Browser mit Werbung: Eine tolle Idee, Google!

Leute, Google setzt jetzt seine tolle Idee um, Browser mit Werbung zu befeuern. Lange sind wir da herum gekommen, jetzt machen sie es wahr. Hintergrund ist das so genannte „Manifest V3“, das das – nun ja – „Manifest V2“ ablöst und schlichtweg Werbeblocker im Browser unbrauchbar macht. Jetzt habe ich Werbeblockern gegenüber ohnehin eine spezielle Meinung. Aber das Internet wäre unsicherer ohne sie. Und jetzt kommt Google daher und macht einfach mal, was es will. Weil sie die größten sind, oder?

Ich will meinen Browser mit Werbung nicht vermüllen

Ich habe es bereits vor einem dreiviertel Jahr geschrieben: Schmeißt den Google Chrome von euren Geräten! Ich habe hier im Blog schon seit vielen Jahren keine Werbung mehr, auch bezahlte Artikel habe ich schon ewig keine mehr. Mein Blog finanziert sich einzig und allein durch das, was die VG-Wort Jahr für Jahr abwirft. Insofern ist man auf meiner Seite sicher. Wäre da nicht uBlock Origin, das selbst den Zählpixel der VG-Wort als gefährliche Werbung blockiert. So ein Schwachsinn!

Ach, nicht dass ihr denkt, „Ghostery“ sei besser. Die halten den einfachen Zählpixel der VG-Wort als „Data Analytics“ und stellen den simplen Strich-auf-Bierdeckel-Macher auf eine Stufe zu Google Analytics. Und das Alles ist nur gekommen, weil es kolossal viele mit der Werbung im Internet übertrieben hatten. Und nun ist alles gut? Oder wieso will sonst Google unsere Browser mit Werbung fluten? Was denken die sich eigentlich dabei?

Jetzt denken wir noch darüber nach, dass der Internet-Konsum mit mobilen Geräten extrem zugenommen hat. Bei mir kommen Besucher nur noch zu 1/4 mit einem klassischen PC um die Ecke, die meisten mit Smartphones. Und die haben ja meistens mobiles Internet. Wenn die Seiten dann so aufgequollen sind, weil die Werbung nun angezeigt wird, ist das Datenvolumen dann schnell über den Jordan. Was soll also der ganze Quatsch?

Dann nehmt doch Firefox

Wie ich jetzt wieder überall lese, dass man dann doch den Firefox statt Google Chrome und Microsoft Edge nehmen soll. Hier zum Beispiel. Aber ich will nicht meine ganzen Gewohnheiten ändern. Außerdem habe ich, wann immer ich den Firefox verwendet habe, mit enormen Problemen in Sachen Ladegeschwindigkeit oder überhaupt dem Ladeverhalten zu kämpfen gehabt. Nein, das kann nicht der Preis sein, den ich bereit bin, für den Unsinn von Google zu bezahlen.

Ich meine, die haben sich nun mal dazu entschlossen, unsere Browser mit Werbung zu vermüllen. Dann muss man sich deren Produkt eben zurecht biegen. Und das kann ja nur bedeuten, von uBlock Origin zu uBlock Origin Lite zu wechseln. Die ist nicht ganz so großartig wie die bisherige Erweiterung. Aber sie funktioniert und macht das gleiche wie bisher, nur mit der neuen Schnittstelle namens „declarativeNetRequestAPI“. Die ist das eigentliche Problem, nicht die Werbeblocker.

Bleibt am Ende nur der Quatsch mit der VG-Wort. Es gibt unzählige Veröffentlichungen, dass der Zählpixel der VG-Wort nichts, aber auch gar nichts mit Tracking zu tun hat. Das Ding macht einen Strich auf den Bierdeckel, wenn jemand einen Artikel hier aufruft. Mehr passiert nicht. Und jetzt kommt der Witz: Meine Seite lud im Firefox schon mal nicht wegen des Zählpixels. Das kenne ich mit Chrome und Edge gar nicht. So, und das muss mir jemand erklären.

Und was machen wir jetzt?

Wer gern den Firefox nutzen will, Feuer frei. Ich hab mit ihm keine guten Erfahrungen gemacht, darum kommt der für mich nicht infrage, obwohl ich ihn installiert habe. Nein, ich werde mich mal mit dem uBlock Origin Lite beschäftigen, dann sehen wir weiter. Google dürfen wir aber damit nicht durchkommen lassen. Es kann doch nicht sein, dass mein popliger Zählpixel von jedem beschissenen Wald-und-Wiesen-Dreck blockiert wird, potentiell heimtückische Werbeanzeigen aber nicht.

Da geht mir doch irgendwie ein wenig das Verständnis verloren. Nein, ich werde euch nicht damit beklingeln, dass ihr doch auf meinem kleinen Blog den Werbeblocker ausmacht. Dieser ganze Kram ist doch eh nur Schlangenöl. Aber vielleicht seid ihr ja so schlau und erkennt, dass nichts einfach so blindlinks laufen sollte. Jeder sollte die Software im Auge behalten und immer selbst entscheiden. Und wie wäre es denn, wenn wir Seiten mit zu viel Werbung einfach gar nicht mehr aufrufen? Sagt es mir einfach mal.

3 Replies to “Browser mit Werbung: Eine tolle Idee, Google!”

  1. uBlock Origin blockiert die VG-Wort-Pixel nicht per se. Das machen entweder Filterlisten, die man als Nutzer einbindet oder man macht es als Nutzer selbst über die Feineinstellungen des Plugins, entweder seitenspezifisch oder global.

    Der nach Abruf des Zählpixels von VG-Wort im Nutzer-Browser gesetzte Cookie ist ein Third-Party-Cookie mit (soweit ich ermitteln konnte) 6-monatiger Bestandszeit, der inzwischen von den meisten Browsern standardmäßig abgewiesen wird. Es sei denn, man macht seinen Browser zum offenen Scheunentor und lässt jeden rein, der irgendwas zählen oder abladen will. Bei mir z.B. bestehen Cookies nur eben über die aktuelle Browsersitzung – mit Ausnahme einiger ganz weniger, deren gespeicherte Sitzungsdaten ich (!) auch für die nächste Browsersitzung auf derselben Seite erhalten möchte.

    Firefox setze ich übrigens seit Bestehen (2002, glaube ich) ein, ohne jemals Performancemängel festgestellt zu haben. Zumindest keine, die mich je irgendwann gestört hätten. Sicherheit und Datenschutz gingen für mich immer vor…

  2. Es ist sicherlich so ein völlig bedeutungsloser Zufall, dass ausgerechnet jetzt, wo Google die praktische Unbenutzbarkeit von Youtube mit Firefox und Adblocker ausrollt – ich habe kurz abgestellt, mir gedacht, ich würde schon zwei Minuten Geistlosigkeit vor einer Vorlesung an der Münchner Universität ertragen können und bekam dann einen unwiderstehlichen und mit unguter und wenig friedfertiger Gefühlswallung verbundenen Wegklickimpuls bei der ersten Werbeunterbrechung in der Mitte – Google auch noch ein wirksames Werbeblocken in seinem jetzt schon Quasimonopolbrowser unmöglich machen will.

    Das beste daran: Mit Brave, ebenfalls um Adblocking angereichert, hatte ich das Problem nicht. Also: Überhaupt nicht. Ich habe das sofort getestet.

    Vor ein paar Wochen fing die Firefox-Sabotage von Google an, und damals reichte es noch, dass ich hier lokal einen Proxy hatte, der den User-agent im HTTP-Header umtextete und meinen Firefox kurzerhand gegenüber Youtube als Safari ausgab. „Oh, es läuft wieder wie gewohnt“ war meine Feststellung. Klare Sabotage, ich kenne dafür kein anderes Wort. Es war ja der gleiche Browser, der gleiche Adblocker, alles gleich, bis auf eine einzige Zeile im Header bei jedem Request. Da wird serverseitig für Unbenutzbarkeit gesorgt.

    Und ich habe so mein Neunziger-Jahre-Déjà-vu vom damaligen Browserkrieg Microsofts gegen Netscape. Nur, dass Google heute besser dasteht als Microsoft damals: Das Internet ist kein Quatschkram für Nerds mehr, sondern für viele alltagspraktische Dinge kaum wegzudenken; der einzige HTML-Renderer ohne Google ist wegen vieler dummer Ideen der Mozilla Foundation auf dem absteigenden Ast; auf einer wichtigen Gerätegruppe hat Google neben seinem Suchmaschinenmonopol ein Betrübssystemmonopol mit Android aufgebaut; es gibt sogar schon die ersten Websites, die mit Chrome (und Derivaten) gut funktionieren und im Firefox deutliche Probleme haben.

    Unvergessen, was die ebenfalls durch Sabotage hervorgebrachte Webbrowser-Monokultur in den Neunzigern für einen Schaden angerichtet hat (ich musste mir auf meinem Lieblingsbetrübssystem, für das es keinen IE gab, mit Opera behelfen, um überhaupt einen halbwegs modernen Browser zu haben): Eine technische Stagnation nach dem Ausschalten der Browserkonkurrenz und eine Monokultur, in der die Kriminalität erblühen konnte.

    Hoffentlich haben wir bald wieder eine Alternative! Dass die Mozilla Foundation, deren Beglückungsideen mich schon vor längerer Zeit zu sehr gereizten Worten gebracht haben, sich wieder auf die Bedürfnisse von Nutzern besinnt, steht leider nicht zu befürchten.

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