Gestern muss irgendwas in Leipzig los gewesen sein. Im Internet erzählten sie alles mögliche zum Lichtfest in Leipzig anlässlich des 25. Jahrestages der friedlichen Revolution von 1989. Ehrlich, das war schon grenzwertig. Es war zu viel. Eindeutig. Und ich glaube, die Art und Weise, wie Deutschland zusammengewachsen ist, ist nicht das, wofür viele vor 25 Jahren auf die Straße gegangen sind.
Gestern war ein riesiges Aufgebot an offiziellen Leuten in der Stadt. Ich war ehrlich gesagt froh, dass ich Spätdienst hatte und somit nicht damit in Berührung kam. Sicherlich, das Lichtfest ist eine wunderbare Sache. Aber eine solche Beweihräucherung fand ich irgendwie übertrieben.
Da redete Bundespräsident Gauck drauflos. Er gilt nach wie vor als „Wendepfarrer“. Und so wurde ihm als Bundespräsident das Recht zugebilligt, eine große Rede zu halten. Dann redete auch Hans-Dietrich Genscher, der wirklich große Verdienste um die deutsche Einheit hat. Und so ging das reihum. Das klatschende Volk war dabei. Und man schickte sich an, andächtig den damaligen Weg der Montagsdemos abzuschreiten.
Aber war das denn wirklich das, was das demonstrierende Volk damals wollte? Ich kann von mir sagen, dass ich mich im geeinten Deutschland wohl fühle. Aber ich verstehe nicht, wieso man denn weiterhin Unterschiede macht. Man redet auch 25 Jahre nach der „Wende“ von „Ossi“ und „Wessi“. Wieso? Man hat bei Wirtschaftsunternehmen nach wie vor den Eindruck, dass es den Firmen aus dem Osten ja nicht zu gut gehen darf. Und so ist das auch bei Sportvereinen. Irgendwie ist es nach wie vor so, dass die Grenze nach wie vor gezogen ist.
Auch Harald Jenk schreibt aus der Schweiz, dass es bemerkenswert ist, wie stark die Mauer in den Köpfen noch vorhanden ist. Ist es wirklich das, was vor 25 Jahren von den Demostrierenden gewollt wurde? Ich bin mir nicht sicher. Sie etwa? Klar, man kann jetzt hergehen und irgendwas von „Alles braucht seine Zeit“ erzählen. Aber man muss es eben auch wollen. Und da habe ich meine Zweifel.
Gestern war also Lichtfest in Leipzig. Man kann und muss an die friedliche Revolution von 1989 erinnern. Man soll aber auch immer wieder daran erinnern, dass die Mauer nach wie vor besteht. In den Köpfen, in den Planungen, in allem möglichen. So lang diese Mauer nicht beiseite geräumt ist, ist die Zeile „Deutschland einig Vaterland“ irgendwie Hohn. Oder?