Ungefähr in einem Jahr wird sie abgerissen, eine der imposantesten Brücken Leipzigs, die nach vielen Jahren treuer Dienste einfach mal ausgedient hat. Die Antonienbrücke als Verbindungsstück zwischen den westlichen Leipziger Stadtteilen Kleinzschocher / Plagwitz und Grünau ist einfach mal nur noch eine Ruine. Irgendwo habe ich gelesen: „Werft sie einfach um!“
Ich war heute in den Morgenstunden am Bauwerk und habe ein paar Fotos gemacht. Im Frühnebel über der Stadt wirkt diese baufällige Brücke noch bedrohlicher. Aber eigentlich ist sie das nicht, sie ist eben einfach nur „fertig“.
Die Doppelbrücke Antonienbrücke überspannt die ausschweifenden Bahnanlagen des Plagwitzer Bahnhofs im Westen Leipzigs. Lange Zeit war sie ein schnelles Verbindungsstück zwischen alten Stadtteilen und dem Plattenbaugebiet Grünau. Aber aus dem schnellen Stück ist ein nahezu verkehrsberuhigter Bereich geworden, da man kaum noch weiß, wie man den vielen Schadstellen im Brückenbereich ausweichen kann. Die beiden Straßenbahnlinien 1 und 2 fahren seit längerer Zeit nur noch in Schrittgeschwindigkeit über das Bauwerk. Und das kann nun nicht mehr hingenommen werden.
Nun wird aber langsam das Ende der alten Brückenkonstruktion eingeleitet. Im Mai soll damit begonnen werden, einen Behelfsdamm neben der Brücke zu bauen. Dieser soll dazu genutzt werden, Straßenbahn, stadtauswärtigen Verkehr, Radfahrer und Fußgänger an der künftigen Baustelle vorbei zu leiten. Stadteinwärts – so der Plan – soll der Kfz-Verkehr über die Lützner Straße geleitet werden, die sich derzeit noch im Bau befindet. Es wird spannend, ob das alles so realisiert werden kann.
Anfang 2015 soll dann also die alte Antonienbrücke abgerissen werden. Damit fällt eine wichtige Verkehrsader für Leipzig für Monate, vielleicht sogar Jahre weg. Aber ehrlich, im jetzigen Zustand wäre die Brücke auch nicht mehr tragbar gewesen.
Nach 40 Jahren auf dem morastigen Grund der Stadt ist die Doppelkonstruktion einfach dem Verkehr nicht mehr gewachsen. Und deshalb wird sie ersetzt. Somit hat es dann vielleicht irgendwann ein Ende, dass die Straßenbahn bestenfalls in Schrittgeschwindigkeit über das Bauwerk fahren kann. Der Grund hierfür soll in den Schienen liegen, die sich nicht vollständig mehr in der Brücke verankern lassen.
Ausführlich und in allen Einzelheiten berichtet derzeit die Leipziger Internetzeitung über das bevorstehende Mammut-Projekt namens „Neubau der Antonienbrücken“ – oder so ähnlich. So wird hier zum Beispiel über den Dammbau berichtet.
Die Stadt hat übrigens eine höchst intelligente Entscheidung getroffen. Wie ebenfalls die Leipziger Internetzeitung berichtet, soll im Zuge der gigantischen Bauarbeiten auch gleich die Antonienstraße bis zur in Grünau gelegenen Brünner Straße komplett saniert werden. Vielleicht saniert man ja auch gleich die zwischen den beiden Brückenteilen gelegene Diezmannstraße.
Die Antonienstraße soll saniert werden, während die Brücke neu gebaut wird. Eine weise Entscheidung. Wenn noch mehr saniert werden kann, wäre das gut, aber in der Hauptsache geht es um die Brücke. Auf jeden Fall wird man wohl am Ende der Bauarbeiten ein völlig neues Fahrgefühl zwischen Grünau und Plagwitz haben, denn man wird dann wohl nicht mehr durchgeschüttelt und ramponiert sich das Fahrwerk. Es kann also nur besser werden.
Die Leipziger, die täglich über die Brücke rollen – mehr: holpern – , können sich nun allmählich von ihrer Brücke verabschieden. Straßenbahn und Autos werden es dem Neubau danken. Wie sehen Sie den Neubau? Zu teuer? Lange fällig? Dringend notwendig? Oder gibt es wichtigeres?
Hallo Henning,
toller Beitrag, habe dazu auch schon meine Gedanken geäußert. Bei Dir hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, die Linie 8 fährt nicht über die Brücke, sondern die 1 ;)
LG Daniel
Richtig, die 1 und die 2… Kann ja mal vorkommen.
Aber danke dir für das Feedback.
Ich wäre ja froh wenn die Sanierung der Brücke uns mal ein wenig vom Verkehrslärm befreit – hoffen darf man ja :) Etwas vermissen werde ich den schanzenartigen Huckel wenn man auf der rechten Spur stadteinwärts düst, fast wie fliegen.
Hallo Patrick, vermissen wird mein Auto wohl die lebensgefährliche Kuhle stadtauswärts am Ende der ersten Brücke. Aber ich kann es verstehen, wer direkt an der Antonienstraße wohnt, hat gewaltigen Verkehrslärm. Hoffen wir mal, dass alles ein bisschen besser wird.