Wenn es einen großen Ausfall der Technologie gibt, denkt man über vieles nach. So auch die Leipziger Internetzeitung, die sich neu erfand. Man war im Jahr 2014 eine Weile lang mit kaputter Webseite beschäftigt und wich aus. Als Notlösung stampfte man einen Blog auf Basis von WordPress aus dem Boden. Das für die Redakteure anfangs ungewohnte System geriet aber nicht wieder in Vergessenheit, als das eigentliche System wieder repariert war. Und so erfand man sich vor einer Woche – genau am 20. Januar – neu. Zumindest ist das so mein Bauchgefühl, wie das Ganze ablief.
Ich lese die Leipziger Internetzeitung gern, beleuchtet sie ja Geschehnisse aus der Region Leipzig und teilweise weit darüber hinaus aus einem anderen Blickwinkel als die große Leipziger Tageszeitung. Ich verlinke auch immer wieder gern auf die Internetseite. Mit anderen Worten: Nicht nur für meine Artikel, auch für mich zur Information ist die „Lizzy“ eine wichtige Quelle. Aber ich muss mich umstellen und werde das vielleicht auch tun.
Journalismus muss sich ja auf irgendeine Art und Weise finanzieren. Naja, es ist nicht wirklich vergleichbar, aber ein Blog wie meiner verursacht ja auch Kosten. Die sind bei mir klein und deshalb überschaubar zu refinanzieren. Bei einem Nachrichtenangebot wie der Leipziger Internetzeitung liegt der Fall anders. Die Mitarbeiter sind eben wirklich Mitarbeiter und machen das nicht nur so nebenbei. Die haben Computer, Handys, Kameras, vielleicht einen eigenen Server, Büroräume und so weiter und so fort. Und die Mitarbeiter (Redakteure, Journalisten und all das) wollen ja auch von etwas leben. Und das kann man nicht so ohne weiteres mit Werbebannern finanzieren, zumal ich auf den ersten Blick nur 3 gefunden habe. In der Seitenleiste.
Also muss ein neues Finanzierungsmodell her. Ich nehme an, die Macher der Leipziger Internetzeitung rund um Ralf Julke, Robert Dobschütz und Patrick Kulow haben sich da den Kopf zerbrochen. Denn wenn man für irgendwas Geld verlangen will, stößt man seine Leser schnell mal vor den Kopf. Vor allem, wenn es Medien sind. Vor allem, wenn das Angebot bisher kostenlos war. Aber die „Lizzy“ verlangt künftig Geld. Ich muss sagen, es war für mich auch erst einmal befremdlich. Aber wenn man mal 2, 3 Takte darüber nachdenkt, dann ist das gar nicht so blöd.
Also: Die Leipziger Internetzeitung hat künftig zwei Bereiche. Einen öffentlichen und einen Bereich namens „L-IZ Leserclub“. Beide Bereiche bieten alle Artikel. Der Unterschied besteht darin, dass Artikel 24 Stunden nach Veröffentlichung in den „Leserclub“ wandern. Und dort sind sie nur noch gegen Geld erhältlich. Da gibt es – wie heißt das? – Abo-Modelle. Von 5 Euro pro Woche bis 60 Euro pro Jahr, es gibt Fördermitgliedschaften, ermäßigte Mitgliedschaften und all das. Und damit wollen sie sich refinanzieren.
Ich kann mir vorstellen, dass sie durch ihr „Melder“-System, was sie mit aus dem alten Content Management System zu WordPress geholt haben, schneller auf aktuelle Begebenheiten reagieren wollen. Sie schreiben ja, dass sie einen schnellen News-Bereich etablieren wollen. So soll es Melder, Warnmelder, Rückmelder und so etwas geben. Das kann man zusenden. Und ich kann mir vorstellen, dass es dafür auch eine kleine Entschädigung gibt. Aber sicher weiß ich das nicht.
Im Leserclub wollen sie sich dann eben auch mit tiefergehenden Analysen und Interviews beschäftigen. Und es soll alles in Allem ein Mehr an Artikeln geben. Tja, und all das kann eigentlich nur mit mehr Leuten gehen. Finden Sie nicht auch? Und wie soll das denn finanziert werden? Ich sehe das ja selbst bei meinen Artikeln: Besucher habe ich ganz ordentlich, nur kommt auf Grund von Werbeblockern nicht viel nennenswertes an Werbeeinnahmen herum. Wenn ich das jetzt auf die Leipziger Internetzeitung projiziere, dann dürfte eigentlich klar sein, dass das völlig undenkbar wäre, ein solches Medium mal eben nebenbei zu betreiben.
Wie gesagt: Ich habe ein paar Bauschmerzen gehabt, und es wirkte ein wenig befremdlich, als ich von dem Leserclub und der Umstellung auf WordPress erfuhr. Aber die Leipziger Internetzeitung macht das eigentlich einzig richtige, was man tun kann, will man ein Medium professionell betreiben und die Leser mit Werbung nicht zu Tode nerven: Sie machen ihre Inhalte nach 24 Stunden kostenpflichtig.
Ich werde mir überlegen, ob ich eine Mitgliedschaft im Leserclub abschließe. Aber ich kann mir das zukünftig gut vorstellen. Und es ist ja nicht so, dass die „Lizzy“ nicht aufklärt. Das machen sie sehr wohl. Und sie sagen klipp und klar, dass guter Journalismus nun einmal Geld kostet. Und dass sie den bieten können, haben sie oft genug bewiesen.