Es ist ein leidiges Thema, das wieder eine neue Runde dreht: Microsoft 365 an Schulen. Es ist aus dem beruflichen Alltag nicht wegzudenken. So auch an Schulen. Jaja, ich weiß schon, was die selbsternannten Datenschutz-Evangelisten wieder sagen: „Die Kinder müssen an Open Source Software wie Linux und Libre Office gewöhnt werden“. Aber ganz ehrlich: So sieht doch der Alltag nicht aus. Deshalb ist es um so erfreulicher, dass der niedersächsische Landesbeauftragte für Datenschutz nun eine Handreichung für den Umgang mit Microsoft veröffentlicht hat.
Was wollen die denn mit Microsoft 365 an Schulen?
Wie oft habe ich es mitbekommen, dass in Schulaufgaben die Rede von einem Word-Dokument oder Excel-List ist? Da redet niemand von „Libre Office Writer“ oder „Libre Office Calc“. Keine Sau kommt auf die Idee, im beruflichen oder schulischen Alltag eine „Impress Präsentation“ zu verlangen, wo es doch eine „PowerPoint Präsentation“ gibt. Darauf muss man eben auch eingehen, wenn es um den Umgang mit Microsoft 365 an Schulen geht.
Es hilft ja nichts, alles immer nur zu verteufeln. Wäre es nicht viel besser, die Lebenswirklichkeit herzunehmen und einen guten und sinnvollen Umgang mit ihr zu ermöglichen? Ich habe mit unzähligen Unternehmen, Universitäten und weiß der Kuckuck mit welchen Organisationen zu tun. Fragt mal Schweizer Unis, was die von dem Umgang der Schulen „in dem komischen Nord-Kanton“ halten. Und glaubt ihr ernsthaft, dass es in der Schweizer Primarschule wesentlich anders ist?
Nein, das muss alles irgendwie möglicher gemacht werden. Man kann doch nicht immer nur „dagegen“ sein, ohne irgendeine adäquate Alternative zu haben. Und bei all den Möglichkeiten die auch Microsoft 365 an Schulen bietet, sind Dinge wie Libre Office und dergleichen eben keine adäquate Alternative. Eine Alternative, ja. Aber es ist halt nicht gleichwertig. Ach, anpassen sollen sich die Schüler? Die lachen doch solche Vorschläge aus. Mal ehrlich.
Was ist denn nun das Bahnbrechende?
Ich habe das Thema ja immer mal wieder hier im Blog, unter anderem auch hier im Hinblick auf NRW. Das eigentlich Neue an der ganzen Thematik rund um Microsoft 365 an Schulen ist jetzt aber, dass es sich um keine Insellösung wie im Fall NRW handelt. Wir erinnern uns: Dort war Microsoft 365 an Schulen dann erlaubt, in Sachsen aber strikt verboten. Jetzt gibt es eben diese gemeinsame Handreichung. Das ist erstmal als positives Signal einzustufen, wie Stefan Malter in diesem Artikel findet.
Man könne nun Verantwortlichkeiten um die Datenverarbeitung mit Microsoft 365 genauer und vor allem auch im Sinne der DSGVO klären. Dazu kommt, dass Microsoft etliche Verbesserungen dahingehend angekündigt hatte und auch – hört, hört – eine „EU-Datengrenze“ umgesetzt hat. Außerdem haben wir ja nun auch ein neues Datenschutzabkommen zwischen EU und USA. Es ist noch lange nicht alles perfekt. Aber man ist auf allen Seiten vorangekommen, und die Wogen glätten sich.
Woher kommt denn der Hass?
Da gibt’s Leute, die nageln ihr Linux zu, weil sie eben nichts nach draußen lassen wollen. Das sind die gleichen Leute, die alles kostenfrei haben wollen. Und es sind die gleichen Leute, die alles mögliche überwachen und dafür zeilenlange Befehle zusammengebastelt haben. Die sind der Meinung, dass Microsoft 365 an Schulen nichts verloren hat, weil das ja so schlimm ist. Aber irgendwas praktikables? Ist es wirklich praktikabel, etliche Einzellösungen zu benutzen?
Woher kommt denn der Hass auf Microsoft als Gesamtkonzern? Ja, das hat sich der Laden über die Jahrzehnte hart erarbeitet. Aber ganz ehrlich, nachdem auch Landes-, Bundes- und europäische Behörden in der Microsoft-Cloud unterwegs sind, kann sich der Konzern vieles ja einfach mal gar nicht erlauben. Ja, ich weiß das mit den Behörden, weil ein Teil davon bei uns Kunde ist. Richtet sich die Kritik einfach nur darauf, dass es nicht wirklich gute Alternativen gibt?
Aber wo waren denn die europäischen Wettbewerber, als das Alles seinen Lauf nahm? Ich meine, SAP kooperiert mit Microsoft. NextCloud spielt im Business-Umfeld nur eine kleine Rolle, was unsere Kunden betrifft. Und da reden wir noch gar nicht über Teams, SharePoint, Azure. Dynamics, überhaupt die PowerPlatform. Aber andere Anbieter haben es einfach versäumt, auch nur ansatzweise so viel zu bieten. Und der Platzhirsch bekommt die Schelte, das war schon immer so.
Da Microsoft in dem Bereich der Platzhirsch ist, muss man das verteufeln. Und deshalb darf Microsoft 365 an Schulen nicht stattfinden? Was bin ich froh, dass sich die Datenschutzbehörden nun gedacht haben, dass ein Miteinander besser ist als ein Gegeneinander. Und das ist am Ende eine gar nicht so schlechte Nachricht, findet ihr nicht auch?