Etwas ganz leicht braunes – so etwas würde aus meinen Artikeln über PEGIDA hervorschimmern. Dabei ist mir Diskriminierung zuwider. Ich kann es ja verstehen, was da verschiedene Leute da bei PEGIDA kritisieren. Aber ich werde nach wie vor kritisieren, was es zu kritisieren gibt. Und ich freue mir ein drittes Bein zurecht, dass sich die PEGIDA-Bewegung offenbar in Auflösung befindet.
Aufgrund meiner Biografie allein kann mir kein Mensch unterstellen, in irgendeiner Weise ausländerfeindlich zu sein. Ob es nun meine zugewanderten Vorfahren sind, ob es Angehörige sind, denen man ansieht, dass sie nicht europäischen Ursprungs sind – meine „Sippe“, meine Familie ist kunterbunt. Immer schon gewesen. Und sie sind geflüchtet. Als Deutscher war man nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erwünscht. Sie kennen solche Berichte, die es so gibt.
Ich finde ja nach wie vor, dass es weder gute noch schlechte Flüchtlinge gibt. Es gibt Flüchtlinge. Die flüchten vor Krieg, vor Hunger, vor Diskriminierung. Wir können in Deutschland froh sein, dass bei uns keine Konflikte herrschen, dass man genug zu essen und Arbeit hat und dass jeder so leben kann, wie er oder sie will. Das ist anderswo nicht der Fall. Und gerade in Zeiten des Krieges und des Terrors flüchten viele. Ein – aufpassen – kleiner Teil kommt da auch nach Deutschland. Aber mehr Flüchtlinge gibt es im Libanon, in Italien, in Schweden.
Eine Überfremdung? Eine Islamisierung? Die Fremden nehmen uns die Arbeit weg? Was bitte wird denn da erzählt? Die Flüchtlinge kommen erstmal hierher, weil sie von Boko Haram, vor dem Islamischen Staat, vor Hetze gegen Schwule und dergleichen flüchten. Sie wollen ihre Gemälde in Sicherheit bringen, wenn der Sturm kommt. Ist der Sturm vorbei, holen sie ihre Gemälde wieder heraus. Kein Sturm geht ewig.
Aber vielleicht wollen sie ja doch hierbleiben? Es hat inzwischen jeder mitbekommen, dass die deutschen Behörden im Umgang mit Flüchtlingen vieles falsch macht. Man redet inzwischen darüber und versucht da, einiges zu ändern. Aber das dauert eine Weile, bis dann etwas neues greifen könnte. Dass man Flüchtlinge quasi wegschließt oder einfach irgendwem vor die Nase setzt, ohne die Gegend zu analysieren, ist zu kritisieren. Dass man Flüchtlinge, die sich integrieren wollen, nicht integrieren lässt und sich lieber sich selbst überlässt, ist falsch.
Denn es ist nun einmal folgendes klar: Stellen Sie sich einmal einen homosexuellen, katholischen Syrer vor. Der flüchtet vor Diskriminierung aufgrund der Sexualität und des Glaubens. Und wenn der nun ein Wissenschaftler ist? Oder sonst irgendwie der Gesellschaft helfen kann? Der will vielleicht auch hier bleiben. Soll man den denn wieder wegschicken? Verstehe ich nicht. Das muss ich aber auch nicht, denke ich. Denn ich bin kein Anhänger von PEGIDA oder deren Ableger LEGIDA.
Die Kritik am Staat ist gut und richtig, das habe ich oft genug hier in den Blog hinein geschrieben. Aber diese offenkundige Ausländerfeindlichkeit ist verachtungswürdig. Die Kritik an dieser Ausländerfeindlichkeit ist gut und richtig. Aber Steinewerfen und so etwas ist verachtungswürdig. Wie gesagt, ich kann PEGIDA verstehen, was die Kritik am Staat betrifft. Aber diesen Fremdenhass, der immer mitschwingt, verstehe ich nicht. Das liegt aber wohl auch an meinem Hintergrund.
Ich halte viel davon, dass man sich in einen gesellschaftlichen Diskurs begibt. Aber eben nicht auf dem Rücken von Flüchtlingen. Die sind ja sehr oft vom Regen in die Traufe gekommen. Erst hauen die vor Krieg und Terror ab und werden auf teils sehr fragwürdige Art und Weise nach Europa gebracht. Dann sind die vielleicht hier in Deutschland und bekommen Hass und Wut entgegen geschleudert. Auch hier in der angeblich so weltoffenen Stadt Leipzig. Und gerade in der Stadt der Helden soll es schlimmer als in Dresden oder sonstwo sein, was die da erleben. Aus welchem Grund? Weil man Angst vor Überfremdung hat? Die gibt es doch gar nicht. Also nicht hier.
Aber bald geht die Gartensaison wieder los, bald auch die Badesaison und die Grillsaison. Die Leute haben dann oft etwas anderes zu tun, als irgendwie durch die Stadt zu latschen. Zumal sie da ja auch arg eingeschränkt sind. Und Termine für diese Latscherei werden auch immer mal wieder umgelegt oder abgesagt. Inzwischen kommen auch weniger Leute zu den Demonstrationen. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass hier in Leipzig der Ableger LEGIDA die Anmeldungen für die Demonstrationen am Freitag zurückgezogen hat.
Ich würde mich freuen, wenn irgendwann mal jemand auf die Idee kommen würde, dass sich Behörden, Politik, **GIDA und NO**GIDA an einen Tisch setzen würden und nach einer Lösung suchen würden. Aber ich denke, es wird wohl darauf hinauslaufen, dass PEGIDA / LEGIDA irgendwann im Sand verlaufen und sich die Gegenbewegung als Sieger fühlt und dann eben Politik und Behörden so weiter wursteln wie bisher.
Die Bewegungen sind doch ein sicheres Indiz dafür, dass einiges schief läuft im Land. Und zwar unabhängig von Flüchtlingen und Zuwanderern. Und ich denke, dass das der Gesellschaft irgendwann sehr schmerzhaft auf die Füße fallen wird. Wenn man nicht miteinander redet, wird man irgendwann mit den Konsequenzen leben müssen.
Ich kann die Wut, die da viele PEGIDA-Anhänger haben, nachvollziehen. Und zwar unabhängig von irgendwelchen Sorgen vor Überfremdung. Ich kann die Wut nachvollziehen, dass DIE DA OBEN machen, was sie wollen, und auch noch glauben, dass sie wissen, was für das Volk gut und richtig ist. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich PEGIDA unterstütze. Genauso gut kann ich verstehen, dass man Ausländerfeindlichkeit bekämpfen muss. Damit finde ich aber nicht gut, dass irgendwer NOPEGIDA – oder eben in Leipzig NOLEGIDA – Pflastersteine werfen muss, wie ich im Internet sah.
Redet miteinander. Es muss doch möglich sein, einen Kompromiss zu erzielen, der nicht als faul zu bezeichnen ist. Aber ich befürchte, dass das nicht passieren wird. Denn bald haben wir wieder derart viel Sonne, dass es wieder Spaß macht, das Auto zu waschen.
Ich habe auch Berichte gelesen, dass ein „Bürger mit Migrationshintergrund“ – ein kunterbunter Mensch, der eben nicht so europäisch aussieht – Leipzig verlassen hat, weil er diskriminiert und bedroht wurde. Das ist zu verachten. Wer schon etwas von einem „christlich-jüdischen Abendland“ erzählt, der sollte wissen, dass vor dem Gott der christlichen Kirche alle Menschen gleich sind. Wer dann denkt, dass der „deutsch aussehende Bürger“ gleicher ist, lügt sich gewaltig in die Tasche. Aber wer weiß, wann das diejenigen erkennen.
Anscheinend hast du meinen 2. Kommentar nicht so sehr verinnerlicht wie den ersten.
Toni, ich muss natürlich nichts verinnerlichen. Bloß gut, dass ich meine Kommentare durchgeschaut habe, denn ich musste dich noch extra freischalten, da du andere Daten verwendet hast.
Zum Punkt: Ich schreibe immer aus meiner Sicht. Das muss niemandem gefallen. Und wenn du mir jetzt noch erzählst, was du mit dem Verinnerlichen meinst, kommen wir vielleicht überein. Was möchtest du denn genau ausdrücken?
Ich glaube nicht, dass es was bringt. Wenn du beim 3. Mal nicht verstehst was ich meine, wird es auch nach der nächsten Erklärung nichts.
Trotzdem alles Gute
Hallo Toni. Wenn du meinst. Ich wünsche dir auch was.