Dirk Feiertag, parteiloser Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl Ende Januar in Leipzig, fährt heute Straßenbahn. Er wirbt für seine Idee des fahrscheinlosen Öffentlichen Personen-Nahverkehr in Leipzig. Eine solche Idee haben auch bundesweit die Piraten, aber Feiertag erklärt diese Idee hautnah den interessierten Leipzigern.
Dirk Feiertag setzt heute mit seinem „Lindwurm“ aus. Das ist die Bezeichnung für seinen Straßenwahlkampf zur Oberbürgermeisterwahl. Denn heute fährt der Rechtsanwalt Straßenbahn. Los geht’s um 18 Uhr am Südplatz. In einer Pressemitteilung, die mir vorliegt, erklärt er:
Wir gehen in die Offensive und werden heute mit mehreren Teams um den Ring und die Magistralen entlang durch die Stadt fahren. Wir wollen mit den Leipzigern direkt in den Straßenbahnen über unsere Idee des fahrscheinlosen ÖPNV ins Gespräch kommen. Wir haben jede Menge Informationsmaterial im Gepäck und ich erwarte viele spannende Diskussionen und Begegnungen. Mich haben in den letzten Wochen immer wieder Anfragen von Bürgern erreicht, die Probleme mit dem Kauf von Fahrscheinen hatten. Mit der Einführung des fahrscheinlosen ÖPNV wäre das alles Schnee von gestern.
Mit dieser Erklärung kam er bereits in der vergangenen Woche daher, als er seine Kampfeslust bewiesen hatte, nachdem auf seine Initiative hin die Durchwahlen des Jobcenters veröffentlicht wurden. Mit gleichem Engagement will der gebürtige Braunschweiger auch für den fahrscheinlosen ÖPNV werben. Und das könnte sogar funktionieren.
Das Konzept lautet gemäß Pressemitteilung:
Die bislang durch den Ticketvertrieb erzielten Einnahmen werden umlagefinanziert, etwa durch eine kommunale Abgabe bzw. Steuer, die für jeden Einzelnen nur geringfügig ausfiele, aber für Alle eine große Wirkung hätte. Touristen könnten außerdem durch eine Hotelbettenabgabe an der Finanzierung beteiligt werden.
Mit anderen Worten: Der Nahverkehr dient allen. Also sollen ihn auch alle bezahlen. Und zwar über eine Anpassung der Steuern. Nein, keine Steuererhöhung. Eher: Die Steuereinnahmen, die da sind, sollen so verteilt werden, dass der Nahverkehr problemlos bezahlt werden kann. Und die Reparatur der ständig ausgefallenen Ticket-Automaten würde genauso entfallen wie die Kosten für den Aufbau der Automaten oder die Bezahlung der Kontrolleure.
Und mal ehrlich, ein großer Teil dessen, was der Nahverkehr heute schon an Zuschüssen und kommunalen Ausgaben verschlingt, geht in dem umlagefinanzierten System von Dirk Feiertag auf. Im Klartext heißt es in der Pressemitteilung:
Wenn der Ticketkauf vor Fahrtantritt entfällt, ebenso wie die Kontrollen und die Strafverfolgung von Schwarzfahrern, ist der ÖPNV für alle bequemer und zudem könnten erhebliche Kosten eingespart werden, die etwa für Marketing, Werbung, Automaten und deren Wartung sowie den gesamten Vertrieb der Fahrkarten entstehen.
Schließlich würde Leipzig dann ja auch an Attraktivität gewinnen. Der Nahverkehr würde als Aushängeschild für Leipzig gelten und Touristen anlocken. Diese würden per Hotelbettenabgabe oder ähnliches an der Finanzierung des Nahverkehrs beteiligt. Es soll ein Konzept mit Bürgerinnen und Bürgern und Experten erarbeitet werden, über das die Leipziger Bürgerschaft dann abstimmen soll. Das Modell soll dann auch eine soziale Komponente enthalten.
Das ist – grob gesagt – das Konzept von Dirk Feiertag und seinem Team, bestehend aus dem Neuen Forum, den Piraten Leipzig und der Wählervereinigung Leipzig. Alles weitere wird er heute Abend in der „Bimmel“ erklären. Er hat angekündigt, sich Zeit für die Bürger zu nehmen.
Mal ehrlich, bei solchem Engagement verdient er viele Stimmen. Und hat er nicht recht, wenn er der Meinung ist, dass der Öffentliche Personen-Nahverkehr in einer modernen Stadt (als die Leipzig ja gelten will) das Schlüsselthema ist? Darum finde ich es richtig, dass er derart viel Kraft in dieses Thema steckt.
Ich wünsche daher Dirk Feiertag für die nächsten 1,5 Wochen noch viel Kraft. Leipzig braucht einen Macher, keinen Träumer.