Grübelspaziergang zum Bloggen

Jedes Jahr zum Jahresende besuchen wir die Mutter meiner Frau. Jedes Jahr mache ich einen Grübelspaziergang an der Saale bei Bad Dürrenberg. War es mal die berufliche Zukunft, war es mal die gesundheitliche Zukunft, war es mal das so genannte „große Ganze“, so war es nun das Grübeln über die Zukunft des Bloggens. Ja, ab und zu sollte man das echt mal machen. Und gerade, wenn das Wetter eher bäh ist, man sich aber dennoch draußen aufhält, hat man auch allen Grund dazu.

Warum denn so ein Grübelspaziergang?

Ich war bis ziemlich genau Weihnachten etwa 6 oder 7 Wochen mehr oder minder schwer an irgendeiner Atemwegssache erkrankt. Nein, hört mir bloß auf, das war kein „Männerschnupfen“ oder sonstwas. Ich klage nie über irgendwelche Krankheiten. Und wenn, ist es schon kritisch. Das sah meine Ärztin übrigens auch so. Jedenfalls kann ich von mir sagen, dass ich seit dem 23.12.2024 wieder raus bin aus der Krankheit und die Zeit bis nach Neujahr zur Erholung genutzt hatte.

Jedenfalls waren wir bei der Schwiegermutter. Das machen wir an einem der Weihnachtsfeiertage immer so seit ein paar Jahren. Nach einem zünftigen, viel zu reichhaltigen Mittagsessen gehe ich immer eine mehr oder weniger große Runde und lass die beiden Damen mal lästern oder so. Mir doch egal, was sie da besprechen, ich muss es ja nicht hören. So habe ich das auch dieses Jahr gemacht, gerade so raus aus meiner bekloppten Erkrankung, die ich niemandem wirklich erklären kann.

So, also kam es wieder zum Grübelspaziergang. Nein, nicht in die Richtung: Ich bin dem Tod gerade nochmal entkommen, ab jetzt mache ich alles anders, schwör! Mir ging es darum, wie ich mit dem Blog weitermache. Wenn ich mich so in der Bloggerszene umschaue, haben sich auch andere immer mal wieder Gedanken gemacht. Also sehe ich das als völlig normal an. Man soll ja seine Aktivitäten von Zeit zu Zeit hinterfragen. Oder sehe ich das falsch?

Bestandsaufnahme

Ich schrieb ja als quasi-Rückblick, dass ich keine hundert Artikel im letzten Jahr zustande bekommen habe. Wenn ich mir überlege, wie das mal war, als ich am Tag irgendwas von zwei bis vier Artikel gekloppt hatte, ist das kein Vergleich. Im Normalfall müsste ich sofort ein schlechtes Gewissen bekommen und irgendwas von wegen „Bloggen für bessere Statistiken“ um mich werfen. Aber das ist mal absolut grundsätzlicher Quatsch. Wenn nix ist, schreib ich halt nix.

Was aber, so dachte ich auf meinem Grübelspaziergang, wenn ich mich gesellschaftlich wieder mehr einbringen würde? Ich meine, wir haben es mit so viel Kroppzeuch da draußen zu tun, da muss man doch was dagegen unternehmen. Allerdings werde ich es tunlichst vermeiden, mich wieder aufzustacheln, wie ich es vor Jahren gemacht habe. Das hat mich fast in den Wahnsinn getrieben, und privat galt ich schon fast als etwas wunderlich.

Bei den ganzen Irren, die Rettungskräfte mit Blitzknallern angreifen, die den Klimawandel immernoch als Märchen begreifen, die auf Frauen, Kinder, alte Menschen mit Vollgas zufahren, die Unschuldige abknallen, die Falschmeldungen produzieren und weiter verbreiten: Da muss man doch irgendwie eine Art Anstand zeigen und von mir aus eine Stimme der Vernunft zeigen. Mir ist klar, dass mein Blog nichts gegen Elon Musk und Alice Weidel und Terroristen machen kann. Aber ich mache mich mit denen halt nicht gemein.

Wie jetzt also?

Ich kann und will mich nicht einfach so beim abendlichen Konsum einer Nachrichtensendung – exakt eine, mehr tue ich mir nicht mehr an – aufregen und vor mich hin ärgern, ich muss das wohl oder übel auch immer mal wieder verbloggen. Ich werde einfach nicht tatenlos dabei zusehen, wie Elon Musk Lügen über alles mögliche verbreitet und die AFD als einzig wählbare Partei ansieht. Ich werde es nicht akzeptieren, dass es Parteien wie das BSW oder die AFD gibt, die mutmaßlich direkt aus Moskau finanziert werden.

Ich muss hier aufpassen, dass ich nichts falsches erzähle, daher das „mutmaßlich“. Aber ich kann es doch nicht einfach geschehen lassen, dass dieses Land wider besseren Wissens geopfert wird, weil Politik-Darsteller meinen, sich die Taschen vollmachen zu müssen, oder weil Journalismus-Darsteller mit ihren Lügengeschichten ihnen den Speichel lecken. Die Irren dürfen einfach nicht die Oberhand gewinnen, egal unter welchem Stein sie bisher gelebt haben.

Ich glaube, ich werde mich also wieder mehr echauffieren und aufregen. Allerdings muss ich das richtige Maß finden. Nichts ist schlimmer, als wenn du dich für nichts und wieder nichts aufregst und dein Blutdruck Amok läuft. Das war so mein Entschluss, als ich nach einer knappen Stunde von meinem Grübelspaziergang an der Saale zurückkam. Völlig außer Atem, da die Atemwege noch nicht wieder ganz in Ordnung waren. Das ist kein Neujahrsvorsatz wie das Gym, das man nach 3x sein lässt. Mal sehen, wie das wird.

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