„Leave a light on“ war im Herbst 1989 irgendwie so der passende Soundtrack für die zu Ende gehende Ära der geteilten Welt. Eine gute Nummer, wie ich finde. Sie war irgendwie positiv, kraftvoll und tat niemandem weh. Mancher dachte sich ja sonstwas, wenn es darum ging, eine Kerze für jemanden anzuzünden. Vor allem im Osten, wo das am Ende der DDR ein Ritual wurde. Aber hat „Leave a light on“ etwas damit zu tun? Lest einfach mal ein bisschen weiter.
Darling, leave a light on for me
Nimm dir meine Hand und sag mir, was du jetzt fühlst. Versteh doch, dass es erst der Anfang ist. Und obwohl ich gehen muss, bringt es mich zum Weinen. Ich weiß nicht, wann ich dich wiedersehen werde.
Ja, ich weiß, wonach ich jetzt frage, ist verrückt. Du solltest gehen und einfach müde vom Warten werden. Aber wenn ich deine Liebe verlieren würde, die aus meinem Verlangen gerissen wurde, das würde das einzige Bedauern in meinem Leben sein.
Liebling, lass ein Licht für mich brennen. Ich werde da sein, bevor du die Tür schließt, um dir all die Liebe zu geben, die du brauchst. Liebling, lass ein Licht für mich brennen. Denn wenn mich die Welt wegbringt, wirst du immer die Luft sein, die ich atme.
Genau wie ein Funken, der die Dunkelheit erhellt. Baby, das ist dein Herz. Liebling, lass ein Licht für mich brennen. Ich werde da sein, bevor du die Tür schließt. Ich werde all die Liebe sein, die du brauchst.
Stevie Nicks und die Beatles
Ja, es ist jetzt nicht so das unglaublich tiefgehende Meisterwerk. Aber es ist eine gute Rockpop-Nummer, wie sie Ende der Achtziger in rauen Mengen zu hören waren. Belinda Carlisle hatte „Leave a light on“ auf ihrem dritten Solo-Album „Runaway horses“ veröffentlicht. Ein Großteil des Albums wurde von Rick Nowels und Ellen Shipley geschrieben, so auch dieses Lied.
Die beiden Musiker hatten bereits mit Größen wie Jennifer Rush, Joan Jett, John Waite und eben auch Stevie Nicks zusammengearbeitet. Und dieses Lied hier haut in die gleiche Kerbe wie der große Hit von Belinda Carlisle, „Heaven is a place on earth“: Unaufdringlicher Poprock mit kräftiger Frauenstimme, die über Liebe singt.
Aber „Leave a light on“ war dann doch anders. Mitten im Lied hört ihr ein schönes Gitarren-Solo. Das ist die legendäre Slide-Gitarre von George Harrison. Die hatte er schon in den Sechzigern bei den Beatles ausgepackt. Weltbekannt sein Gitarrenspiel zu seiner Hymne „My Sweet Lord“. Und das hatte er eben auch bei Belinda Carlisle gemacht.
Es war die Idee von Rick Nowels, George Harrison zu engagieren. Und so nahm das Alles seinen Lauf. „Leave a light on“, die geradlinige Nummer der blonden Sängerin, ging weltweit ziemlich steil. Ausnahmen waren Finnland, Deutschland, Neuseeland und Polen. Sonst war das ein ziemlich repektabler Top-Ten-Hit.
Das Lied
Belinda Carlisle hatte eine schwierige Zeit mit Drogen, Alkohol und überhaupt mit dem Verlust eines Ziels. Mittlerweile engagiert sie sich für LGBT-Rechte, ist Vegetarierin und ist irgendwie aus diesem Tal raus. Vielleicht hatten die Fans auch eine Kerze ins Fenster gestellt, so wie man das halt macht, wenn jemand abhanden gekommen ist. Sie hatte auch bis 2017 Alben veröffentlicht. Also still ist sie nicht.
„Leave a light on“ sprüht vor Optimismus, dass alles am Ende gut wird, wenn man daran glaubt. Und wenn man bereit ist, sich hinzugeben, auch mal abzuwarten, dann ist es das, was Beziehung am Ende bedeutet. Deshalb halte ich das Lied für ziemlich gut gelungen. Wie findet ihr das Ganze denn? Ja, es ist nicht der Stein der Weisen in Sachen Musik. Aber es ist ein recht rundes Ergebnis, oder etwa nicht?