Eigentlich müsste ich den Werbeliner See mal zu den Leipzig-Ecken hinzufügen. Denn der ist wirklich einen Ausflug wert. Aber es gab auch Aufregung. Denn am Werbeliner See wurde eine Bombe gesprengt, weil man die nicht entschärfen konnte. Und ganz plötzlich war der See in aller Munde. Eigentlich ist es ein guter Anlass, mal über das Gewässer zu erzählen. Wollen wir mal?
Wie so viele Seen in der Region Leipzig ist auch der Werbeliner See ein Tagebaurestloch. Im Norden von Leipzig gab es den Tagebau Delitzsch-Süd, und der baggerte vor vielen Jahren die Nester Werbelin, Grabschütz und Kattersnaundorf weg. Das zuletzt genannte Dorf wurde 1981 entvölkert, 1985 war das nach Zwochau eingemeindete Grabschütz dran, und 1990 das nach Kattersnaundorf eingemeindete Werbelin. Letzteres allerdings nicht mehr vollständig, weil der Tagebau da schon geschlossen werden sollte.
Nun wurde der See geflutet. Im nordöstlichen Abschnitt gibt es eine Landzunge, die die Ortslage von Werbelin darstellen soll. Rund um den See entstanden Rad- und Wanderwege, der 120 km lange Radweg von Markkleeberg, südlich von Leipzig, nach Lutherstadt Wittenberg führt am See vorbei. Es existiert ein Vogelschutzgebiet. Aber der See wird auch touristisch betrieben. Und darüber gibt es immer wieder Streit. Und nun die Bombensprengung.
Im Leipziger Stadtteil Mockau, im Stadtbezirk Nordost gelegen, wurde bei Bauarbeiten eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Das passiert häufiger. Leipzig wurde ja richtig vom Flächenbombardement getroffen. Und viele der Abwürfe waren Blindgänger. Sie können aber nicht einfach so entsorgt werden, sondern müssen entschärft werden. Manchmal gelingt das ohne Probleme, manchmal aber müssen die Dinger auch gesprengt werden. Die Fliegerbombe von Mockau wurde am Werbeliner See kontrolliert gesprengt.
Als sie gefunden wurde, wurde der Stadtteil großräumig evakuiert. Das war mitten in der Nacht. Dann wurde sie abtransportiert. Am See wurden 60000 Liter Wasser abgefüllt, um die Detonation zu mildern. Wir erinnern uns an das Vogelschutzgebiet, was ich oben genannt habe. Klar, im Winter nisten dort weniger Vögel. Aber dennoch gibt es nun einmal das Gebiet, und darauf muss nun einmal Rücksicht genommen werden.
Nun dürfte allmählich wieder Ruhe am Werbeliner See eingekehrt sein. Perspektivisch muss man sich sicherlich darüber unterhalten, ob Tourismus und Vogelschutz in Einklang zu bringen sind. Und man muss sich darüber unterhalten, ob solche Aktionen wie die Bombensprengung an einem solchen See durchgeführt werden müssen. Man stellt den Naturschutz gegenüber der Gefahrenabwehr zurück. Und ich weiß nicht so richtig, ob man es sich nicht ein wenig zu einfach damit macht. Was meinen Sie denn dazu?