Anlässlich des zweiten Geburtstags des Blogs „Leipzig Leben“ habe ich ja vor kurzem meinen Leipziger Moment aufgeschrieben und gezeigt. Die Adelina Horn hat es aber geschafft, noch ein paar mehr Leipziger Blogger dazu zu animieren, ihre Leipziger Momente aufzuschreiben. Und einer ist mir dabei aufgefallen, den ich unbedingt mal kommentieren möchte.
In den Neunzigern habe ich mal eine kurze Zeit lang in der Großstadt Essen mitten im Ruhrpott gelebt. Warum ich dort war, diese Erklärung erfordert einen eigenen Artikel – besser gleich viel mehr, und ob ich da etwas veröffentliche, weiß ich noch nicht. Essen ist eine komische Stadt. Wie Leipzig wohnen dort irgendwas oberhalb von einer halben Million Menschen. Die Stadt hat Industrie, Dienstleistung, Kultur und viel, viel Grün.
So, wie Leipzig. Aber die Stadt ist irgendwie völlig anders als Leipzig. Ich hatte nicht die Chance, die Stadt Essen schätzen zu lernen. Ich war auch in einer Zeit dort, in der sich Essen gerade im Umbruch befand. Aber wenn ich mir das so richtig überlege, war das in Leipzig zu der Zeit nicht anders.
Jedenfalls, um es kurz zu machen: In Essen war ich nie angekommen. Ich bin dann auch wieder zurück nach Leipzig. Und ich muss sagen: Es war die richtige Entscheidung. Sicher, woanders könnte man auf jeden Fall ein höheres Einkommen erzielen. Aber Leipzig ist nun einmal liebenswert. Diese stolze Stadt mit all ihren Marotten. Eigentlich ist sie wie ein Dorf, aber eigentlich auch ein eigener Planet. Und dieses eigene, spezielle Flair dieser Stadt ist es, das „Zugereiste“ zum Bleiben bringt.
So wie Daniel Reiche. Der freiberufliche Grafik-Designer hat einen ganz eigenen Leipziger Lieblingsmoment. Und der zeigt auch wieder, wie schnell man sich in Leipzig wohl fühlen kann. Seiner erzählt von den Leipzigern. Wenn man jemanden hier kennenlernt, merkt man recht schnell, ob man öfter man mit ihr oder ihm zu tun haben will.
Daniel Reiche ist ein „Zugereister“. Er hat sich sozusagen Leipzig zugezogen. Wie eine Krankheit, wie einen Infekt. Und er schreibt in seinem lesenswerten Artikel darüber, dass er angekommen ist. Und das nach rund 20 Monaten. Da muss man ihn nicht mehr willkommen heißen. Aber man kann sagen: Gut, dass er geblieben ist.
Leipzig hab ich mir auch zugezogen.
Infiziert wurde ich schon in frühester Kindheit, die Großeltern und einige Verwandte lebten hier. Mehrfache Besuche in Leipzig waren selbstverständlich und immer schön.
Ich nahm mir vor irgendwann einmal nach Leipzig zu ziehen.
Aber erst mal verließ ich Berlin, meine Geburtsstadt, die mir nie richtig Heimat war. Über den Umweg Kleinststadt, kleine Großstadt und 3 Jahrzehnte dazwischen kam ich vor nunmehr 3,5 Jahren nach Leipzig. Als ich aus dem Umzugswagen ausstieg war mein erstes Gefühl: angekommen zu Hause. Und dieses Gefühl ist bis heute geblieben.