Google-Falle: Glaub nie, was du siehst

Ich kann nicht genau abschätzen, wie hoch der Anteil der Internetnutzer tatsächlich ist. Aber sehr viele von ihnen hocken in der Google-Falle und stecken fest. Ihr glaubt, das betrifft euch nicht? Dann erklärt mir doch mal das im Duden vorkommende Verb „googlen“. Seht ihr? Niemand ist davor gefeit. Ich ja auch nicht. Egal, wie sehr man es sich einredet, Google kann man einfach nicht aus dem eigenen Leben heraushalten. Oder wenn, dann ist der Umstieg nicht wirklich einfach.

Was ist die Google-Falle?

Das Eine ist ja die Omnipräsenz des Internet-Giganten. Ob es Android ist, der Chrome Browser, die Suchmaschine, die Forschung und all das, die halbe Menschheit minimum sitzt in der Google-Falle. So viele Menschen kommen ohne Google einfach nicht klar. Und nochmal: Ich auch. Zählt doch mal die Suchmaschinen auf, die nennenswerten Einfluss gegenüber haben. Ich nutze zum Teil Ecosia. Aber sonst? Bing? Startpage? Qwant? Yahoo?

Das hat Google schon ziemlich clever eingefädelt. Und es haben sich ganze Wirtschaftszweige entwickelt, die ein Geschäft rund um die Suchmaschinen machen. Wenn Google diese Macht nicht hätte, dass man die ganze Menschheit quasi in die Google-Falle tappen lässt, würde vielleicht einiges anders auf der Welt laufen. Sicher weiß ich das natürlich nicht. Aber das ist schon ziemlich gefährlich. Fast könnte man denken, man wäre im „Volkseigenen Kombinat“, wäre da nicht die Börsennotierung.

Was ist denn so schlimm daran?

Wisst ihr, was paradox ist? Da kommen Internet-Auskenner um die Kurve und schimpfen auf die allgegenwärtige WeChat-App in China, weil die alles dominiert und Leute ausspioniert und all das. Der einzige Unterschied zu Google ist jedoch, dass die Daten vermutlich nicht mit dem Heimatstaat geteilt werden. Wobei: Aufgrund aller möglichen Acts ist nicht mal das sicher. Das ist also ein echtes Problem für das freie Internet, was wir eigentlich alle anstreben.

Aber da gibt es ja noch den Google-Algorithmus, der uns verdammt tief in die Google-Falle zerrt. Suchergebnisse sind gewichtet. Und wer bezahlt, landet weiter vorn in den Suchergebnissen. Habt ihr schon mal mit eurem Chrome Browser bei Facebook oder Amazon irgendwas gesucht und euch danach wochenlang gewundert, warum euch die gleichen Dinge in der Werbung auf manchen Webseiten angezeigt werden? Das ist alles bezahlt.

Und man kann auch wunderbar die Suchergebnisse beeinflussen. Suchmaschinenoptimierung heißt das. Jeder noch so popelige Blog macht das. Einfach eine Erweiterung installieren und dann den Text so drechseln, bis möglichst wenig rot ist. So können dann Suchergebnisse manipuliert werden. Eine nützliche Vorfilterung ist das schon lange nicht mehr, was da als Algorithmus werkelt. Und das ist alles Teil der Google-Falle, in der wir hocken.

Aber das größte Problem…

Das ist aber gar nichts gegen das größte Problem, das wir mit der Google-Falle haben. Die Meinung wird gelenkt. Was wie eine Verschwörungstheorie klingt, ist aber bittere Realität. Mit dem Beeinflussen von Suchergebnissen und dem Einwurf von Münzen oder Scheinen wird es möglich, die Meinung von euch, von mir und eigentlich von jedem zu beeinflussen. Da wir zu faul sind, uns an Alternativen zu gewöhnen, werden wir immer wieder beeinflusst.

Das fördert dann Falschmeldungen und Desinformation und schwächt damit die Kompetenz eines jeden Nutzers. Damit lassen sich dann Zielgruppen unter Umständen manipulieren. Und wenn wir das so weiterdenken, schaden wir mit der Google-Falle der Demokratie. Mal abgesehen davon, dass Google dir in die Unterwäsche gucken will, um Werbepartnern mitzuteilen, dass sie dir einen Intimrasierer verkaufen sollen. Also im übertragenen Sinn.

Wie kommen wir denn da raus?

Ich habe euch jetzt lang und breit aufgeschrieben, wieso ich das Ding mit der Google-Falle für gefährlich halte. Jetzt ist es ja so, dass wir alles daran setzen müssen, da wieder rauszukommen. Denn es gab ja mal Zeiten, in denen Google nicht so eine Allmacht hatte. Ich glaube ja, dass man grundsätzlich mal die Suchmaschine und den Standard-Browser wechseln sollte. Und wo es nicht nötig ist, hinterlasse ich nicht mein Google-Konto.

Was die Meinungsbildung betrifft, müssen wir ehrlich sein: Glaubt nicht nur einer Quelle. Macht euch schlau, hinterfragt. In der Informatik nennt man das „Zero Trust“. Das könnt ihr hier nachlesen. Und wenn ihr denkt, dass ihr den popeligen Bloggern glauben könnt, weil die ja nichts zu verlieren haben: Auch da könnt ihr euch täuschen. Pech gehabt. Am Ende müsst ihr viel recherchieren und über Informationen nachdenken, bevor ihr euch eine Meinung bilden könnt.

Ja, schwierige Sache. Aber wir müssen irgendwie aus der Geiselhaft namens Google-Falle raus. Klar, ihr könnt alles an Technik abschaffen. Das ist aber eher unrealistisch in der heutigen Zeit. Also dann doch lieber versuchen, aus der Umklammerung auszubrechen, oder? Es gibt genügend Hilfsmittel. Denn das ist alles nicht mehr einzusehen, was der Gigant alles so treibt. Glaubt nie, was ihr seht. Es könnte einfach gebastelt worden sein.

5 Replies to “Google-Falle: Glaub nie, was du siehst”

  1. Hi Henning,
    Du beschreibst das optimieren eines Blogbeitrags als Manipulation der Suchergebnisse. Da möchte ich etwas relativieren: klar, kann man einfach drauflos schreiben – muss sich aber nicht wundern, wenn man bei über 200.000 Treffern nicht angezeigt wird. Wenn es einem egal ist, weil man ein funktionierendes Netzwerk hat, und fleissig alle auf den Blog kommen, wenn der Beitrag im Feed auftaucht, dann kan man das machen.
    Für Blogs wie meinen, der hauptsächlich darauf angeweisen ist, dass die Beiträge ziemlich weit oben in den google Ergebnisse erscheinen, ist das verzichten auf SEO optimiertes schreiben Ranking-Selbstmord.
    Es ist ja auch nicht so, dass sich der komplette Beitrag anders liest, oder einen anderen Inhalt hat, wenn man den per SEO optimiert. Man steht eben in dem Tech-Bereich mit anderen Blogs in einem Wettstreit. Da es etliche tausend gibt, muss man sich der Konkurrenz stellen – im Sport ist es doch auch nicht viel anders. Klar, kannst Du mit dicken Worker-Boots beim 100 Meter-Lauf antreten – dann musst Du dich aber nicht wundern, wenn Du als letzter ankommst.
    Bleib gesund…
    P.

    1. Ja, das lasse ich so gelten, mein lieber. Ich mache ja auch ein bisschen damit rum. Da ich aber immer die Sinnhaftigkeit bei meinem Blog angezweifelt habe, übertreibe ich das mit SEO nicht. Und du musst zugeben, dass es eben doch eine gewisse Beeinflussung ist, wenn man SEO macht. Ich habe ja auch den allergrößten Anteil von den Suchmaschinen. Deshalb hatte ich ja darüber nachgedacht.

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