Es ist doch jedes Jahr das Gleiche: Man hat keine große Lust darauf, sich an kilometerlange Schlangen am Roster- oder Zuckerwatte- oder Glühwein-Stand anzustellen, man möchte nicht im Kriechtempo durch die Innenstadt tölpeln, aber trotzdem sagt man sich: Einmal im Jahr muss man auf den Weihnachtsmarkt. Muss man? Irgendwie schon. Ab heute hat man wieder das verzweifelte Vergnügen dazu.
„Eh, pass doch mal auf„, wird man dann angebrüllt. Alternativ brüllt man das auch gern durch die Gegend. Man hat nach langem Anstehen einen Pott Glühwein ergattert. Als erstes hat man sich die Hände an dem heißen Behältnis verbrannt, sodass man die Tasse fast fallengelassen hat. Aber man tut alles, um das 4-Euro-Gesöff dann doch nicht der nächsten Gosse zuzuführen.
Eilig hält man Ausschau nach genügend Platz für sich und seinen Glühwein. Und dann wird man gerempelt und kippt sich die halbe Tasse über die Jacke. Tolle Wurst! „Eh, pass doch mal auf„, fällt einem da ein.
Ja, auch ich werde wohl meinen alljährlichen Pflichtbesuch an Leipzigs größter Tanne absolvieren. Zum Glück werden wieder jede Menge Buden da sein. Und glücklicherweise hat man nun auf dem Marktplatz, auf dem immer der Weihnachtsmarkt stattfindet, den Einstiegsschacht zum City-Tunnel, in den man problemlos stolpern kann. Ei, wird das ein Spaß dieses Jahr werden.
Wir freuen uns darauf, dass die Händler, die Gesöff- und Fraß-Verticker, die Fahrgeschäftbetreiber dieses Jahr länger auf dem Markt Müll produzieren. Denn anders als sonst ist dieses Jahr der Weihnachtsmarkt bis zum 23. Dezember geöffnet. Der findet in diesem Jahr zum 555. Mal statt, was vielleicht ein Grund für die Verlängerung ist.
Besonders schön finde ich, dass das alljährlich stattfindende Märchenland – ein unheimlich integraler Bestandteil des Weihnachtsmarktes – in diesem Jahr nicht in unmittelbarer Nähe platziert wurde, sondern auf den Augustusplatz vor die Oper ausgelagert wurde. So haben die Kinder wenigstens die große Freude, das Märchenland mit einer untermalenden Geräuschkulisse aus Straßenbahn, Bus und Autolärm zu genießen.
Ach ja, dieses Jahr kommt der Weihnachtsmann mit dem Zug. Aber machen Sie sich keine falschen Hoffnungen: Die S-Bahn-Station „Markt“ des City-Tunnels ist fertig, der Tunnel ans Schienennetz angeschlossen, und man könnte ihn perfekt in das Treiben auf der Geldvernichtungsmeile integrieren. Aber der Weihnachtsmann wird laut Leipziger Internetzeitung auch nicht heute, sondern erst am Samstag gegen 11 Uhr auf dem Leipziger Hauptbahnhof ankommen.
Wie auch immer, der Weihnachtsmarkt wird wohl wie jedes Jahr irgendwie ein prächtiges Fest sein. Man darf nur nicht darüber nachdenken. Darum muss man möglichst viel Glühwein trinken, um ja nicht denken zu müssen. Das findet auch André Herrmann beim Weltnest. Aber eines ist gewiss: Auch dieses Jahr wird wieder viel von dem Gesöff verschüttet.
(Keine Sorge, der Weihnachtsmarkt kann großen Spaß machen, und er gehört nun einmal zu Leipzig und zu Weihnachten dazu. Aber die Kosum-Fress-Sauf-Schlacht kann man durchaus auch etwas skeptisch sehen.)
Bildquelle: Alljährlicher Trubel auf dem Weihnachtsmarkt Alt-Leipzig am Naschmarkt – mit freundlicher Genehmigung von Andreas Schmidt / Leipziger Touristik- und Marketing GmbH
Als wir noch in Frankfurt gewohnt hatten, war der Besuch des Weihnachtsmarktes jedes Jahr ein Muss. Seit wir auf dem Dorf wohnen ist dieses Muss weggefallen. Und ganz ehrlich, ich bedauere es in keiner Weise. Der Weihnachtsmarkt in Frankfurt war immer so voll, es war so eng und, wenn der Besuch rum war, war man wirklich froh dass es vorbei war. Es ist viel entspannter Weihnachten besinnlich zu begehen und dazu gehört nicht unbedint der Besuch eines Weihnachtsmarktes.