Vor ein paar Tagen kam es zu einem heftigen Konflikt zwischen Hells Angels und United Tribuns im Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld mit einem Toten und Verletzten. Seither befindet sich die halbe Stadt in erhöhter Alarmbereitschaft, denn es könnte sein, dass in der Stadt ein Krieg zwischen rivalisierenden Rockergangs bevorsteht. Derartige Konflikte gab es hin und wieder mal in der Stadt. Und deshalb ist man ja auch so besorgt.
Vor acht Jahren kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung im Leipziger Drogenmilieu. Im so genannten „Disco-Krieg“ mit dem damaligen Club „Schauhaus“ in der Innenstadt nahm das Ganze seinen Anfang, was jetzt wieder ausbrach. Damals versuchte ein Kickboxer mit armenischen Wurzeln, Artur T., Fuß in der Szene zu fassen. Die Leipziger Diskotheken-Türsteher wollten sich dies nicht bieten lassen, denn sie beanspruchten selbst die Vorherrschaft auf dem Leipziger Drogenmarkt. Und sie hatten Kontakte zu den Hells Angels, die spätestens seit diesem Vorfall in der Stadt präsent sind.
Der damalige Konflikt gipfelte darin, dass die Gruppierung um T. das „Schauhaus“ angriff und danach weiter in die Innenstadt zog. Dort fielen weitere Schüsse, und es kam zu einem Mord. T. tauchte darauf hin unter. Und aus der Szene war nichts zu hören. In der Folge schloss das „Schauhaus“, wie ich vor ein paar Jahren selbst feststellen konnte. Und die Hells Angels bauten eilig ihr Chapter auf. Damals soll ein Sooren O. (andere Quellen: Sairen O.) an dem Konflikt beteiligt gewesen sein. Und der ist auch dieses Mal mit involviert gewesen. Er liegt verletzt im Krankenhaus. Und er ist der Vizepräsident des Leipziger Ablegers der United Tribuns.
Seit dem Vorfall am Otto-Runki-Platz ist man nervös. Während der Alltag in Leipzig weitergeht, passiert einiges hinter den Kulissen. Ob der Rockerkrieg, der seit längerem im Verborgenen schlummert, wirklich in Gänze ausbricht, wird sich erst noch zeigen. Es ist eine ohrenbetäubende Stille in der Szene. Und genau das muss nichts gutes bedeuten. Der Wind ist enorm rau geworden zwischen Hells Angels und United Tribuns. Haben sich letztere erst versucht, an den Strukturen der Hells Angels anzupassen, schwelt seit einiger Zeit ein andauernder Konflikt, der im Osten Deutschlands gewaltig eskalieren könnte.
Im Gebiet patroulliert seit längerer Zeit die Polizei. Der Kiez steht immer im Verdacht, der Siedepunkt der organisierten Kriminalität in Leipzig zu sein. Und die Schießerei vom Wochenende passierte trotz Polizeipräsenz. Und schon machen sich Gerüchte breit. Gerüchte, die besagen, dass die Leipziger Polizei möglicherweise im Milieu verstrickt sein soll. Man sieht die Polizeiwagen in Seitenstraßen stehen. Und man stellt sich vor, dass zur gleichen Zeit um die Ecke herum eine junge Frau im Minirock gekidnappt wird.
Man darf natürlich auch nicht hergehen und den gesamten Kiez verteufeln. Aber an derlei Gerüchten ist immer ein Funken Wahrheit. Und nachdem sich die United Tribuns entlang der Eisenbahnstraße in Leipzig breit machen wollen, brodelt dort die Luft gewaltig. Mich würde es nicht wundern, wenn hier bald die nächste Eskalationsstufe erreicht wird. Die Schießerei war eine neue Qualität der Gewalt, wie der Bund Deutscher Kriminalbeamter sagte. Ich hoffe, dass hier nicht noch schlimmeres passiert.