Das war knapp. Leipzig ist nur ganz knapp dem Ruin entgangen. Nicht, weil man sich mit Mega-Projekten wie dem City-Tunnel, der Marina, dieser riesigen Kirche am Innenstadt-Ring oder ähnliches verhoben hätte. Nein, man wäre fast in die Pleite marschiert, weil kriminelle Leute ihre Finger im Spiel hatten. Und es wurde gerichtlich festgestellt, dass die Stadt Leipzig nicht für deren Machenschaften zahlen muss. Das war knapp, aber es ging noch einmal alles gut.
Fast fünf Jahre lang stritt man vor Gericht: Die Stadt Leipzig / die KWL gegen die Großbank UBS. Man stritt vor dem High Court of Justice in London. Die Frage, um die man erbittert stritt, war: Muss die Stadt für die kriminellen Geschäfte eines Ex-Geschäftsführers zahlen? Oder steht die UBS, die die Deals gegenzeichnete, für die Ausfallsumme von 350 Millionen Euro gerade? So jedenfalls dokumentiert es die Leipziger Internetzeitung.
Es ging um den ehemaligen Chef der Wasserwerke, Klaus Heininger, der zusammen mit der UBS hochriskante Finanzwetten durchgezogen hatte. Es ging dabei wohl um rund 400 Millionen Euro. Die Wasserwerke, bzw. deren Mutter, die Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH, oder eben der Eigentümer, die Stadt Leipzig, muss nun nicht dafür aufkommen. Was aber bezahlt werden muss, sind 28 Millionen US-Dollar als Prämie für die Bank sowie 3,3 Millionen Britische Pfund für die Rückabwicklung. Aber lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.
Wäre es tatsächlich so gewesen, dass die Stadt den riesigen Batzen Geld tatsächlich hätte zahlen müssen, wäre sie wohl – soweit ich das heute so mitbekam – mit weit über 1 Mrd. Euro verschuldet und damit zahlungsunfähig gewesen. Heininger hatte fette Deals mit den Banken UBS, DePfa und LBBW abgeschlossen und hätte die Wasserwerke dafür gerade stehen lassen. Und darüber wurde nun 42 Verhandlungstage lang in London gestritten.
Am Ende befand der Richter, dass dieser Fall wohl glasklar aufzeigen würde, wie man ehrliches und faires Investmentbanking nicht betreiben sollte. Das Problem dabei war nämlich, dass große Zweifel darin bestanden, dass die Wasserwerke – und damit die Stadt Leipzig – ausreichend über die Deals informiert waren. Denn irgendwie spielte dabei auch noch die Beraterfirma Value Partners eine Rolle, als der Deal eingefädelt wurde. Und wörtlich schreibt Ralf Julke in dem oben verlinkten und sehr lesenswerten Bericht:
Richter Males wird da sehr konkret und stellt auch fest, Ziel dieser Zusammenarbeit zwischen UBS und Value Partners sei es gewesen, die CDOs mit den KWL um jeden Preis zum Abschluss zu bringen. Beispielhaft dafür sei das gemeinsame Bemühen von UBS und Value Partners, die wirtschaftlichen Eckdaten der CDOs geheim zu halten. Der zweite Geschäftsführer der KWL sollte hiervon nichts erfahren – und fiel dann aus allen Wolken, als die Sache im Januar 2010 aufflog.
Und das ist ja wohl mal ein starkes Stück. Man hätte einfach mal die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit einer ganzen Großstadt aufs Spiel gesetzt. Das ist an Kriminalität Heiningers nicht zu überbieten, oder? Aber auch die UBS spielt da keine gute Rolle. Denn das eigene Komitee, das über Kreditrisiken zu befinden hat, wurde über die Geschäfte getäuscht. Lesen Sie einfach mal den oben verlinkten Bericht.
Die Stadt ist gerade mal noch davon gekommen. Es ist schlimm, dass es einzelne Leute aus stadteigenen Firmen schaffen konnten, eine ganze Großstadt an den Rand des Ruins zu treiben. Es geht seit Stunden das Gerücht, dass die UBS das Urteil anfechten will. Ob sie das wirklich macht, kann niemand sagen. Und selbst wenn, wer sagt denn, dass eine Berufung anders ausgehen könnte? Die Stadt hat einfach noch mal Glück gehabt. Aber es mög doch einfach jemand dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.