Wer schon in dem Gebiet Urlaub macht, wo wir waren, nämlich im Landkreis Rostock, der kommt um eine nette Attraktion nicht herum: Die Molli. Die Molli ist die Bäderbahn im Doberaner Land. Wer also mal nach Bad Doberan kommt, der muss einfach mal die zwei Stunden investieren und eine Fahrt mit der alten Bahn machen. Sie verkehrt von Bad Doberan nach Kühlungsborn-West und wieder zurück. Keine große Strecke. Aber es ist einfach mal ein Erlebnis.
Für 24 Euro wurden meine Tochter und ich also in alten Waggons durch die Gegend gekarrt. Eigentlich sagt man sich, dass das kein vernünftiger Mensch macht. Aber he, wer ist denn im Urlaub schon vernünftig? An einem der vielen regnerischen Tage fuhren wir also durch drei Orte. 40 Minuten dauerte das Spektakel pro Richtung. Schön war’s. Man macht sowas ja nicht ständig. Und wie die Japaner auf dem Leipziger Augustusplatz fotografierten Hornissenschwärme deutscher Touristen die Schmalspurbahn, wie sie durch Bad Doberan bimmelte.
Nach dem Bahnhof des Kurorts hält die Molli noch dreimal in Bad Doberan. Dabei fährt sie nahezu Schrittgeschwindigkeit. Und sie dampft dazu durch die Innenstadt und bimmelt in einer Tour. Das macht sie seit 1886, und seit 1910 fährt sie bis Kühlungsborn. Immer wieder begleitet von vielen Schaulustigen, Fotos-erstellenden Geräten und Gebimmel, wenn sie durch einen Ortskern fährt.
Hat die Molli einmal Bad Doberan verlassen, ist man nur raus aus der Stadt. Nicht aber den Ort selbst. Denn dazu gehört noch eine Rennbahn mit eigener Haltestelle. Das ist die älteste Galopprennbahn auf dem europäischen Festland. Dort saßen die Camper traurig in ihren Zelten und hofften, dass der Regen aufhört. Ähnlich sah es an der Haltestelle „Vorder Bollhagen“ aus. Und dann ging es nach Heiligendamm, das ebenfalls zu Bad Doberan gehört.
Als der G8-Gipfel 2007 hier stattfand, war die Molli das offizielle und einzige Transportmittel der Pressevertreter. Das war uns aber hier egal. Im strömenden Regen warteten wir, dass aus der Gegenrichtung die Molli kam, damit wir weiterfahren konnten. Wir sahen dabei die weißen, blank polierten Fassaden, die Klinik, die Hotels. Dort hätten wir uns nicht wohlgefühlt.
Ebenso wenig übrigens auch in Kühlungsborn. Die Stadt entstand ja 1938, nachdem die Orte Arendsee und Brunshaupten-Fulgen zusammengeschustert wurden. Ich nehme an, deshalb gibt es auch die drei Bahnhöfe Kühlungsborn-Ost (früher Brunshaupten), Kühlungsborn-Mitte und Kühlungsborn-West (früher Arendsee).
Die kleine Dampflok musste in Kühlungsborn ans andere Ende des Zuges gehangen werden. Wenn es nicht so geregnet hätte, hätten wir uns den kleinen Güterzug ansehen können oder so etwas. Das fiel leider aus. Und also machten wir es uns auf der Rückfahrt im Salonwagen bequem. Getränke – ob warm oder kalt – kosten dort um die 3 Euro. Wer will, kann sich auch noch Snacks bestellen. Und man wird am Platz bedient.
So bimmelten wir also zurück in Richtung Bad Doberan. Es regnete weiter. Die Camper schauten an der Rennbahn weiter traurig aus ihren Zelten raus. Und wir schlürften Kaffee und Kakao und genossen eine Fahrt, die wir als Sachsen so nicht hätten machen wollen, wenn wir denn vernünftig gewesen wären. So aber waren wir unvernünftig und hatten Spaß dabei. Wie es sich für einen Urlaub gehört.
Ich bin auch schon mal mit einer alten Lokomotive gefahren, das war sehr aufregend.
Als Doberaner möchte ich bemerken, dass der Molli ein Herr ist und es daher „der“ Molli heißt ;-) Ansonsten freut es mich natürlich, dass er Ihnen gefallen hat und die Fahrt mit ihm. Über Kühlungsborn kann man geteilter Meinung sein, aber im Vergleich zur DDR – kein Vergleich!
Beste Grüße aus dem Norden
R. Reiske