Was zeichnet denn deine Heimatstadt aus? In Leipzig ist es so, dass unzählige kleine Flüsschen durch die Stadt kriechen und sich im Auewald allesamt treffen. Ja, die Stadt war irgendwie immer feucht. Woran das liegt, habe ich ja eben erzählt. Aber das ändert sich halt alles. Oben das Foto stammt aus dem Rosental in Leipzig. Das liegt in der Nachbarschaft zum Zoo. Auf dem Weg dorthin war es irgendwie immer sumpfig. Aber das ist vorbei.
Leipzig und die Pleiße
Ich hatte vor langer Zeit schon mal darauf hingewiesen: Der Name „Pleiße“ kommt vom altsorbischen Wort „plis“, was so viel bedeutet wie „Wasser, das Sümpfe bildet“. Ähnliche Wortschöpfungen gibt es in Österreich oder sonstwo. Entlang der Pleiße und der etwas größeren Weißen Elster hat sich über die Ewigkeit der Auewald entwickelt. Hier im Blog findet ihr genügend Artikel zum Wald. Und eben auch die Mahnung, dass der Wald allmählich austrocknet.
Und wie das eben immer so ist: Trocknet der Wald aus, trocknet die Stadt aus. Leipzig und der Auewald bilden eine Symbiose. Also so ungefähr. Vom stinkenden Abwasser-Fluss wurde der Fluss zu einem riesigen Naherholungsgebiet. Die Stadt hätte vielleicht Kurort werden sollen. Aber das wird sie ja nun nicht mehr schaffen. Grund ist der Mensch. Und das hat seine Gründe.
Die Flüsse wurden begradigt und tausend Mal umgeleitet, teilweise wurde sie unterirdisch weiter geführt oder verödet oder, oder, oder. Darüber hinaus kann ein Fluss wie die Pleiße seit Jahrzehnten keine Sediment-Mengen mehr nach Leipzig schleppen. Erst war der Tagebau im Weg, nun das ominöse „Neuseenland“. Und dazu kommt halt eben auch der Klimawandel und all der Zauber.
Die Stadt vertrocknet
Nein, die Pleiße ist nicht das einzige. Es regnet auch viel zu wenig. Wir haben zudem kolossal viel versiegelte Fläche in Form von Straßen, betonierten Freiflächen und all dem. Das zusammen sorgt nun eben mal dafür, dass Leipzig immer trockener wird. Das kann man drehen und wenden, wie man will. Es gibt so Erscheinungen, die man als Kind ganz anders erlebt hat. Und so Dinge, die man zeitlich ganz anders einordnet.
Wenn ich so in unserem Viertel herum gucke, dann hat sich da viel verändert. Die Wiesen sind kahl und gelb, die Bäume grau und braun. Mir fällt da vieles auf, wenn ich so meine Spaziergänge mache. Auch fallen Teiche trocken, Böden sind hart wie Beton. Und irgendwie fühlt es sich so an, als ob Jahr für Jahr das Laub etwas früher fällt. Dazu gibt es jede Menge Einordnungen, das muss ich nicht wiederholen.
Das sind alles Dinge, die man so in Leipzig beobachten kann. Und dann erzählt uns die große Leipziger Tageszeitung hinter der Bezahlschranke einen davon, dass die Stadt zur „Schwammstadt“ werden soll. Was soll das sein? Vielleicht will man dafür sorgen, dass die Bäume, die die Stadt hat, weniger Trockenstress haben und deshalb unempfindlicher gegen Parasiten werden. Denn die Stadt hat ein Problem mit der Rußrinde.
Klimawandel überall
Nein, ich mache nicht die große Alarmanlage. Ich stelle halt nur fest. Das gewaltige Unwetter, was da am Wochenende über Deutschland gezogen ist und riesige Schäden hinterlassen hatte, ist ja auch nur ein Zeichen, dass sich da etwas verändert hat. Leipzig hatte in früheren Jahren wenig Probleme mit Trockenheit. Aber irgendwie hat sich das ziemlich gedreht. Und dafür habe ich nunmal keine andere Erklärung als den Klimawandel.
Den werden wir natürlich nicht in den Griff bekommen, indem wir weniger Plastiktüten verwenden oder die Wattestäbchen nun aus Bambus sind. Das ist alles Quatsch. Und natürlich ist Deutschland nicht allein für den Klimawandel verantwortlich. Erst recht nicht so eine Stadt wie Leipzig. Aber wenn jeder ein bisschen mitmacht, dann können wir vielleicht noch das Schlimmste verhindern.
Nein, damit soll nicht gesagt werden, dass nun jeder aufs E-Auto oder Fahrrad oder ÖPNV umsteigen soll. Mit Verboten und Drangsalierungen erreicht doch eh niemand irgendwas. Aber wir als Bewohner unserer Orte müssen doch dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer kommt. Jeder ein bisschen, vielleicht auch mal ein bisschen mehr. Wenn ich aber sehe, dass es selbst in popeligen Nebenstraßen in der Nachbarschaft hier in Leipzig zum Stau kommt, habe ich so meine Zweifel.
Chancen anyone?
Wenn ich mich so umschaue, was man so zum Thema findet, dann wird mir übel. Die einen erzählen von „Scheiß-Karren“, die aus ihrem Blickfeld verschwinden sollen. Die anderen erzählen von „Die wollen uns alles wegnehmen“. Weder das Eine, noch das Andere ist angebracht und führt sonderlich weiter. Vielleicht sollten wir einfach mal schauen, ob wir nicht die eine oder andere Chance entwickeln können.
Die wird in Leipzig ja immer wieder verpasst. Aber es kann ja sein, dass es Menschen gibt, die das nicht immer so verbittert behandeln müssen. Es gibt eben weder nur schwarz, noch nur weiß. Es gibt unzählige Grautöne dazwischen. Und wer weiß, vielleicht würde sich ja mit etwas mehr Vernunft einiges mehr erreichen lassen. In Rage irgendwas in Tastaturen hinein zu hämmern und auf Social Media loszulassen, hilft jedenfalls nicht weiter.
Es ist wie in einer Pandemie: Wir müssen uns fragen, ob wir in jedem Fall dieses und jenes machen müssen. Wenn wir uns allesamt sagen, dass man auch ganz gut ohne das X-te Schleifchen zurecht kommt, können wir viel erreichen. Ob dann Leipzig allerdings nicht mehr so trocken ist, kann niemand vorher sagen. Aber wir können alle irgendwas dafür tun, dass es nicht so schlimm wird, oder?
> Aber wir können alle irgendwas dafür tun, dass es nicht so schlimm wird, oder?
Genau und das fängt schon im Kindergarten an. Da werden die abgewetzten Schuhe bis zum Ende der Saison getragen statt für zwei Wochen noch einmal Schuhe zu kaufen, die dann zu klein geworden sind. Man kann und sollte alles weiter geben, wenn es noch gut genug ausschaut und doch, hier ist vielen das Leben mit weniger Angebot verloren gegangen.
Da „braucht“ es ein neues Auto, weil das Alte schon 10 Jahre alt ist. Oder es „müssen“ „noch schnell“ zwei Paar Schuhe in anderer Farbe gekauft werden, für den Fall das man mal ein passendes Kleid findet.
Oder, und damit will ich meine drei Minuten Aufmerksamkeit hier vorerst beenden, benötigt jeder selbst das gleiche Werkzeug – wäre ja doof wenn es der Andere genau im gleichen Moment „soft“ und „dringend“ braucht.
Nun war ich weniger als 10 Jahre alt, als die DDR gefallen ist und doch empfinde ich das heutige Angebot als übertrieben. Zu viele Dinge gibt es und das meiste davon ist Schrott der nichts hält.
P.S.: Auch die Talsperren im Arzgebirg werden immer trockener. Es wiederholen sich die Aussagen, dass man die Talsperre nicht grundsanieren könne, da der letzte Sommer so trocken war. Wie sollt „ihr da unten“ in Laiptsch dann noch genug Wasser bekommen?