Australien und Google: Sie sind derzeit keine Freunde. Die spannende Frage, die sich stellt: Was kann denn der Rest der Welt aus der Nummer eigentlich lernen? Ich bin immer dafür, Alternativen aufzuzeigen, wenn es bei irgendwas dazu kommt, dass man kalte Füße bekommen könnte. Australien könnte nun auf die Idee kommen und Google einfach mal den dicken Finger zeigen. Schauen wir mal, ob das so sonderlich schlau ist. Aber warum eigentlich nicht?
Do you come from a land down under?
Die Australier sind schon immer als etwas seltsam verschrien gewesen. Ob es daran liegt, dass das Land ziemlich weit ab vom Schuss liegt? Keine Ahnung. Jedenfalls hört man immer mal irgendwas schräges aus „Down under“. Und dann ist es ja auch immer mal so, dass Dinge aus Australien eine Weile bis nach Europa brauchen. Umgekehrt ist es aber auch so. Und so sind wir mal eben beim Thema „Lex Google“. Ja, dieser alte Schinken.
Für alle, die damit nichts anfangen können: In Europa wollten sie mit viel Lobbyhilfe ein Gesetz machen, dass Google für das Bereitstellen von Snippets – also diesen kleinen Textauszügen in der Google Suche – Geld bezahlen soll. „Lex Google“ nannte man das und argumentierte mit Urheberrecht. Google meinte damals, dass sie dann lieber darauf verzichten und die europäischen Medien auslisten. Plötzlich bewarfen die dann den Suchmaschinen-Giganten mit Gratis-Lizenzen.
In Australien soll nun ein Gesetzentwurf kommen, das die Suchmaschine zur Zahlung für Links auf bestimmte Seiten verpflichtet. Tja, und was wird wohl Google machen? Sie drohen dem Land erstmal mit der Abschaltung. Konnte ja keiner ahnen. Australien ist halt voller Eigenarten, wie sie im Lied „Down under“ von Men At Work geschildert sind. Vielleicht haben sie gedacht, dass deshalb Google anders vorgehen würde. Offensichtlich nicht.
Tinky-Winky macht es Po nach
Noch gibt es das Gesetz nicht. Aber Facebook drohte schon mal den australischen Nutzern, dass man im Falle eines richtigen Gesetzes seine Dienste nicht mehr im Land anbieten könne. Und dem folgt nun Google. So, wie es eben Tinky-Winky bei den Teletubbies der roten Po immer nachmacht. Auch das hätte man in Australien wissen können. Aber was sollen denn die US-amerikanischen Internet-Konzerne auch sonst tun, wenn das Gesetz tatsächlich kommen sollte?
Schließlich ist das Gesetz noch viel schwammiger formuliert, als das, was man hierzulande als „Lex Google“ in die Runde warf. Die Konzerne argumentieren, dass ein unkalkulierbares finanzielles Risiko bestehen würde, weil der Rahmen völlig unklar und viel zu weit gefasst sei. Und ich frage mich gerade, ob da noch mehr kommt. Vielleicht steigt ja Twitter in die Debatte ein. Das wäre dann ja wohl Laa-Laa. Aber nochmal: Das hätte man doch in Australien absehen können, oder?
Braucht Australien nun Alternativen?
Ob man nun „Down Under“ Alternativen braucht oder nicht, kann niemand beurteilen. Man könnte es ja mal darauf ankommen lassen. Das scheint jedenfalls der Plan von Google zu sein. Nun scheint es auf eine Nagelprobe hinaus zu laufen. Premier Morrison von Australien jedenfalls hat nun gesagt, dass sie nicht auf Drohungen eingehen werden. Dann würde das ja bedeuten, dass der südliche Kontinent dann doch etwas anderes als Google bevorzugen möchte.
Aber was soll das sein? Baidu aus China? Bing von Microsoft? Duck Duck Go? Ich würde ja zu Ecosia tendieren. Dazu schrieb ich einst mal etwas. Und News-Aggregatoren gibt es ja auch einige. Also wenn es Australien ernst meinen würde, würden sie es einfach mal darauf ankommen lassen. Allerdings weiß ja niemand, wie heiß das Alles gekocht wird. So eine Nummer wie in Europa lässt Google bestimmt nicht so ohne weiteres nochmal laufen.
Zumal es ja so ist, dass Google auf dem südlichen Kontinent ziemlichen Einfluss hat. Das zeigt dann doch aber, dass große Wirtschaftskonzerne erheblichen Druck auf Regierungen ausüben können. Ob ich das so toll finde, muss ich mir erstmal überlegen. Insofern: Australien will, dass Google bezahlt. Google will lieber abschalten. Ja, dann sollen sie es halt tun, damit das Land sich etwas neues überlegen kann. Das muss nichts schlechtes sein, oder? Und wer weiß, vielleicht lernt ja Europa daraus auch etwas.