Xavier Naidoo – Mannheimer Barde mit indischen, deutschen, südafrikanischen und irischen Wurzeln – wird derzeit mal ziemlich verbal umher getragen. Und zwar im negativen Sinne. Viele der Dinge, die er so in den letzten Jahren von sich gegeben hatte, wurde als Spinnereien abgetan. Aber nun kommt so einiges auf den Soul-Sänger aus Mannheim zu. Ich weiß nicht, ob man das einfach ignorieren kann. Auf jeden Fall muss man das mal ansprechen.
Irgendwie steht er momentan ziemlich unter Beschuss, der Dieser-Weg-Sänger. Denn er gibt ja offen zu, er sei ideologisch eher libertär einzuordnen. Ich habe das gar nicht so richtig eingeordnet. Aber laut „Publikative.org“ soll er seine rechts-libertäre Ideologie schon lange verbreiten. Ich habe meistens nicht hingehört, wenn Naidoo irgendwas von sich gegeben hatte. Und seine Liedtexte befassen sich oft mit christlichen Inhalten, was dann auf Dauer schwer verdaulich wird, weshalb man da auch nicht wirklich hinhört. Was seine Einstellung betrifft, so drückt sich „Publikative.org“ wie folgt aus:
Seine Ideologie bewegt sich dabei zwischen christlichem Fundamentalismus, deutschen Verschwörungstheorien und marktradikalem Libertarismus. Eine krude, aber nicht gänzlich unbekannte Mischung.
Auch die Wikipedia weiß etwas über Xavier Naidoo zu kritisieren. Es gibt ja eine heftige Kontroverse um einen Text eines Liedes, was er gemeinsam mit dem Rapper Kool Savas fabriziert hatte. Im Text des versteckten Liedes soll es um satanistische Rituale gehen, die mit Kindesmissbrauch, Pädophilie und Homosexualität gleichgesetzt werden. Das ist auch der Grund, warum Naidoo nicht mehr an der „Popakademie Mannheim“ arbeiten darf.
Aber wie kam es denn dazu? Wie gesagt, da er immer komisches Zeug von sich gegeben hatte, habe ich ihm eigentlich nie zugehört. Die Lieder, die mir von ihm in Erinnerung blieben, sind „Sie sieht mich nicht“, „Abschied nehmen“, „Ich kenne nichts“ oder „Dieser Weg“. Und darin habe ich jetzt keine Verschwörungstheorien entdecken können. Aber hier und da, wenn er im Fernsehen oder so etwas von sich gegeben hatte, konnte man schon denken, er wäre am Aluhut-Produktionsband beschäftigt.
So hat er unterstellt, dass Deutschland kein freies, sondern besetztes Land sei. Er hat wegen der Finanzkrise Bundespräsident Köhler verklagt. Und auch so hat man hier und da mal etwas mitbekommen, dass er Verschwörungstheorien verbreitet. Aber seine oft kritisierte Homophobie sei zum Beispiel nichts neues, wie die ZEIT 2012 feststellte. Und dieses Jahr hat er als „Straßenunterhaltungsdienst“ das Lied „Die Wahrheit“ veröffentlicht:
Ihm wird damit unterstellt, rechte Parolen zu veröffentlichen. Eigentlich wehrt er sich nur gegen die Medienhetze, die ihm zuteil wurde und ein Stück weit auch noch wird. Denn es wird noch verworrener.
Er trat neulich – zum „Tag der deutschen Einheit“ – auf. Problematisch dabei: Es war eine Veranstaltung der „Reichsbürger“. Die verkünden ja auch immer, dass Deutschland weiterhin das „Deutsche Reich“ sei und die Polizei zum „Füllen der Kriegskassen der Faschisten“ Autofahrer blitzen würde. Und jedenfalls dort trat Naidoo auf. Dort äußerte er sich kriegskritisch. Aber was soll ein solcher Auftritt auf einer Aluhut-Kundgebung?
Ich weiß nach wie vor nicht, was ich von Xavier Naidoo halten soll. Wahrscheinlich werde ich es so halten wie bisher: Ich höre einfach nicht hin. Aber vielleicht muss man eben richtig hinhören. Denn ein populärer Sänger wie er kann natürlich Parolen besser transportieren als viele andere in diesem Land. Und dass seine Ansichten teilweise kruder Natur sind, kann man überall nachlesen. Die Frage, die ich da zum Abschluss stellen möchte, ist deshalb: Was ist mit Xavier Naidoo passiert?
Der gute Mann drückt sich so blumig aus wie wir es aus seiner musikalischen Karriere gewöhnt sind, und da die nun auch schon 15 Jahren wärt wäre es vermessen etwas anderes zu erwarten. Man muss dabei auch immer bedenken: Als erfolgreicher Künstler lebt es sich bisweilen ziemlich losgelöst, und obschon er den Luxus genießen dürfte bei der Zeitungslektüre nicht auf die Uhr sehen zu müssen, fehlt eben auch etwas Einordnung. Im verlinkten Artikel jedenfalls, so viel steht fest, werden ein paar Personen in den Zeugenstand gerufen, deren vitales Interesse es ist, was der bekannteste Sohn Mannheims verkauft: Popularität. Und die schwindet, wenn er sich mit vermeintlich kruden Thesen ans Tageslicht traut, ohne sie richtig aufgearbeitet zu haben. Wohlwollend könnte man nämlich durchaus das ein oder andere als zutreffend bezeichnen, zunächst einmal nämlich das Deutschland „besetzt“ sei. Gut, „besetzt“ ist jetzt weder ein besonders populärer Begriff im Nachkriegs- noch im wiedervereinten Deutschland, aber Tatsache ist, das auf deutschem Boden Basen bestehen und entstehen, die sich deutschen Juristen entziehen. Dabei ist der Begriff „Besatzung“ leider sogar noch unserer Verfassung, dem Grundgesetz, festgehalten. Die so genannten Besatzungskosten sind aber weitgehend Geschichte, dennoch sind sie in dem Zusammenhang nicht uninteressant: Kosten für die Überwachung im Rahmen des Mandats der NSA werden nämlich hierüber noch gedeckt. Mit anderen Worten: Hier in Darmstadt, am Dagger-Complex, einem der Dreh- und Angelpunkte der weltweiten Überwachung durch die USA, wird mit deutschen Steuergeldern operiert. Das und der besondere Status der Truppen der USA hier in Deutschland verleitet einfach dazu, sich zu der Behauptung hinreißen zu lassen, Deutschland sei besetzt. Das und natürlich die Tatsache das die deutsche Bundesregierung herzlich wenig tut, der Überwachung ein Ende zu setzen. Aber dafür kann Xavier Naidoo wenig, das muss Angie schon selbst in die Hand nehmen; und da der in Russland sitzt bezieht Xavier Naidoo stellvertretend für Edward Snowden Prügel. Das würde und wird aber jeder, der Angela „Teflon“ Merkel und ihre Busenfreundin Friede Springer so direkt angeht, wie etwas Xavier in „Raus aus dem Reichstag“. Spricht halt öffentlich aus, was die meisten Deutschen denken, ist halt ein Fehler.