1984 hatte Bruce Springsteen sein Album „Born In The U.S.A.“ auf den Markt geworfen. Darauf das beeindruckende „Bobby Jean“, das mich jedes Mal wieder packt. Nein, das Liedchen war keine Single. Aber dennoch muss ich mal ein paar Takte dazu schreiben. Denn die Nummer reißt einen jedes Mal wieder mit. Und „Bobby Jean“ ist genau das, was Springsteen auszeichnet: Die kleine Alltagsgeschichte von nebenan, die bestimmt so ziemlich jeder schon mal erlebt hat. Hier haben wir zum Beispiel die Teenager-Liebe.
Goodbye, Bobby Jean
Neulich war ich bei dir zuhause. Deine Mutter sagte, dass du weggegangen bist. Sie sagte, dass es da nichts gegeben hat, was ich hätte tun können. Nun, du und ich, wir kennen uns, seitdem wir 16 sind. Ich wünschte, ich hätte es gewusst. Ich wünschte, ich hätte dich angerufen, nur um dir Lebewohl zu sagen, Bobby Jean.
Du hast mit mir und all den anderen herum gehangen. Wir waren abgewandt und hochnäsig. Wir mochten die gleiche Musik, wir mochten die gleichen Bands. Und wir mochten die gleiche Kleidung. Wir haben uns gegenseitig gesagt, dass wir die wildesten seien. Die wildesten, die wir je gesehen haben. Und ich wünschte, du hättest es mir gesagt. Ich wünschte, ich hätte mit dir gesprochen, um dir Lebewohl zu sagen, Bobby Jean.
Also, wir gingen im Regen spazieren. Wir quatschten über den Schmerz, den wir vor der Welt verbargen. Jetzt gibt es niemanden nirgendwo auf keinen Fall, der mich jemals so verstehen wird, wie du es getan hast.
Vielleicht bist du irgendwo da draußen auf der Straße, in irgendeinem Zug oder Bus und reist allein. In irgendeinem Motel-Zimmer wird das Radio dudeln, und du wirst hören, wie ich dieses Lied singe. Und wenn das passiert, wirst du wissen, dass ich an dich denke und all die Meilen dazwischen. Und ich rufe nur noch ein letztes Mal an, nicht um deine Meinung zu ändern. Sondern nur um zu sagen „Ich vermisse dich, Baby, viel Glück, Lebewohl, Bobby Jean“.
Kloß im Hals
Solche Lieder erinnern einen eigentlich immer an die eigene Teenager-Zeit. Wir waren damals ähnlich verrückt, wie die Personen im Lied. Auch wir hatten unsere Buddies, mit denen wir tagein, tagaus herum hingen. Und auch bei uns gab es Schwärmereien. Wir waren eine ziemlich bunte Truppe, Mädels, Jungs, im Alter „von bis“. Und sicher gab es da auch die- oder denjenigen, der als „Seelenverwandter“ durchgehen konnte. So wie der Erzähler im Lied und seine Bobby Jean.
Und wie das eben auch im Lied erzählt wird, so war das damals bei uns auch. Wenn irgendwer wegzog, aus welchen Gründen auch immer, hätte man vielleicht ganz gern „Auf Wiedersehen“ oder wenigstens „Mach’s gut“ gesagt. Oftmals war das aber gar nicht möglich. Und so trug man ungewaschene Wäsche mit sich herum und hatte immer einen Kloß im Hals, wenn man an den verpassten Abschied dachte. Kennt ihr das? Gerade zu Teenager-Zeiten ist doch sowas normal, oder?
„Bobby Jean“ hatte mich immer fasziniert. Schon als ich damals im DDR-Jugendradio DT64 das komplette Album „Born In The U.S.A.“ mitgeschnitten hatte. Ja, das war damals so: Cassette rein, die Sendung „Duett: Musik für den Recorder“ abwarten und Album aufnehmen. Ich wusste lange Zeit nicht, wer dieser Bobby Jean sein soll. Dass es jemand weibliches war, wurde mir erst später bewusst. Dennoch war das Lied immer einer meiner Favoriten von dem Album.
Geschichten um das Lied
„Bobby Jean“ lässt viel Raum für Spekulationen. Bobby ist ja eine Kurzform. Im Amerikanischen wird der Name sowohl für Robert, als auch für Roberta verwendet. Die Spekulationen gingen sogar so weit, dass man behauptete, das Lied sei ein Abschiedslied für „Little Steven“, also Steve van Zandt. Der hatte die legendäre E-Street Band zu der Zeit verlassen. Und er und Springsteen waren eben solche Buddies. Als sich die E-Street Band 1999 wieder zusammen tat, war van Zandt dann auch wieder dabei.
Darüber hinaus gab es vor diesem legendären Album das recht depressive Album „Nebraska“, was Springsteen sehr am Herzen lag. Es wurde behauptet, dass „Bobby Jean“ auch ein Abgesang auf dieses Album sei. Alles in allem ist es allerdings ein Abschiedslied, verpackt mit fetten Gitarren, einem polternden Schlagzeug von Max Weinberg und dem fetten Saxofon von „The Big Man“ Clarence Clemons. Und es ist eine typische Springsteen-Nummer mit allem Drum und Dran.
Das Lied
Machen wir nicht lange rum, hören wir uns „Bobby Jean“ doch einfach an. Es ist eine geradlinige Rock-Nummer, die einen aber durch die Hintertür packt, wenn man den Text kennt. Es ist eins der besten Stücke auf „Born In The U.S.A.“.