Mit der Meinung ist das ja so eine Sache. Hauptsache, man hat eine. Das meine ich gar nicht herablassend. Und jetzt schauen wir mal, was ich daraus so mache. Ich bin nämlich der Ansicht, dass es gar nicht hoch genug eingestuft werden kann, dass man in diesem Lande seine Meinung sagen darf. Egal, wie realitätsfremd oder meinetwegen auch irre sie sein mag. Es ist wichtig zu sagen, wo einem so gedanklich der Schuh drückt. Wie sollen es denn andere sonst erfahren? Wenn es nur nicht so komisch wäre.
Ist die Meinung denn noch frei?
Ich bin eigentlich so, dass ich jedem seine Gedanken zugestehe. Gerade als Blogger schlägt man sich auch mal mit Gedanken und all dem herum, was auch teilweise absurd und seltsam ist. Wer mich kennt und meine Artikel irgendwie verfolgt, weiß, dass ich ab und zu auch mal schräg vor mich hin denke. Ich bin total der Ansicht, dass man das auch muss. Nur: Muss man alle noch so schrägen Gedanken ungefiltert in die Öffentlichkeit blasen?
Ich meine, wenn ich alles so von mir geben würde, was mir so den Tag über in den Sinn kommt, dann würden sich manche wundern. Die Freiheit, seine Meinung zu äußern, ist ein hohes Gut und in der Verfassung verankert. Niemand hat das Recht, anderen den Mund zu verbieten. Es sei denn, es geht um Beleidung oder Verleumdung, um geheime Informationen. Vielleicht wird auch die Sicherheit gefährdet oder, oder, oder. Könnt ihr alles nachlesen, wenn ihr wollt.
Es wird immer wieder die Erzählung gepflegt, hier in Deutschland sei die Meinungsfreiheit beschränkt. Nahezu täglich flattert einem eine entsprechende Einlassung vor die Füße. Man kann dann eigentlich nur darauf hinweisen: Geht mal nach Russland, Ungarn, China oder in die Emirate und erzählt mir dann nochmal etwas von Beschränkungen hierzulande, ohne euch in die Hose zu machen. Ganz ehrlich, dafür habe ich kein Verständnis.
Wie komme ich auf das Thema?
Stammleser hier im Blog haben es mitbekommen: Es war jetzt tagelang ziemlich ruhig hier im Blog. Das kommt schon mal vor. Man hat mal viel um die Ohren, was besseres zu tun, keine Lust oder schlichtweg keine Themen. Ich hatte es ja mal erzählt, dass mich die ganze Pandemie müde macht. Und dann ist es ja so, dass ich die Musik wieder entdeckt habe. Und dann hatten wir aber auch am Wochenende etwas vor. Und wofür entschuldige ich mich eigentlich?
Jedenfalls trudelte zu einem Artikel ein Kommentar mit einem Link ein. Von einer bisher nicht kommentierenden Person. Ach, und es folgte noch einer mit nahezu gleichem Inhalt. Hhm, und noch einer. Schließlich fragte mich die Person, was ich von Meinungsfreiheit halten würde. Denn es sei ja eine ganz schwache Leistung, Kommentare zu blockieren. Wie gesagt: Von der Person habe ich noch nie etwas hier im Blog gehört. Also greift meine Einstellung: Erst muss der Kommentar durch mich freigegeben werden.
Da ich aber aus oben genannten Gründen nicht im Blog unterwegs war, ist es natürlich pfiffig, mir ein gestörtes Verhältnis zur freien Meinung zu unterstellen. Es wird auch nach wie vor so sein, dass es mal ein bisschen dauert, bis jemand neues seinen Kommentar hier im Blog wiederfindet. C’est la vie. So lang mich aber niemand unter der Gürtellinie angreift, gesetzlich schwierige Dinge von sich gibt oder solche Dinge tut, werden die Kommentare nach und nach alle freigeschaltet.
Ich halte ja auch nichts davon, wenn Kommentare auf anderen Blogs einfach nicht freigeschaltet werden. Es stimmt: Als Betreiber eines Blogs muss ich auch eine andere Meinung zulassen. Was ich nicht muss, habe ich eben geschrieben. Und so sehe ich das auch bei anderen Blogs. Das ist einfach mal anständig. Nichts anderes. Und eigentlich habe ich schon viel zu viel dazu erzählt. Aber das musste mal raus.
Hallo,
Danke für einen Artikel der mir aus dem Herzen spricht. Leider musste ich dieses Absprechen(https://einfachmalgedacht.blogspot.com/2020/11/die-meinung-der-anderen-ein-kommentar.html) der eigenen Meinung auch selber erleben und habe damals aus diesem Grunde meine Kommetarfunktion widerwillig auf moderiert geschaltet. Bloggen hat meiner Meinung nach sehr viel mit der eigenen Meinung zu tun. Und wer es nicht verkraften kann, das Menschen ihre Meinung auch nach aussen tragen, sollte meiner Meinung nach keine Blogs lesen. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Ich freue mich das Du das Recht auf eigene Meinung hier so verteidigst.
Liebe Grüsse
Daira
Ich habe seit – ach, Zeitaltern, Epochen – in meinem Blögchen die Erstkommentar-Moderation eingeschaltet, eigentlich schon immer. Das verhindert zuverlässig jegliche Spam-Überfälle im Kommentarbereich.
Bisher hat sich noch keiner bei mir beschwert, dass ich womöglich ein gestörtes Verhältnis zur Meinungsfreiheit hätte. Habe ich tatsächlich auch gar nicht. Ich schaue mir allerdings die Meinungen von Kommentatoren, die mein Blögchen zum ersten Mal besuchen, vorher gerne persönlich an. Das darf ich.
Wir haben Meinungsfreiheit. Und absolut jeder kann sich für ein paar Cent oder ummasunst ne eigene Plattform aufbauen und da so viel Meinung freilassen, wie er will. Und absolut niemand muss den Kram lesen. Auch das ist Meinungsfreiheit. Und wenn jemand versucht, seine Meinung bei mir unterzubringen um meine mühsam aufgebaute Reichweite zu nutzen – denn nur darum geht es – dann beisst er eben auf Granit. Ich muss es nicht zulassen, dass jemand auf mein Auto seltsame Aufkleber pappt, an meinen Gartenzaun seltsame Plakate hängt – und eben auch nicht, dass jemand in meinen Kommentarspalten Sumpf verbreitet.
Ich lasse Diskussionen zu, auch kontroverse Diskussionen. Auch Autoren, die mich auf Fehler aufmerksam machen – meine Leser und ich können daraus lernen. Aber Neuschreiber landen grundsätzlich in der Moderation, und sobald sich einer mal im Ton vergreift ist er wieder in der Moderation. Und klar, ich bekomme Mails, die mir Zensur vorwerfen. Und in Foren wird über mich gehetzt. Jo. Ist halt so. Reichweite reicht auch in die Haterszene. Aber die Alternative – den Blog für Hass zu öffnen – ist der schnellste Weg, die Meinungsfreiheit für alle anderen abzuschaffen. Toleranzparadoxon. Wir sollten als Blogbetreiber aufhören, uns nen Kopf um die Idioten zu machen.