Kennt irgendwer die britische Band Modern English noch? Nein? Nicht schlimm. Deren größter Hit „I Melt With You“ kommt dagegen immer mal um die Ecke gebogen. Die Nummer kommt in dem ganzen Atombomben-Angst-Umfeld daher, das in den Achtzigern sehr um sich gegriffen hatte. Ob es „Dancing With Tears In My Eyes“ von Ultravox oder „Forever Young“ von Alphaville oder „Red Skies“ von The Fixx war: Die allgegenwärtige Angst, dass einer der Irren auf den roten Knopf drückt, spiegelte sich auch in der Musik wider. Und dann kommen die Rotzlöffel Modern English daher und machen das da.
I’ll stop the world and I melt with you
I rücke dir auf die Pelle und nutze all meine Puste. Mit dir Liebe zu machen, war nie die zweitbeste Idee. Ich sah die Welt, wie sie um dein Gesicht herum zusammenbricht. Ich wusste dabei nicht wirklich, dass es immer um das Netz und die Spinne geht.
Du solltest besser von einem besseren Leben träumen. Diese Art davon, die niemals lügt. Du solltest wissen warum: Gefangen in einem Stadium der eingebildeten Gnade. Ich habe eine Pilgerreise gemacht, um die menschliche Rasse zu retten, ohne zu begreifen, dass diese Rasse lange verschwunden ist.
Ich werde die Welt anhalten und mit dir verschmelzen. Du hast den Unterschied gesehen. Und es wird besser jederzeit. Es gibt nichts, dass du und ich nicht tun werden. Ich werde die Welt anhalten und mit dir verschmelzen.
Sex für den Frieden
Aus Großbritannien kam immer schon ganz besondere Musik. Auch in den Achtzigern. Da hatte ja United Kingdom neben der permanenten Kriegsangst durch die Verrückten im Weißen Haus und im Kreml auch die Sorge vor dem kompletten sozialen Bankrott durch die Eiserne Lady Margret Thatcher. „I Melt With You“ ist praktisch eine positivere Version von „London Calling“ von The Clash. Die Musikrichtung nennt sich „Post Punk“, also die Musik, nachdem Punk für tot erklärt wurde.
„I Melt With You“ ist so ziemlich die einzige namhafte Single von Modern English. Sie passte damals in die Zeit. Sänger Robbie Gray sagte mal über die Band: „Wir wollten so coole Musik machen wie The Clash oder die Sex Pistols, aber wir konnten bis auf ein paar Akkorde keine Musik machen“. Und dann kam dieses allgemeine Angstgefühl. Wo später Midge Ure in „Dancing With Tears In My Eyes“ der Frage nachgeht, was in den letzten Minuten vor dem Atombombenabwurf passiert, waren Modern English schon weiter.
„I Melt With You“ entstand mit der Frage: Wenn du weißt, dass die Bombe bereits fliegt, was tust du? Klar, nochmal Sex haben. Und genau so entstand das Lied. Es ist eine einfache Drei-Akkorde-New-Wave-Post-Punk-Tralala-Nummer, die den letzten Quickie der Menschheit beschreibt. Statt wie The Fixx Alarm zu rufen, haben Modern English halt gesungen: Haltet euer Maul, ich schiebe jetzt die letzte Nummer der Welt.
Ich mag diese Rotzlöffel-Attitüde, die die Band da so an den Tag gelegt hatte. Und es passt dann ja auch, dass „I Melt With You“ prominent im Film „Nicht noch ein Teenie-Film“ verwendet wurde. Auch in Videospielen kam es um die Ecke. Und jede Menge Stars haben das Lied gecovert. Darunter so Namen wie Natalie Imbruglia oder Jason Mraz und so weiter und so fort.
Das Lied
Es ist eigentlich schade, dass Modern English nie so die große Nummer waren. In Deutschland dürften sie so gut wie unbekannt sein. „I Melt With You“ war ihr größter Hit, aber auch dieser war jetzt nicht so der große Verkaufsschlager. Und so lärmen und pöbeln und rotzlöffeln die Briten in Abständen bis heute von der großen Medienmeute unbehelligt durch Großbritannien und singen mit „I Melt With You“ vom letzten Sex auf Erden.
Auch wenn ich hin und wieder 80er-Jahre-Musik höre war mir die Band „Modern English“ mit ihrem Titel „I melt with you“ bislang unbekannt. Allerdings sind sie letzte Woche damit in der Jimmy Fallon Show aufgetreten und das klang für mich ziemlich cool. Jetzt habe ich eben mal recherchiert wer die Jungs überhaupt sind und was es mit der Nummer auf sich hat und bin so hier gelandet. Interessante Hintergrundinfos, danke dafür. Ich packe mir „I melt with you“ jetzt mal in meine persönliche Playlist rein.