Es ist immer wieder erstaunlich, wie hartnäckig einige windige Agenturen sind. Die schicken Kooperationsanfragen und solches wichtig klingendes Zeug und prahlen mit Reichweite, die ich damit erreichen würde. Super, das ist ein echt fairer Deal.
Und jetzt noch einmal für alle Anfrager zum Mitschreiben, da es offenbar immernoch nicht jeder kapiert hat: Nein, einen Auftrag werde ich nicht annehmen, wenn ich keinen finanziellen Gegenwert habe. Punkt. Und jetzt die Erklärung.
Stellen Sie sich mal vor, ein Bäcker wird beauftragt, eine Hochzeitsgesellschaft des Oberbürgermeisters (oder was auch immer) zu beliefern. Kuchen, Torte, Brötchen, Brot, Pfannkuchen… Führen Sie einfach die Liste nach Belieben fort. Er bekommt also einen Auftrag. Als Entlohnung steht da: Da Sie den Oberbürgermeister beliefern dürfen, erreichen Sie eine hohe Popularität, die gleichbedeutend mit einer Entlohnung ist.
Der Bäcker braucht aber Zutaten, Wasser, Strom, hat Zeitaufwände usw. Das soll alles durch Popularität abgegolten werden? Verstehen Sie, was ich meine? Jetzt stellen wir uns das mal beim Bloggen ähnlich vor:
Stellen Sie sich vor, ich erhalte toll klingende Angebote wie dieses. Ich habe mich ja schon dazu geäußert, dass ich das nicht annehmen würde. Aber es geht noch schlimmer. Bei dem verlinkten Angebot wird ja wenigstens etwas von einer Entschädigung gefaselt. Ich bekomme aber genügend Angebote, bei denen ich komplett leer ausgehen würde. Ach ja, ich vergaß: Ich bekomme ja Reichweite.
Aber wissen Sie, wie viele Sekunden mein Hoster meinen Blog am Leben lassen würde, wenn ich denen erzählen würde, ich würde die Rechnung mit Reichweite ausgleichen? Genau, nicht eine Sekunde. Wissen Sie, wie lang ich ein Bild online lassen könnte, für das der Fotograf eigentlich Geld sehen möchte, wenn ich den mit Reichweite beglücken will? Genau, gar nicht. Dann ist aber auch noch meine Arbeit.
Ja, Bloggen kann harte Arbeit sein. Man mag es nicht glauben, aber es ist so. Ich schreibe immer aus eigenem Antrieb heraus, aber der Inhalt muss trotzdem recherchiert werden. Und das kostet Zeit. Ich muss auch auf sehr viele Dinge aufpassen. Also möchte ich mit Fug und Recht behaupten, dass Bloggen Arbeit ist. Und Arbeit kostet Geld.
Ich habe den einen oder anderen Artikel, für den ich etwas Geld bekam. Das ging über ein bestimmtes Portal. Beide – also der Auftraggeber und ich – waren dabei an Bedingungen gebunden. Und meine Hauptbedingung ist, dass ich nichts beschönige. Wenn dann ein Artikel zustande kommt, der mir ein bisschen bei den Kosten hilft, ist das in Ordnung. Und da haben dann alle etwas davon.
Aber für irgendwen irgendwas schreiben, was a) nicht meine Meinung und b) ohne jeglichen Vorteil für meine Leser und mich ist, das kommt nicht infrage. Stellen Sie sich einmal vor, dieser Blog wäre meine Haupteinnahmequelle. Stellen Sie sich mal vor, ich müsste davon sowohl die Serverkosten als auch Miete, Hort für meine Tochter, Sprit usw. bezahlen und wollte davon auch noch etwas auf den Tisch zum Essen stellen, dann bräuchte ich nirgendwo mit Reichweite zu kommen. Da hilft meistens Geld.
So aber bin ich finanziell nicht auf den Blog angewiesen. Und Reichweite erhalte ich auch so. Also kann man mir endgültig mit solchen dubiosen Angeboten gestohlen bleiben. Wenn mir jemand einen Auftrag erteilen möchte, dann soll dieser jemand exakt benennen, worum es geht. Und als Antwort gibt es einen Preis von mir. Und der Preis ist nicht Reichweite.
Bin ich froh, dass ich kein freischaffender Journalist bin. Ninia Binias schreibt in ihrem Blog genau darüber, wie man als fähiger Schreiberling gern mal wild angeschrieben wird. Sie beschreibt dann das vermeintliche Problem, dass der Vermieter nichts mit ihrer Reichweite anfangen kann.
Also: Reichweite bezahlt keine Brötchen. Wenn Sie von einem Maler Ihre Wohnung tapeziert haben wollen, müssen Sie den ja auch bezahlen. Warum denken Sie dann aber, dass Sie einen Blogger nicht bezahlen müssen, wenn der über Ihr Produkt schreibt? Man erkläre mir den Zusammenhang, damit ich den verstehe.
Und man komme dem Blogger dann bitte nicht mit dem Argument: Du schreibst doch eh, da macht das keine Mühe. – Doch, macht es. Denn ich schreibe ja was im Auftrag, das ist dann immer etwas anderes. Denken Sie dabei immer daran, dass der Blogger selbständig sein könnte und vom Schreiben leben müsste. Dann verstehen Sie auch, warum ich Aufträge zum Gegenwert „Reichweite“ ablehne und gar nicht auf die Anfragen antworte. Denn Reichweite bezahlt nicht die Brötchen.