Na, jetzt kommt der Uhle ja mit Worten um die Ecke! FOMO, hä? JOMO, hä? Ja, Freunde, so habe ich auch reagiert, als ich davon neulich das erste Mal etwas las. Das ist aber nicht schlimm. Ich habe nämlich herausbekommen, dass ich schon längst von FOMO zu JOMO gewechselt bin. Jetzt mache ich euch bestimmt irre, oder? Also muss ich jetzt tatsächlich mal anfangen, das zu erklären. Ja, ihr könnt auch den Artikel aufrufen, den ich weiter oben verlinkt habe. Ihr könnt aber auch weiterlesen.
FOMO – Was zum Teufel?
Was wie ein Waschmittel oder so klingt, ist etwas ganz praktisches, was einem widerfährt, wenn man sich pausenlos mit den sozialen Netzwerken beschäftigt: FOMO steht für „Fear of Missing out“. Frei übersetzt also: Die Angst, etwas zu verpassen. Leute, die Plattformen sind alle nicht der Nabel der Welt. Wieso nehmen sie einige immer wieder so wichtig? Ich hatte mich auch mal dazu gezählt. Aber ich habe halt gelernt, dass uns die Plattformen einfach nur Lebenszeit klauen.
Diese ganzen Läden – die Facebooks, Twitters und was auch sonst immer am Start ist – haben hochkomplizierte Algorithmen am Start, mit denen sie versuchen, uns so zu manipulieren, dass wir möglichst lang dort irgendwas machen. Und wenn es das Scrollen ist. Und das machen die meisten Nutzer dieser Plattformen. Man hat Angst, irgendwas vermeintlich wichtiges zu verpassen. Aber ist das gerechtfertigt? Oder dreht sich die Welt auch so weiter?
Gerade in Extrem-Situationen wie die Corona-Pandemie oder Kriegszeiten oder sonstwas macht sich FOMO enorm bemerkbar. Und ganz ehrlich, man ist ganz schnell dabei, in den Sumpf irgendeiner Blase abzutauchen. Schnell befindet man sich dann entweder an einem Zipfel der Wurst oder am anderen. Und der jeweils andere Wurstzipfel wird beschimpft. Es findet ja gar kein Austausch mehr statt, wieso der eine Zipfel besser als der andere sein soll. Das kann doch niemand wollen.
JOMO – Lasst mich doch in Ruhe!
JOMO ist quasi das Gegenteil von FOMO. Habe ich oben von der Angst geschrieben, dass man irgendwas verpassen könnte, so ist es jetzt die Freude darüber, nicht alles mitbekommen zu haben. Ja, es ist ungefähr so wie das Handy wegzulegen, den Computer auszuschalten, die Klingel abzustellen, die Rollläden herunterzuziehen. Es gibt gute Möglichkeiten: Wir können unsere Profile in den Plattformen löschen, wir können sie temporär deaktivieren, wir können Benachrichtigungen ausschalten.
Ich habe für mich festgestellt, dass viele Inhalte auf den Plattformen, die von Kontakten, Freunden, Bekannten, Kollegen geteilt werden, mir einfach mal auf den Geist gehen. Da ich dennoch aktiv bleiben will, hab ich komplett themenfremde Inhalte geteilt. Dinge, die einfach mal schön sind oder ablenken. Wir müssen versuchen, die Algorithmen umzubiegen. Die reagieren auf Aktivitäten von uns. Aber das reicht ja oftmals nicht.
Die Frage ist doch: Muss ich jedem Thema nachlaufen? Muss ich überall meinen Senf dazu geben? Oder ist es nicht viel besser, die Zeit, die uns außerhalb beruflicher Verpflichtungen zur Verfügung steht, für Dinge aufzuwenden, die uns gut tun? Ich denke, das heißt am Ende JOMO. Ausgeschrieben: „Joy of Missing out“ – Die Freude, etwas verpasst zu haben. Glaubt mir, das ist wirklich eine Wohltat. Es gibt so vieles, was man ohne Plattformen – ja, auch ohne Internet, meine sehr verehrten Damen und Herren – tun kann.
Braucht man dazu einen Plan oder eine To-Do-Liste?
Ich bin ehrlich. Ich habe lange Zeit die sozialen Netzwerke offen gehabt wegen irgendwelcher Themen, die ich möglicherweise verpassen könnte. Man ist ja so schnell der bekloppten Annahme, dass man als Blogger überall mitreden muss. Nein, muss man nicht. Wir sind am Ende immer erstmal Menschen. Und als Menschen suchen wir uns einen Ausgleich zu all dem Treiben, dem wir tagtäglich ausgesetzt sind. Etwas, das uns mit Leidenschaft und Spaß erfüllt.
Für die einen ist es Sport, für die nächsten Bücher oder Musik, für wieder andere Handarbeit oder Heimwerken oder so. Denkt aber an die Menschen, die euch am nächsten stehen. Die sollten nie zu kurz kommen. Braucht ihr dafür eine Art To-Do-Liste oder einen Plan? Nö, glaub ich nicht. Wir brauchen alle nur die Erkenntnis, dass soziale Netzwerke einfach nicht mehr der Rede wert sind. Darum gehe ich jetzt einfach mal die Laubblätter vor dem Haus zählen. Denn ganz ehrlich, heute ist eh nix passiert.
Ich bin ganz ehrlich, ich bin so ein FOMO-Typ, aber nicht in Bezug auf soziale Netzwerke, sondern Nachrichten. Wie Du weißt, bin ich schon einige Zeit nicht mehr auf Facebook, aber immerhin noch auf Insta, wo ich auch ab zu etwas poste.
Aber Nachrichten sind meine Droge. Jeden Morgen lese ich beim Kaffee erst mal die Schlagzeilen auf Google News, das ich mir so angepasst habe, dass es die für mich relevanten Medien zeigt. Dann geht’s zu Spiegel und ZEIT, vielleicht noch auf den Tagesspiegel und die Süddeutsche. Meine Themen sind Trump, Brexit, Demokratie weltweit und Wissenschaft. In der Beziehung habe ich total FOMO: ich will da keine Entwicklung verpassen, denn wir leben in einer Welt, die genau beobachtet werden sollte, denn die globalen Entwicklungen halte ich zurzeit für alarmierend. Aber Social Networks gehen mir am A*** vorbei. Ich will einfach nur vernünftig informiert sein und mitreden können.
Hallo Martin,
ja, die Nachrichten. Ich habe bis vor einiger Zeit auch kaum Nachrichten ausgelassen. Aber im Moment ist es wirklich so, dass ich meine Nerven und meine Zeit anders aufwende. Du hast Recht, die heutige Zeit muss genau beobachtet werden. Allerdings muss man eben auch ein wenig Selbstschutz betreiben.
Na klar, die sozialen Netzwerke sind tatsächlich nicht der Rede wert. Ich reduziere das auch, so gut es geht. Zumal der Grad der Informiertheit durch den Mechanismus der Aufmerksamkeitshysterie kaputt gemacht wird. In den SoMes ist es nun einmal so, dass der gewinnt, der am lautesten plärrt. Und damit will ich mich nicht gemein machen.
Hallo Henning,
Selbstschutz: ja. Aber gerade die US-Präsidentenwahl ist für mich ein Grund, ständig am Ball zu bleiben. Es spielen sich ungeheure Dinge dort ab, die mich sehr interessieren und die in meinen Augen auch die Weltpolitik für die nächsten Jahre prägen werden, sofern der orange Mann nochmal gewinnen sollte. Denn dann war es das mit der Demokratie in USA und es geht Richtung Neofaschismus. Leider haben wir mit denen mehr zu tun, als uns allen lieb sein sollte, auch, was die politische Wirkung Richtung Deutschland angeht. Wenn dort die Irren bestätigt werden, dann werden die Rechtsverdreher auch in Europa Einfluss gewinnen. Das muss ich einfach verfolgen.
Was den Rest angeht – kackende Elche und furzende Eichhörnchen in den Social Medias – das kann mir gestohlen bleiben, denn es hat keinerlei Mehrwert für mich.
Beim Soundtrack zu diesem Beitrag sollte „lieblingsfarben und tiere“ von Element of Crime“ nicht fehlen.