Hand hoch: Wem in Leipzig sagt denn noch der Eilenburger Bahnhof etwas? Niemandem? Kein Wunder, da es diesen Bahnhof schon Ewigkeiten nicht mehr gibt. Dennoch kann man etwas über diesen Bahnhof erzählen. Denn der Eilenburger Bahnhof gehört zur Leipziger Eisenbahn-Geschichte dazu wie so vieles andere mehr, die Verbindungsbahn von Plagwitz nach Connewitz zum Beispiel.
Mir sagt der Eilenburger Bahnhof nichts
Knapp 70 Jahre war er in Betrieb, bevor er geschlossen wurde. Das war bereits 1942. Danach wurde er bei den Angriffen im Zweiten Weltkrieg zerstört. Kurzzeitig war er noch zur Güterabfertigung in Betrieb. Ab den Sechzigern wurden die Gebäude nach und nach abgerissen. Bis 1973 führte die Deutsche Reichsbahn Überführungsfahrten durch. Und es gab Straßenroller wie diese.
Es gab noch bis in die Neunziger hinein ein Anschlussgleis für das Werk der Leipziger Buchbinderdruckereimaschinenwerke. Aber all das – auch andere Gleise und Weichen und Brückenüberfahrten – wurden dann nach und nach abgebaut. Damit hatte die Deutsche Bahn auch eine Möglichkeit weniger, Bauzüge abzustellen. Im Jahr 1997 kam dann die Entscheidung, was mit dem Gelände passieren soll.
War der Bahnhof denn wichtig?
Der Eilenburger Bahnhof sollte die Wirtschaftlichkeit der damaligen Halle-Sorau-Gubener Eisenbahngesellschaft verbessern. Man wollte mitspielen in Leipzig. Und man wollte eben nicht wie andere Gesellschaften direkt in der Stadt zu überteuerten Preisen bauen. Deshalb zog man vor die damaligen Tore in das damals eigenständige Reudnitz.
de Bahnhof stand eingefasst in Eilenburger Straße / Nostitzstraße (heute Reichpietschstraße) / Riebeckstraße / Gerichtsweg. Das Bahnhofsgebäude stand dort, wo heute die Tankstelle an der Riebeckstraße steht. Und diese wird seit dem Bau des Bahnhofs über eine Brücke geleitet, weil der Verkehr darunter durchgeleitet wurde.
Man erschloss sich darüber den Weg nach Taucha, Torgau und weiter in den Nordosten. Die Strecke führte aus Leipzig heraus an der heutigen Nerchauer Straße und unter der Zweinaundorfer Straße auf den heutigen Leipziger Güterring. Ab da war die Infrastruktur ja wohl schon vorhanden durch die Preußische Eisenbahn.
Der Bahnhof wurde bis 1915 als Fernbahnhof benutzt, bis der Leipziger Hauptbahnhof fertiggestellt war. Danach fuhren die Züge von und nach Eilenburg. Aber er war ein Umschlagplatz für die Waren der Firmen dort. Seine Hauptfunktion war dann bis zur Schließung die Güter- und Eilgutabfertigung. Und 1942 war dann Schluss.
Heutiger Zustand
Vor rund 35 Jahren sah es noch so aus an der Eilenburger Straße. Vom Eilenburger Bahnhof war nicht mehr viel übrig. Und heute sieht das Gelände komplett anders aus. Der sächsischen Mundart-Dichterin Lene Voigt wurde das Gelände gewidmet. Es befindet sich dort der Lene-Voigt-Park. Mittlerweile ist man wohl so ziemlich fertig und hat hat einen grünen Radweg entlang der Anger-Crottendorfer Bahnschneise.
Allerdings darf man skeptisch sein, was am Ende dabei heraus kommt. Leipzig will lebenswerter werden. Deshalb gibt es auch einen Masterplan, der einen „Parkbogen Ost“ umfasst. Der Eilenburger Bahnhof ist komplett vergessen. Vielleicht ist das auch gut so. Aber er gehört zur Eisenbahn-Geschichte der Stadt dazu.
Als Leipziger konnte ich so das erste Mal ein Foto vom Eilenburger Bahnhof sehen. Bis wann gab es Zugverkehr? Ich habe in 50iger Jahren und auch später noch Rangierfahrten erlebt.
1942 wurde der Linienverkehr eingestellt. Aber Rangierverkehr gab es noch etliche Jahre. Das lag an den Firmen dort auf der Ecke.
Nichts für ungut, aber „Das Bahnhofsgebäude stand dort, wo heute die Tankstelle an der Riebeckstraße steht.“ ist falsch, das EG stand an der Nostitzstr. (heute Reichpietschstr.) nahe Gerichtsweg. Hinter der heutigen Tankstelle befindet sich der Rest des Lokschuppens, den mein Opa schon in den dreißiger Jahren als Handelsvertreter für sein Auto als Parkhaus nutzen konnte. Bis zum Ende der sechziger Jahre wurden auch noch Kesselwagen über die Rubensstr. mit Tatra 141-Schleppern in die damalige Riebeck-Brauerei (heute Sternburg-Brauerei) überführt. Ob das allerdings mit Culemeyer-Wagen oder direkt über die heute noch in der Rubensstraße! liegenden Gleisreste erfolgte, weiß ich nicht mehr.
Danke für die Präzisierung. Leider konnte ich das Gebäude nie selbst sehen, da ich dafür noch zu jung bin.
Hallo, habe die Seite durch Zufall gelesen. Ich kann aus meiner Jugendzeit (mein Schulfreund wohnte in der Rubensstraße) sagen, dass die Bahnwagen sowohl per Schiene als auch mit Tatra T 141 und Culemeyerhängern zur/von der Riebeckbrauerei bewegt wurden. Wir haben oft am Zaun gestanden und zugesehen wie die Waggons auf die Culemeyer gezugen wurden (am Seil vom Tatra-Schlepper).
Der Herr Heinz Bergner hat Recht, das Empfangsgebäude lag komplett im damaligen südlichen Teil des „Graphischen Viertels“; wobei ich bisher (und von den alten Fotos ausgehend) stets dachte, daß es für die Personen direkt über die südlichere Eilenburger Straße ins Bahnhofsgebäude ging, der Güterumschlag demgegenüber an der nördlicheren „Kopfstelle“ ( wie schon beschrieben) an der Nostritz-, der heutigen Reichpietsch-Str. erfolgte, weswegen man ja da bis heute noch alte gelbgeklinkerte Bahn-Nebengebäude entdecken kann.
Krass, und irgendwie „typisch DDR“ war, dass zwischen 70ern und noch bis Anfang der 90er Jahre hinein (direkt quer zur ehemaligen Eilenburger Bahntrasse) solch ein häßlich-pragmatischer Verwaltungsbau der ehemaligen Kommunalen Wohnungsverwaltung (später LWB) stand; ungefähr da, wo man jetzt zur Heinrichstr.wieder aus dem Lene-Voigt-Park heraus kommt…
Nun, ich habe einige Jahre im alten Bahnhofsgebäude gewohnt.
Reichpietschstrasse 16
Daneben befand sich der Kohlen Krabbe, im ehemaligen Güterschuppen vorn war die Firma Eiket.
Eierkuchen und Ketchup Fabrik