Ach, Leipzig! Jetzt wird sich aber alles ändern. Und wer weiß, ob das jedem so gefällt, was man so mitbekommt. Sicherlich nicht, denke ich. Die Auswirkungen werden immens sein. Man wird sich an die gute, alte Zeit erinnern. Aber du wirst dich dauerhaft verändern. Sag mal, Leipzig, wie findest du das denn so, wenn du dich so mal anschaust? Guck dich mal an. Ich geb dir auch nen Spiegel.
Wer jetzt dachte, ich lasse hier einen riesigen Redeschwall zur aktuellen Flüchtlingsdebatte ab, der wird sich im Folgenden getäuscht sehen. Denn ich beteilige mich ja nicht mehr wirklich daran. Wer hier regelmäßig liest, wird das sicherlich wissen. Nein, mir geht es um etwas völlig anderes. Mir geht es um die charakteristische Skyline von Leipzig. Die hat sich dauerhaft verändert. Und mancher wird das sehr wehmütig beobachten. Reiseführer, Grafiken, all das muss neu angefertigt werden. Denn über allem prangt nun ein richtig langer Hannes.
In Leipzig ist ein riesiger Sendemast im Bau. Der hat heute seine Antenne aufgesetzt bekommen. Der Mast ist geschlagene 191 Meter hoch und soll im März nächsten Jahres in Betrieb gehen. Bisher gab es eine DVB-T-Anlage auf dem Schornstein der Stadtwerke im Leipziger Stadtteil Connewitz. Die soll von dem Sendemast abgelöst werden. Zwischen S-Bahn, Zwickauer Straße und Richard-Lehmann-Straße steht das riesige Ding und erzürnt Anwohner im Stadtteil Marienbrunn. Denn der ist malerisch als Gartenstadt geprägt. Das Ganze wird schon als Katastrophe angesehen.
Der Sendemast sieht ein wenig wie der Eiffelturm in Paris aus und wird das zweithöchste Gebäude der Stadt. Nur der Schornstein des Stahl- und Hartgusswerkes Bösdorf im Leipziger Südwesten ist mit 205 Metern noch höher. Und damit ist die Skyline von Leipzig auf Dauer verändert. Und alles, was eben diese Skyline abbildet, muss neu angefertigt werden. Das kann nicht jedem gefallen.
Als wir am Wochenende meine Mutter besuchten, hatte ich einen ungebremsten Blick in die Richtung, wo der Sendemast steht. Ich dachte mir schon, dass das etwas ist, was die Leipziger spalten wird. Einerseits will man natürlich mit DVB-T2 hochauflösendes terrestrisches Fernsehen genießen, andererseits soll der visuelle Charakter der Stadt nicht über den Haufen geworfen werden. Ein Kompromiss ist hierbei völlig unmöglich, vermute ich.
Jedenfalls hat Leipzig nun seine Attraktion im Messegrund. Also in direkter Nachbarschaft zu BMW und Mercedes-Benz. Ob es für die Anwohner zu Beeinträchtigungen der Lebensqualität oder gar der Gesundheit kommt, wird man wohl erst sehen, wenn das Ding in Betrieb geht. Wir bleiben alle gespannt.
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