„Wie bitte? Was? Wer soll da mit mir flirten?“ Ich komme immer wieder mit allerlei Leuten in Kontakt. Ich habe da mitbekommen, dass es durchaus sein kann, dass der „gemeine Bürger“ es verlernt hat zu erkennen, was mit einem geflirtet wird. Ich gebe zu, das geht mir genauso. Aber in meinem Fall ist das gar nicht weiter schlimm. Ich suche jetzt nicht unbedingt nach Flirtchancen, obwohl ich die habe. Aber ich habe da das Eine oder Andere mitbekommen.
Die Welt ist irgendwie reservierter geworden. Vor meiner langen Partnerschaft hatte Flirten richtig Spaß gemacht. Ob man nun irgendwen kennenlernen wollte oder nicht, man hat drauflos geflirtet, was das Zeug hielt. Und so kam es immer wieder zu derlei frivolen Gegebenheiten. Das war eine ziemlich verrückte Zeit, die Neunziger.
Tja, und dann hatte ich meine Partnerschaft und war jahrelang „weg vom Markt“. Was hatte sich in der Zeit so kolossal verändert, dass man nicht mehr flirten kann? Wenn ich mich so bei den Leuten, die ich so in letzter Zeit kennengelernt habe, umschaue, dann ist festzuhalten: Die kriegen nicht mal mit, wenn irgendwer mit ihnen flirtet. Und das betrifft Frauen wie Männer gleichermaßen. Zumindest ist das so bei den Leuten, mit denen ich zu tun habe.
Da werden wüste, wilde Blicke getauscht, locker dummes Zeug geredet, vielleicht Handynummern getauscht und sowas. Aber das war’s dann auch schon. Man versteht sich gut. Warum soll man dann nicht miteinander zu tun haben? Und man bekommt gar nicht mit, dass man sich gegenseitig gut findet und das lockere Kennen gern intensivieren will. Komisch, oder?
Haben wir es wirklich verlernt, wie man flirtet? Ist der Mensch aufgrund des Internets zu abgestumpft und zu wenig emotionsinteressiert geworden, dass man einen Flirt nicht mehr mitbekommt? Mit anderen Worten: Ist der Flirt totgeritten? Vielleicht weiß man gar nicht mehr, was das ist, dieses Flirten? Da schauen wir also mal sicherheitshalber in der Wikipedia nach.
Und die erzählt uns, dass ein Flirt mit Blickkontakt, Smalltalk und bestimmten Handlungen beginnt und irgendwie von erotischer Spannung lebt. Tja, also in etwa das, was ich weiter oben geschrieben habe. Aber was sind solche Handlungen im so genannten „Heutzutage“? Den Blickkontakt und das dumme Zeug, was geredet wird, haben wir ja schon. Aber die Handlungen?
Männer! Bei dem komischen Wetter draußen niest man sehr schnell. Sagen Sie doch einfach „Gesundheit!“ und reichen ein Taschentuch. Halten Sie doch einfach mal der Frau, die Sie beschäftigt, die Tür auf. Geben Sie einfach mal Feuer beim Rauchen. Frauen mögen es ja nach wie vor, wenn der Mann zuvorkommend ist.
Aber selbst dann ist nicht gesagt, dass sie mitbekommt, dass Sie flirten. Das ist eine ganz vertrackte Sache. Das hat auch eine Studie der Universität Kansas zutage gefördert, weiß die Huffington Post. Und ich denke, das liegt einfach nur daran, dass der Mensch generell eine Art Mauer um sich gezogen hat und sich nicht im Klaren darüber ist, wann man die Brücke zum Tor in die Burg herunterlassen soll. Bevor dann die Burg feindlich gestürmt wird, lässt man dann lieber die Brücke oben.
Ich denke, die Welt ist nicht mehr so locker, wie das vor vielen Jahren noch war. Ich habe noch nie so oft das Motto „Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung“ gelesen und gehört wie derzeit. Aber Leute, warum macht man sich das Leben denn so unsinnig schwer? Gehen Sie doch einfach ein bisschen mehr aus sich heraus, dann reitet man auch einen Flirt nicht mehr zu Tode. Und dann steht auch nicht Sonntagabend in den sozialen Netzwerken, dass das wieder ein sinnlos vertanes Wochenende war.
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