Kennen Sie den News-Aggregator Rivva? Rivva steht für die lautmalerische Version von River, also Fluss. Es handelt sich um einen der einflussreichsten News-Aggregatoren im deutschsprachigen Raum. Frank Westphal filtert laut eigener Aussage mit ihm „die sozialen Netzwerke nach den meist empfohlenen Artikeln und meist debattierten Themen“.
Rivva wird nun aufgrund des Leistungsschutzrechts für Presseverlage, welches am 01.08.2013 in Kraft tritt, neu ausgerichtet. Dabei werden hunderte Webseiten künftig nicht mehr gelistet. Wie wichtig Rivva für die deutsche Medienbranche ist, wird sich erst dann für die Verlage herausstellen.
News-Aggregatoren sind ja Presseverlagen ein gewaltiger Dorn im Auge. Aus diesem Grund wird in dieser Woche dieses ominöse Leistungsschutzrecht für Presseverlage in Kraft treten. Das wird dann zur Folge haben, dass jeder, der mit Link und Anrisstext auf ein Presseerzeugnis verlinkt, lizenzpflichtig wird. Wie es in dem Taxifahrer-Vergleich heißt, dass dieser dem Wirt etwas zahlen soll, weil er ihm Gäste bringt, so sollen Webseiten dafür bezahlen, dass sie Artikel aus Presseerzeugnissen empfehlen.
Frank Westphal beugt sich diesem Unsinn. In einem aktuellen Artikel schreibt er darüber, dass zwar einige Verlage sich per Opt-In FÜR die Nutzung von Snippets und Verlinkungen zum Original-Erzeugnis ausgesprochen haben, aber rund 650 eben nicht. Und eben die werden nicht mehr in der Aggregation auftauchen. Bevor man sich auf einen rechtlichen und bürokratischen Drahtseilakt begibt, ist diese Entscheidung konsequent und richtig.
Die Folgen werden aber schwierig sein. Denn laut Marcel Weiss von Neunetz haben bei Rivva nachweislich sehr viele Journalisten gelesen. Laut seiner Aussage kommt nun die Beweglichkeit des Systems des Journalismus zum Erliegen. Und deshalb ist das Leistungsschutzrecht für Presseverlage eine einzige Katastrophe für die deutsche Öffentlichkeit.
Man mag zwar nun sagen, dass nun Blogs – wie vielleicht meiner – anstelle von Springer (WELT, BILD etc.), Funke-Medien (WAS-Gruppe, Der Westen etc.), Burda (Focus etc.) und dergleichen mehr aufgeführt werden sollen. Das mag auch im Kern richtig sein. Aber die Presselandschaft im Internet wird sich durch diesen Unsinn grundlegend verändern. Ein Blog kann niemals an die Stelle eines Presseerzeugnisses treten. Das ist auch gar nicht der Anspruch. Denn ein Blog ist in allererster Linie mal subjektiv und parteiisch. Das sind so die Eigenschaften, die Medien eigentlich nicht haben dürfen.
Ich habe Rivva nie sonderlich umfangreich genutzt. Und wenn ich jetzt in den Webseitenkopf des Aggregators schaue, grinst mich ein Logo der Süddeutschen Zeitung (Pro-Leistungsschutzrecht) an. Hier sind ein paar Fragen, denen ich noch gedanklich nachgehen muss. Aber wenn Rivva auf mich verlinken möchte, darf das ruhig gemacht werden. Und zwar mit Anrisstext. Ich habe ja da auch etwas davon, also werde ich einen Teufel tun und irgendwelche Ansprüche anmelden.
Warten wir einmal ab, inwieweit die Rivva-Umstellung Einfluss auf den Nachrichtenfluss im Internet hat. Ich denke, das wird sich erst in ein paar Wochen zeigen. Aber was meinen Sie? Welche Auswirkungen wird man durch diese Geschichte feststellen?