2009 startete es, das Überwachungssystem, das angeblich nur dem Wohle des Bürgers dient. INDECT ist ein Informationssystem, das zur Überwachung, Suche und Erfassung eingesetzt wird. Unterm Strich kommt das System aber als Überwachungsmonstrum daher, das alles und jeden erst einmal als verdächtig einstuft.
Das ist etwas höchst fragwürdiges, und daher sollte man darüber reden.
Kameras hier, Kontrollsysteme da. Man kommt sich fast vor, als wäre man Teils von George Orwells Roman „1984“. Es scheint, als würde eine totale Überwachung stattfinden. Etwas, worüber sich die totalitären Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts in den 80er Jahren sehr gefreut hätten.
Sinn von INDECT ist nach Meinung der Europäischen Union die Erkennung von abnormalem Verhalten. Was soll das bitte sein? Ist jemand abnormal, der beim Warten auf die S-Bahn in der Nase bohrt? Damit, so die vollmundigen Aussagen, will man einen wichtigen Beitrag zur „vorbeugenden Kriminalitätsbekämpfung“ leisten.
Er werden Verbindungsdaten gesammelt, Daten aus sozialen Netzwerken gespeichert oder großflächige Videoüberwachung betrieben. Und nicht zuletzt können durch die Speicherung von Ortungsdaten von Mobilfunkgeräten ganze Bewegungsprofile erstellt werden.
Ich finde immernoch, man sollte hierüber einmal reden. Die Medien halten sich ja größtenteils vornehm zurück. Und die deutsche Politik ist auch nicht so wirklich redefreudig zum Thema. Die Einzigen, die sich offenkundig dazu äußern, sind die derzeit ohne bundespolitische Befugnisse ausgestatteten Piraten. Die stellen sich zumindest hin und kritisieren das öffentlich.
Bei INDECT sitzen nicht einmal Heerscharen von Analytikern auf der anderen Seite der Kamera oder auf der anderen Seite der Mattscheibe. Ausgewertet wird die Daten- und Informationsflut von einem voll automatischen Computersystem.
Durch die Erstellung von Bewegungsprofilen und die Datensammelwut sind Datenschützer auf Alarm gebürstet. Jede der einzelnen Technologien ist datenschutzrechtlich bedenklich. Ich wiederhole es gern noch einmal, worum es geht:
- Erstellung von Bewegungsprofilen anhand von Ortungssignalen der Handys
- Erstellung von Verhaltensmustern anhand von sozialen Netzwerken
- Vorratsdatenspeicherung von Verbindungsdaten von Telekommunikation und Internet
- Überprüfung des sozialen Verhaltens anhand von Videoüberwachung
- und dergleichen mehr
Und mit INDECT soll das nun verbunden werden. Bin ich eigentlich der Einzige, der sich hier auf dem besten Weg in ein sehr dunkles Zeitalter sieht? Werden bald ominöse Schattenmänner in dunklen Hausdurchgängen stehen? Wird bald automatisch der Internetanschluss tot gelegt, nur weil man das Wort B o m b e irgendwo im Chat hat fallen lassen?
Das ist sicher etwas sehr schwarz gemalt. Aber wie wäre es denn, wenn wir tatsächlich in eine totale Überwachung schlittern? Und das alles, um „abnormales Verhalten“ erkennen zu können. Stellen Sie sich doch einfach mal vor, über dem Wochenmarkt kreisen Drohnen mit Kameras. Das ist alles keine Fantasie, das soll ernsthaft umgesetzt werden.
Lesen Sie mal den Kommentar Ruth Reichstein bei der TAZ zum Thema und informieren sich in der Wikipedia zum Thema. Das Thema INDECT darf durchaus kritisiert werden. Und ich finde, hier muss irgendwer mal den Überwachungswahnsinnigen Einhalt gebieten. Sonst steht jeder Bürger generell erst einmal unter Generalverdacht. Und das ist keine Geschichte von George Orwell, das ist real.
One Reply to “INDECT – Der Bürger unter Generalverdacht”