Man hätte auch über „Medien im Wandel der Zeit“ schreiben können. Da es aber der ehemals verstaubte Sender aus Mainz am besten in die aktuelle Zeit geschafft hat, geht es mal nur um das ZDF.
Wie hat man immer das ZDF belächelt. Es wäre das seichte Unterhaltungsprogramm für die älteren Semester und die Wetten-dass-Bewahranstalt. Die größten Kritiker haben dem Sender gar so etwas wie den Geruch von Alt nachgesagt.
Aber klammheimlich hat sich das Blatt gewendet. Ich staune immer wieder über den Sender, dessen Abkürzung hier und da schon mal als „Zwangs-Demenz-Fernsehen“ bezeichnet wurde. Es gibt da jetzt so etwas wie ein ganzes Geschwader neuer Besen. Und die kehren nicht nur gut. Es wurde klar Schiff gemacht.
Mittlerweile kommt das ZDF mit Formaten wie „ZDF l@gin“ bei „ZDF info“ oder mit einem Sparten-Sender namens „ZDF neo“ um die Ecke. Das lockt das lesende, twitternde, facebookende, googleplusende und mündige Volk an. Und zwar nicht nur vor den Fernseher. Auch die einzelnen Internetprofile erfreuen sich großer Beliebtheit und locken diskussionsfreudige Internetnutzer an wie das Licht die Motten.
Insofern muss man tatsächlich sagen: Für solche Aktivitäten und für ein solches Angebot zahlt man gern den Zwangsbetrag an die GEZ.
Es hört aber nicht nur bei den Internetprofilen und den Fernsehangeboten auf. Nein, da gibt es auch noch eine feine Mediathek beim ZDF. Und die wird schön breitgetreten von den Online-Redakteuren. Und nicht zuletzt nennen möchte ich den Blog, der – wie meiner – auf WordPress aufbaut.
Alles in allem kann man sagen: Die beim ZDF haben das richtig gemacht. Sie haben kurzerhand alles, was sich irgendwie Medien nennt und wo man ein ZDF-Logo drauf pappen kann, hergenommen und kräftig überarbeitet. Man hat Ballast über Bord geworfen und alles in augenschonendes Silber gehüllt. Und dann ist man hergegangen und hat alles, wo man ein ZDF-Logo draufgepappt hat, ineinander gefügt.
Und so schafft man es dann eben, die skeptischen Beobachter aus dem Internet anzulocken. Und mit denen diskutiert man völlig unaufgeregt über teils brisante Themen. Und man bleibt am Puls der Zeit.
Nur mal kurz der Vergleich zu anderen: Die RTL-Gruppe unterhält eine Vielzahl von Sendern, die auch oft thematische Überschneidungen haben und sich oft einen Dreck um den Puls der Zeit scheren. Journalismus mündet oft in reinen Populismus und Boulevard. Und oft genug wird der Nachrichtenredaktion, die für alle Sender der Familie (u.a. RTL, RTL II und n-tv) die Nachrichten zusammenstellt, grandiose Unwissenheit vorgeworfen. Diese Sendergruppe sollte sich am unaufgeregten Mediengebilde ZDF ein Beispiel nehmen.
Obwohl: Wenn sich RTL oder meinetwegen auch die noch viel nichtssagenderen Sender von Pro7Sat1 tatsächlich ansehen würden, wie sie es besser machen könnten, könnte man als unbeteiligter Zuschauer Gefahr laufen, da ernsthaft etwas relevantes erfahren zu können.
Aber ich glaube, ich kann Sie, meine Leser, beruhigen: Die Konkurrenz der Öffentlich-Rechtlichen hinkt derart weit hinterher und berichtet derart unwissend aus den Newstickern der erlauchten Nachrichtenagenturen, dass von dort keinerlei Gefahr drohen wird. Dann lieber ZDF und ARD gucken und lesen und sich dazu mit Hintergrundinfos aus Blogs und den Communities versorgen, das bringt jedem mehr.
Also: Das ZDF ist keineswegs mehr die Alte-Leute-Medienanstalt, sondern ein gutes Beispiel, wie Medien in der heutigen Zeit funktionieren sollten.