffen.
- Vorlagen: Habe ich noch nie benutzt, glaube ich.
- Die Super-Dooper-Empfehlung: Kam bei mir nie infrage.
- Leuchtreklame: Nee, Werbebanner sind doch total doof.
- Link-Kauf: Wer kommt denn bitte auf diese Idee? Werbung für eine Seite ist etwas anderes. Aber Link-Kauf? Sorry, nein.
- Gekaufte Fans: Auch so ein Thema. Für so etwas würde ich nie Geld ausgeben. Da kann nichts sinnvolles heraus kommen.
- Gefälschte Kundenstimmen: Macht das tatsächlich jemand?
- Artikel-Klau: Ich erinnere gern an meine eigenen Erlebnisse. Und dabei war ich selbst mal unbewusst zu nah am Original.
- Auf fremdem Grund: Seitdem ich die Webseite habe, ist sie selbstgehostet. Ich würde gar nicht auf die Idee kommen, bei solchen Spaßhostern wie wordpress.com oder so „zu wohnen“.
- Social Media: Das halte ich alles für überschätzt. Aber der Walter schreibt hier von einer Email-Liste. Soll ich meinen Newsletter reaktivieren?
- Get Rich Quick: Nein, ich will nicht wissen, wie man schnell reich wird. Und ich will das auch niemandem erzählen. Dazu habe ich oben alles gesagt.
- Keine Email-Liste: Ist es wirklich so, dass man eine Email-Liste braucht? Also einen Newsletter? Was macht man damit? Ich weiß es nicht. Da mir aber soziale Netzwerke suspekt werden, muss ich das nochmal neu bewerten.
- Auf dem Ego-Trip: Natürlich schreibe ich über mich. Aber nicht nur. Ich denke schon, dass ich oft genug anderen – also meinen Lesern – weiterhelfe.
- Trau dich: Ich habe immer wieder Anwandlungen, unbequem zu sein. Wer keinen eigenen Dreck macht, von dem bleibt ja auch nichts am Ende übrig. Oder?
- Markenverletzung: Ein Bekannter wollte ein neues Logo zu seiner Seite und hat sich da etwas gebaut. Ich riet ihm davon ab, da Verwechslungsgefahr bestand. Das macht man also nicht.
- Einkommen verteilen: Nachdem ich kaum etwas mit dem Blog einnehme, zählt das nicht.
- Hoffentlich klappt’s: Man soll Ergebnisse erreichen? Wozu? Und welche sollen das sein? Ja, ich will gelesen werden. Das klappt ja auch. Und sonst?
- Der rechtschreibschwache Schreib-Blogger: Der ist wie Walters „fetter Fitness-Trainer“. Das wirkt einfach unglaubwürdig. Man muss schon aufpassen, wer das Vorbild sein soll.
- Outsourcing: Es klingt logisch, Leserbriefe, Kundenbeschwerden und Lesermeinungen nicht auszulagern. Wer weiß, wie die Leser ticken, weiß auch, mit ihnen umzugehen.
- Man kann nicht alles wissen: Ja, genau deshalb schaue ich ja, wo ich Anregungen her bekomme. Das ist gar nicht so einfach. Aber ohne geht es nicht.
Es gibt keine Einhörner mit Sternenstaub
Ja, Einhörner und Sternenstaub gehören zusammen. Aber es gibt sie nunmal nicht. Blogger-Tipps sind schön und gut, so lange sie realistisch sind. Wenn mir jemand erzählt, er könne mit einem neuen Blog innerhalb eines halben Jahres soundso viele Aufrufe „generieren“ (Das erzählen die wirklich), dann ist das schlichtweg unseriös.
So, wie es unseriös ist, wenn jemand erzählt, man müsse unbedingt „auf Facebook“ sein. Nein, muss man nicht. Ich hatte mich von Facebook zurückgezogen. Hatte ich Einbrüche bei den Besucherzahlen? Nein. Ich bin nun erstmal wieder dabei. Steigen die Zahlen an? Nein. Es ist komplett irrelevant.
Und was mich am meisten nervt, ist die Tatsache, dass man als Facebook-Nutzer Teil des Produkts ist. Nicht mehr. Ich habe aber selbst mein Produkt. Meinen Blog. Insofern können jegliche Facebook-macht-den-Unterschied-Ratschläge raus aus den Blogger-Tipps.
Was ist das Wichtigste beim Bloggen?
Egal, was andere mir erzählt haben oder was ich in vielfältigen Blogger-Tipps gelesen habe, ich habe für mich festgestellt, was das Wichtigste beim Bloggen ist.
- Sei authentisch, auch wenn du dich mal irrst
- Erzähle deine Geschichte und sei unbequem
- Schau nicht auf’s Geld, das gibt es nicht für das Bloggen
- Hör auf deine Leser, sie haben immer Recht
- Hör auf, Blogger-Tipps zu lesen
Und damit will ich es eigentlich auch bewenden lassen. Der Artikel ist eh schon viel zu lang geworden. Aber mich interessiert, was andere so denken. Vielleicht gibt es ja Reaktionen in den Kommentaren.
Ich blogge seit 2004. und habe nie Werbung drauf geschaltet. und nie auch nur einen Cent damit verdient. Ob Facebook oder Instagram – das hat nur in einer Hinsicht Einfluss auf meinen Blog gehabt: Das Zeug hat so viel Zeit gefressen, dass ich den Blog vernachlässigt habe.
Wichtig ist guter Inhalt. Ehrlicher Inhalt. Exklusiver Inhalt.
Und wenn man Grütze geschrieben hat, ein ehrliches Mea Culpa.