#SoSollWeb: Unser Netz soll schöner werden

Nachdem sich das Internet über die Jahre und Jahrzehnte gewaltig verändert hat, müssen wir überlegen, wie wir es haben wollen, SoSollWeb. Lasst uns einfach mal darüber diskutieren, wie es wäre, wenn wir das Internet neu gestalten könnten. Die Idee hatte der Tommi neulich auf Basis einer Blogparade der Annette. Und ihr kennt mich: Dafür bin ich auf jeden Fall zu haben. Ich habe genug von all den negativen Schwingungen. Und wenn ich meine Gedanken hier auch mit reinwerfen kann, dann mache ich das doch gern. Also dann mal los.

Meet us on the Interwebz

Als ich vor 75 Jahren nach Leipzig zog…

CUT! Ey, Uhle, das kannste echt nicht bringen!
Bleib doch mal bei der Wahrheit, du wurdest 1973 in Leipzig geboren.
Und da gab es das Alles noch gar nicht!

OK, als ich vor über fuffzich Jahren in Leipzig geboren wurde, gab es noch kein Internet. Und auch als ich mich beruflich neu erfinden musste, war das eher nur eine Randerscheinung. Klar, als ich in den Neunzigern mit meinem Kumpel Musik gemacht hatte, hatte er sich in Newsgroups und all dem Schinder ausgetauscht. Mir war das damals egal, ich tölpelte auf Baustellen herum. Und dann während meiner Umschulung zum – dings – Fachinformatiker ging es für mich in den 2000ern los.

Was war das für ein Abenteuerland, dieses Internet-Dingens. Und was passiert denn, wenn ich auf das blinkende Dings da kli… oh, fuck, das war nicht so dolle… Ihr wisst, was ich meine. Ich wollte mich eigentlich immer im Internet austauschen und Informationen einsammeln und so. Aber ich war immer recht unempfindlich, den ganzen „Klicken Sie sich rein“-Laberhanseln gegenüber. Allerdings habe ich auch mitbekommen, wie schnell das Internet zur Werbewüste wurde.

Und diese Netzwerke damals? Hach, ich war noch in der Gruschel-Hölle meinVZ und auch mal bei den – wie hießen die – Lokalisten. Das war so um 2010 herum immer noch viel besser als Facebook, das quasi gar keine Rolle spielte. Aber später, als die „Klicken Sie sich rein“-Typen Facebook als Litfaßsäule für sich entdeckt hatten, wurde alles anders. Wenn ich ehrlich bin: SoSollWeb halt überhaupt so gar nicht. Ich will das Abenteuer zurück.

Social Media ist tot, es lebe Social Media

Schon seit mindestens 1,5 Jahren halte ich Social Media für tot. Sie sind es aber nicht. Nur für mich komplett unbrauchbar. Sie haben sich aber selbst kaputt gemacht. Der Grund liegt in der Eigentümer-Struktur begründet. Milliardäre versammeln sich in ihren Clubs und breiten ihre Besitztümer aus. Klassisch wie „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht“, so ist es jetzt „Mein Netzwerk, meine User, meine Daten“. Soll das so? Ich will das Alles irgendwie nicht.

SoSollWeb heißt doch irgendwie, dass jeder was vom Internet hat. In einer zusammen gestammelten, fiktiven Geschichte von 2012 hatte ich was vom „Cybernetz“ erzählt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es mal sowas wie das Fediverse gibt. Dabei gab es das damals schon. Der Gedanke, ein föderiertes Netz aus verschiedensten Diensten zu haben und weltweit mit Usern zusammenzukommen, ohne dass die „Klick dich rein“-Hanseln irgendwas tun können, hat schon was.

Mir wird eben nicht der Mund verboten, wenn ich irgendwas gegen den US-Präsidenten oder den irren Iwan habe. Ich kann mich meistens wunderbar austauschen, was mir in den letzten x Jahren auf den kommerziellen Plattformen nicht mehr gelang. Und jeder ist mehr oder minder gleichberechtigt. Es herrschen freie Rede und Respekt. Und es ist zurück: Das gegenseitige Helfen. Dass wieder echte Diskussionen statt Shitstorm, Hass und Hetze stattfinden, hatte ich erwähnt, oder?

SoSollWeb heißt auch Selbstverwirklichung

Das, was ihr gerade lest, ist mein Blog. Den gibt es seit April 2009. Wenn wir das Internet in Instanzen denken und nicht in kommerziellen Diensten, dann ist jeder Blog auch eine eigene Instanz. Hier gibt es nicht sowas wie bei den Facebooks und Twitters vergangener Tage: Kein Algorithmus entscheidet, was ihr wann zu sehen bekommt und überhaupt. Da in diesem – dings – Fediverse jeder machen gelassen wird, kann man sich da eben auch mal selbst verwirklichen.

Wie oft habt ihr euch geärgert, weil euch Instagram irgendwelchen Kram nicht angezeigt hat? Sowas gibt es auf Pixelfed nicht. Und wie war das mit all dem Hass, den ihr euch wegen eines Posts bei Facebook aufgeladen habt? Gibt es nicht bei Friendica oder im eigenen Blog. Der Shitstorm wegen eines Tweets: Nicht denkbar bei Mastodon. Und nachdem schon seit 2018 der Facebook-Algorithmus gegen alles außer den rechten Mob vorgeht, kann man es eigentlich nur sein lassen.

Ja, es gibt immernoch vereinzelt erhobene Zeigefinger, besonders bei Mastodon. Aber die kann man doch eigentlich auch ignorieren. Aber ich hab wieder richtig Bock bekommen, im Internet aktiv zu sein. Ich schreibe mehr Blogartikel, beteilige mich an Diskussionen, kommentiere in Blogs und so weiter und so fort. Ja, das gab es alles schon mal, und es war großartig. Jetzt – abseits der „Walled Gardens“ Facebook und Co. – haben wir das Alles wieder. Ganz ehrlich: SoSollWeb.

Denkt an ein Internet abseits von Business, Wettbewerb, Klickgeilheit, Beschimpfungen, Manipulation und all dem. Das ist das, was euch die ganze Sache mit SoSollWeb erklären will. Und mit all dem Kram entstehen auch noch mehr Dinge: Webringe mit organisierten Bloggerrn, die prominente Einbeziehung von bewährten Methoden wie RSS, ein einheitliches System mit ActivityPub. Und hey, es funktioniert einfach, und halt ohne die negativen Erscheinungen.

Was wäre, wenn Dinge wie das Fediverse und Blogs Standard werden würden und Facebook, X, Instagram und wie sie alle heißen keine Rolle mehr spielen würden? Unsere Welt wäre ein kleines bisschen besser. Wir müssen uns halt gegenseitig helfen. Wie es der Mensch immer getan hat. Traut ihr euch, hier mitzumachen?

Einfach mal weitersagen

7 Gedanken zu „#SoSollWeb: Unser Netz soll schöner werden“

  1. Vielen Dank für Deinen Beitrag zu meiner Aktion #SoSollWeb ! Es ist immer wieder spannend zu lesen, auf welchem Weg durchs Web jemand dahin gefunden hat, wo er jetzt ist.
    Ich fürchte nur, wenn das Fediverse Mainstream würde, dann bekämen wir wieder dieselben Probleme von wegen Kommerz und so. Oder was meinst Du?

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    • Hallo Annette, ja, jeder hat so eine eigenen Wege durch den „Online-Dschungel“ (auch so ein seltsamer Begriff). Ich glaube aber, um mainstreamig zu werden, müssten die Kommerzbuden von Bluesky ins Fediverse wechseln. Und insofern habe ich da im Moment recht wenig Sorgen.

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  2. Ein Internet abseits von Business – das ist genau das, was ich suche. Natürlich mag ich Online-Shops, natürlich haben kommerzielle Seiten ihre Daseinsberechtigung. Wenn ich aber auf einer Unterhaltungs- oder Informationsseite mit Werbung zugeschmissen werde, vergeht mir die Lust. Oder wenn jeder dritte Beitrag in einer Social Media Timeline ein Werbebeitrag ist.

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    • Hallo Tommi,

      „zugeschmissen“ – bloß gut, dass du das „m“ verwendet hast.

      Ach, bei dir ist es nur jeder dritte Post? Also drüben bei Facebook sehe ich vor lauter werblicher Posts gar nicht mehr, ob irgendein echter Kontakt irgendwas postet. Daher treibe ich mich dort auch nicht mehr rum.

      Na klar, die Online Shops haben schon ihre Daseinsberechtigung. Wenn aber alles andere in Social Media so gar keine Rolle mehr spielt, ist das dann doch etwas wenig.

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  3. Ein schöner Beitrag! Ich bin schon mitten in diesem #SoSollWeb unter und trotzdem nochmal neu motiviert. Danke

    In einem Detail würde ich aber widersprechen, nämlich bei deinem letzten Absatz. Die Welt wäre ein großes Stück besser, möglicherweise sogar maßgeblich. Ich glaube, der Schaden des kaputten Webs ist größer, als wir alle in der Lage sind, zu sehen.

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    • Hallo Thomas und danke für deinen Kommentar.

      Das widerspricht sich ja nicht. Ich sehe es selbst so, dass diese Plattformen eine echte Katastrophe für die Welt sind. Und ich hoffe, irgendwer kann das irgendwann mal einfangen.

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