Ach und Weh über die deutsche Huffington Post

Ich möchte gern von vornherein klarstellen, dass die folgenden Zeilen nicht dazu dienen sollen, das Konzept der Huffington Post niederzumachen. Es handelt sich nun einmal um den weltweit erfolgreichsten Blog. Dieser Blog ist eine Zeitung, und man schickt sich nun an, einen deutschen Ableger zu produzieren. Unterstützt wird man dabei vom Burda-Verlag.

Die Macher der deutschen Huffington Post suchen derzeit händeringend Redakteure, die zu den alltäglichen Nachrichten etwas beisteuern. Aber so richtig viele und vor allem gute finden sie nicht. Und das hat seine Gründe. Darum soll es in diesem Artikel gehen.

Was ist die Huffington Post?

Die Huffington Post wird herausgegeben von Arianna Huffington. Seit 2011 gehört der politische Blog zum AOL-Konzern und war zur Zeit der Übernahme geschlagene 315 Millionen US-Dollar wert. Die Einnahmen werden generiert durch Werbung, denn die Zeitung ist nur im Internet verfügbar, das heißt dass Verkaufserlöse für eine Zeitung am Kiosk nicht möglich sind. Die 8 Jahre alte Webseite expandiert fleißig rund um die Welt, und so auch nach Deutschland.

Am 10. Oktober soll nun der Startschuss für die deutsche „HuffPo“ kommen. Es handelt sich hier um ein Joint Venture zwischen Huffington Post (AOL) und TomorrowFocus (Burda). Publiziert werden soll auf freiwilliger Basis und ohne Entlohnung. Und trotz dass die Webseite keine Bezahlung ermöglicht, erwarten die Macher trotzdem hochwertigen Journalismus von engagierten und guten Journalisten. Da passt doch irgendwas nicht, oder?

Die Huffington Post erhielt im Jahr 2012 den Pulitzer-Preis für hervorragende journalistische Leistungen in den USA. Daran sehen Sie, dass die Qualität auf jeden Fall sehr hoch ist. Und dieses Argument nebst der Aussage, dass man sehr viel Reichweite für die eigene Webseite erhalten würde, sollen wohl als Entlohnung der Redakteure und Journalisten herhalten.

Pro und Contra deutsche HuffPo

Wir sprechen in Deutschland vom Burda-Verlag, zu dem solche Marken wie die BUNTE, der FOCUS, die FREUNDIN, der PLAYBOY, GUTER RAT, FREIZEIT REVUE, RADIO LEIPZIG, ANTENNE BAYERN, HOLIDAY CHECK oder CHECK24 gehören. Es sind noch etliche Marken und Unternehmen mehr, aber das soll erst einmal genügen. Und dieser Konzern bietet für journalistische Leistung kein Entgelt? Eine Frage: Macht das Burda bei seinen eigenen Publikationen auch? Die amerikanische Huffington Post bezahlt auch nichts, und das regt viele Schreiberlinge kolossal auf. Aber trotzdem erfreut sie sich großer Beliebtheit bei Autoren und Lesern. Und da kommen jetzt einige Kritiken um die Ecke, die t3n zusammengefasst hat:

  • „Anti-Geschäftsmodell für Journalismus“ (Mathias Döpfner, Chef des Axel Springer Verlags)
  • Es soll nicht „das Aggregatorenportal wie in den USA“ werden im „LSR-Vorkämpfer-Verlag Burda“ (Stefan Plöchinger, Chefredakteur von sueddeutsche.de)
  • Das Argument, dass „Erfolg zu Lasten der Berufsjournalisten erwirtschaftet“ wird, ist unverständlich (Stefanie Bamberg, Food-Bloggerin)
  • Bei der Huffington Post geht es um Masse statt um Klasse, ansonsten ist man gespannt, „wie das Konzept der Huffington Post in Deutschland funktionieren wird“ (Jens Ihlenfeld, Herausgeber von golem.de)
  • „Wo liegt also der Nutzen für“ Blogger? Ihre Texte müssen zuerst bei der Huffington Post veröffentlicht werden (Jörg Wittkewitz, freier Autor und Publizist)

Ich habe da auch eine Meinung dazu

Es gibt noch unzählige weitere Meinungen über das Geschäftsmodell. Vom Ausbeutertum habe ich gelesen, von Kostenlosmentalität, von ganz schlimmen Projektionen. Aber ich will dazu mal eins ganz wichtig loswerden:

Ich würde gern hier und da mal einen Gastartikel hinterlassen. Einmal bin ich ja in den Genuss gekommen. Bei zukünftigen Gastartikeln werde ich aber darauf Wert legen, dass als Credits nicht „Geschrieben von XYZ“, sondern „Geschrieben von Henning Uhle“ zu sehen ist. Wer bei mir in der Kategorie „Von Gästen“ nachschaut, der sieht, was ich meine. So ähnlich läuft das offenbar bei der Huffington Post ab.

Ich meine, wenn ich irgendwo einen Gastartikel bringen kann, ist der Inhalt natürlich einzigartig, sozusagen „Unique“. Egal, ob ich das Thema bereits x-fach im Blog hatte oder nicht. Aber der Gastartikel ist eben extra geschrieben. Das kostet mich einige Zeit, in der ich nicht an meinem eigenen Blog arbeiten kann. Aber ich lebe ja auch nicht von meinem Blog, also ist das schon OK.

Für mich wäre eine solche Möglichkeit wie bei der Huffington Post nichts negatives. Denn ich kann viel für meinen eigenen Namen tun. Und wenn der Artikel gut recherchiert ist und gut ankommt, kommen Leser des Artikels vielleicht hierher in mein digitales Wohnzimmer. Ich sehe darin nicht sonderlich viel verwerfliches.

Jetzt sehe ich mich nicht in der Position, dass mich die Huffington Post anspricht. Aber ich habe da nichts dagegen. Warum auch? Es ist auf jeden Fall eine bessere Alternative als der Unsinn von Paperblog, über den ich Anfang des Jahres mal geschrieben habe. Denn im Gegensatz zur Huffington Post, in der ich einen Artikel für diese Seite schreiben würde und Verlinkungen zu meiner Seite erhalten würde, würde Paperblog meine ganzen Bloginhalte zu sich auf die Seite umziehen.

Fazit

Nein, ich bin ganz sicher kein Kandidat für die deutsche Huffington Post. Aber wenn, hätte ich kein Problem damit, Artikel nur für diese Seite zu schreiben. Hauptsache, meine Arbeit wird durch Namensnennung und Link zu meiner Seite wenigstens ein bisschen honoriert. Ein Journalist, der durch seine Schreiberei vielleicht eine Familie ernähren möchte, kann nicht die Zielgruppe sein, um Schreiberlinge zu finden. Aber jemand wie ich hat einen Beruf und betreibt das Schreiben nebenher. Für solche wie mich lohnt sich dann der Aufwand. Mehr gibt es nicht zu sagen. Außer dass es Stephan Koß ziemlich genauso sieht.

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