Neulich kam jemand auf die Idee, mir zu empfehlen, doch mal ein ganzes Musikalbum zu machen. Ich glaube, ich erkläre mal ein paar Takte dazu. Bis jetzt habe ich ja mit meiner eigenen Musik einige Veröffentlichungen gemacht, zum Teil waren da Singles darunter, und die eine oder andere EP gibt es halt auch. Da ist der Schritt zum ganzen Album ja gar nicht so groß, oder? Ja, das denkt ihr euch vielleicht. Aber ich schreibe mal auf, warum das bisher noch nicht geschehen ist, obwohl das schon mein Wunsch ist.
Ein ganzes Musikalbum und was das bedeutet
Ich denke schon, dass ich einen einigermaßen erkennbaren Stil habe. Insofern würde es dahingehend schon funktionieren, ein ganzes Musikalbum zu fabrizieren. Ich habe sogar einen Namen dafür, nämlich schlicht und ergreifend „Up!“. Aber dann fangen meiner Meinung nach die ganzen Probleme erst an. Das Problem ist nämlich, dass du mit einem ganzen Musikalbum etwas verfolgst: Du willst eine Geschichte erzählen („The Wall“ von Pink Floyd) oder dich in einem Themenspektrum aufhalten („Black Celebration“ von Depeche Mode).
Oftmals ist es auch so, dass so ein Album eine ganz bestimmte Stimmung hat („Sugar Tax“ von OMD) oder das gesamte Album einen ganz bestimmten Klang hat („Disintegration“ von The Cure). Wer nur die Musik aus dem Radio kennt, weiß das oftmals gar nicht. Diese Hörer wissen gar nicht, wieso „Another Brick In The Wall“ zweimal auf dem Pink Floyd Album drauf ist und zwar aus bestimmten Gründen. Die wissen auch nicht, dass OMD mit „Pandora’s Box“ eine bestimmte Geschichte zur Trennung der Band erzählen.
Ich habe einen riesigen Respekt davor, mich wirklich an ein ganzes Musikalbum zu wagen. Das höchste der Gefühle war bisher eine EP mit 5 Stücken drauf, die auch nur einen losen Faden gemeinsam haben, nämlich die Stile, die mich zu meiner Musik geführt haben. Aber ich halte das eher für schwierig, so etwas auf die Länge von einem ganzen Musikalbum auszudehnen. Denn wenn so ein Album Längen hat, wirkt das einfach nur wie „Das zieht sich wie Kaugimmi“. Und das will ich keinem antun.
Streaming oder Tonträger?
Es soll zwar beim Thema Musikalbum keinen Unterschied machen. Aber ich finde schon, dass es noch einen Unterschied macht, ob ein Musikalbum per Streaming oder als Tonträger existiert. Eins meiner Lieblingsalben ist „Live From Joshua Tree“ der Australier von Rüfüs Du Sol. Na klar, das kannst du streamen, keine Frage. Aber es ist schon etwas anderes, die Schallplatte vorsichtig aus der Hülle zu holen, aufzulegen und bewusst zuzuhören.
Besonders ist das ja auch bei so Alben wie „Memento Mori“ von Depeche Mode, das ich hier ausführlich am Wickel hatte. So ein Erlebnis hat niemand, der die Musik nur streamt. Allerdings habe ich keine Erfahrung damit, meine Musik auf Tonträger zu bringen. Denn als Musiker musst du da in Vorleistung gehen, wenn du unabhängig bleiben willst und deine Musik über BandCamp vertreibst. Aber eigentlich ist es genau das.
Ich habe eine bestimmte Vorstellung, was dieses imaginäre Musikalbum „Up!“ von mir enthalten würde. Es gibt ein Intro namens „Up!“, ein Outro namens „Up – Down“ und eine kleine Geschichte zum Auf und Ab im Leben, instrumental erzählt. Das eine oder andere Stück kennt ihr vielleicht, wenn ihr mir über SoundCloud folgt, von mir aus auch über Spotify. Einige halt nicht, und manches gibt es noch gar nicht. Und es gibt sogar Artwork:

Ob das noch was wird?
Ich kenne da so eine Alternative Rock Band, die sich im Jahr 2000 gegründet hat. In den Jahren 2003, 2004 und 2006 erschienen EPs, und das erste ganze Musikalbum dann 2011. Das zweite folgte 2013. Und erst vergangenes Jahr haben sie die ersten Stücke aus ihrem neuen Album veröffentlicht. Was ich damit sagen will: Es muss nicht immer auf ein ganzes Album hinauslaufen, und manches Musikalbum dauert halt seine Zeit.
Ich habe ja erst in der Pandemie wieder mit Musik angefangen, nachdem Anfang der 2000er bei mir Schluss war. Ich veröffentliche seit Sommer 2021. Nach nicht mal 4 Jahren mit etlichen Veröffentlichungen und ein paar EPs an ein Musikalbum zu denken, ist zwar schön und gut. Aber ich weiß nicht, ob das noch was wird. Wie gesagt, es sollen keine 10, 12 wild zusammen gesammelte Stücke von mir sein, die sollen schon eine Einheit bilden. Und das ist eben nicht so ganz einfach.
Und gerade bei meiner Musik, meine Art von Melodic House, besteht eben die hohe Gefahr, dass ein ganzes Album von vielleicht 50 Minuten Länge nach der Hälfte langweilig wird. Und da scheue ich mich davor. Wenn ich so etwas mal machen sollte, dann muss es schon so etwas wie ein Statement sein. Es soll mein „Dark Side of The Moon“ sein, wenn ihr wisst, wie ich das meine. Was meint ihr denn? Soll ich den Gedanken an ein ganzes Musikalbum verwerfen oder weiter verfolgen?