Ja, geht’s noch? Da stellt sich NSA-Chef Alexander vor die geballte Hacker-Eminenz auf der „Black Hat“ in Las Vegas und fleht die Leute dort an: „Bitte helft uns!“. Er hatte dabei wahrscheinlich vergessen, dass ein ehemaliger Mitarbeiter, ein gewisser Herr Snowden, jahrelang auf Missstände aufmerksam gemacht hatte und nur gegen Wände gelaufen ist. Und nun sucht die NSA Hilfe, um besser zu werden? Ehrlich?
Ich habe es nur am Rande mitbekommen. Die NSA will besser werden. Aber es ist nicht wirklich klar definiert, wobei sie besser werden will. Wollen die Leute nun erfolgreicher beim Einsammeln von Daten werden? Wollen sie erfolgreicher beim Eindringen in die Privatsphäre werden? Oder wollen sie einfach nur endlich das Völkerrecht und die nationalen Bürgerrechte befolgen? Es wird nicht so richtig klar, warum Alexander gerade Hacker um Hilfe bittet.
Hintergrund ist ja, dass die NSA mittels XKeystroke technisch dazu in der Lage ist, alles aufzuzeichnen, mitzuschneiden und zu speichern. Sie sagen zwar immer wieder, dass sie das nicht täten, aber so richtig glaubt ihnen keiner. Ob dies in jedem Fall verfassungskonform ist, wird allerortens heftig diskutiert. Aber es ist wohl so, dass sehr viele Beobachter und Experten nicht der Ansicht sind, dass die Behörde Gesetze einhält.
Es ist schon bemerkenswert, wie viel Material Edward Snowden eingefangen hat. Er wurde zwar auch schon ob seiner Salamitaktik kritisiert. Aber nur so ist das alles halbwegs verdaulich. Und es wird nicht aufhören. Immer wieder neue Paukenschläge, wie sehr sich der US-Geheimdienst am Datenschutz vergangen hat. Und immer wieder Beschwichtigungen und Unschuldsbeteuerungen. Und dann wird es trotzdem immer wieder anders bewiesen.
So, wie es aussieht, ist mittlerweile auch für Präsident Barrack Obama die Luft dünn geworden. Und da rede ich noch nicht davon, dass irgendwelche Konsequenzen gezogen werden. Man sieht nur allmählich die Erkenntnis kommen, dass diese Überwachungspraktik einen unwahrscheinlich hohen Preis einfordert: Nein, nicht nur die freie Meinungsäußerung wird eingeschränkt. Nicht nur die Informations- und Pressefreiheit werden beschädigt. Nein, auch der weltweite Wissenstransfer zwischen Universitäten, Instituten, Unternehmen usw. könnte ins Stocken geraten, was unfassbare Auswirkungen für die Weltwirtschaft haben könnte.
Das kann keiner wollen. Und dabei will die NSA auch noch Hilfe? Unfassbar, dass Keith Alexander überhaupt diese Bitte geäußert hat. Verstehen wird sie sicherlich auch niemand. Nein, Hilfe können sie nicht erwarten. Jedenfalls nicht bei ihren Praktiken.