Manchmal braucht man in dieser irren Welt eine riesige Portion Gelassenheit, um nicht vollständig am Sender zu drehen. Gelingt nicht immer. Aber was wäre denn die Alternative, wenn man mit all den Verrückten auf der Welt konfrontiert ist? Soll man sich aus allem raushalten? Soll man sich zurückziehen? Ich weiß nicht so richtig, ob das die richtige Idee bei dem Ganzen ist. Ja, ich weiß, den Verrückten das Feld zu überlassen, ist es auch nicht. Also dann doch das Ding mit dem dicken Fell? Ich habe da so ein paar Gedanken.
Gelassenheit ist wichtig
Kennt ihr „Asterix in Amerika“? Rom hat quasi die ganze Welt unterworfen, nur halt nicht das kleine Dorf in Gallien. Asterix und Obelix reisen nach Amerika an den Rand der Welt. Es gab eine witzige Geschichte. Nach der Rückkehr legen sie sich wie üblich mit den Römern an und Julius Caesar sagt „Ich rückte in einem brillanten taktischen Manöver rückwärts vor“. Er macht sich quasi aus dem Staub… So, Sprung zurück ins Hier und Jetzt. Warum erzähle ich euch das?
Jahr um Jahr habe ich mich mit allen politischen und gesellschaftlichen Fährnissen herumgeschlagen, habe mich mit aller Welt angelegt und galt in manchen Kreisen schon als wunderlich. Bekannte lachten über mich. Und mir tat das nicht gut. Also zog ich mich zurück. Damit fühlte ich mich aber auf lange Sicht gesehen auch bloß nicht wohl. Nachdem ich meine Gedanken nicht mehr rausgelassen hatte, fraß ich sie in mich rein. Das war auch bloß nicht gut.
Ich musste meine Gelassenheit wiederfinden. Was wollte ich zu der Zeit alles darum geben, endlich wieder gelassener auf all die Katastrophen zu gucken! Und redet mir bitte nicht ein, dass das nun auch wieder falsch ist. Ich wollte meine Gelassenheit zurück, weil ich diese wichtig finde, um Dinge in Ruhe bewerten zu können. Denn mal ehrlich, vieles wird mir dann doch zu schnell plakativ mit Hashtags und Schimpfworten und all dem bedacht. Dieses Spiel spiele ich nicht mehr mit.
Und wenn doch ein Rückzug?
Seit längerem gibt es gewaltige Reibungskräfte, weil sich die Gesellschaften in einer riesigen Transformation befinden. Guckt euch mal um: Wir haben Kriege, eine gewaltige Klimaveränderung, eine wirtschaftliche Transformation, Digitalisierung. Und weil das eben nicht jeder bewältigt, werden die Extremisten und Populisten stark. Diese Gemengelage macht einem natürlich am Ende eine Heidenangst. Aber soll man deshalb durchdrehen? Oder soll man die Flinte ins Korn schmeißen?
Don Dahlmann hat dazu das da geschrieben. Er beobachtet bei sich auch diesen Wunsch, sich zurückzuziehen, so als letztes Mittel der Verteidigung. Aber da gerade diese Taubheit, das Schweigen der Mittelklasse und die Müdigkeit derselben dem Faschismus in den Dreißigern des letzten Jahrhunderts den Weg geebnet hatten, darf es eben nicht so einfach geschehen, dass sich die Vernunft ins Private verabschiedet. Das kann dann geschehen, wenn diese Kräfte nicht mehr da sind.
Also ein Rückzug bringt nichts. Dann also doch wieder einmischen? Ja, schon. Aber dann eben mit einer gehörigen Portion Gelassenheit. Und die lasse ich mir nicht ausreden. Wem bringt es denn was, wenn ich wieder wie ein wildgewordener Derwisch auf die ganzen Verrückten losgehe? Was erreiche ich damit, außer dass sie mich wieder auslachen und als wunderlich bezeichnen? Wie las ich mal als Motto? „Gelassenheit durch Kompetenz“. Und das trifft es irgendwie, findet ihr nicht?