Man kann es sich fast nicht mehr ansehen: Leipzig will Hafenstadt werden – oder so. Zumindest so etwas in der Art, wenn es nach den Stadtchefs geht. Wer das bezahlen soll und wie das alles mit der Natur in Einklang zu bringen ist, ist völlig unklar und scheint die Mehrheit der Stadträte auch nicht sonderlich zu interessieren.
Nun hat sich der Leipziger Ökolöwe zu Wort gemeldet. Das so genannte „Leipziger Greenpeace“ – so las ich das hier und da schon mal – hat sich jetzt unheimlich über einen Ratsbeschluss aufgeregt. Und ich möchte gern ein paar Worte dazu schreiben.
Der Ökolöwe und sein Standpunkt
Man will alles erreichen: Riesige Flughäfen wie den in Berlin, malerische Wasserstraßen wie den Elster-Saale-Kanal. Und kein Mensch weiß, wie das alles zu bezahlen sein soll. Das gigantische Projekt zur Sanierung des Kanals zum Beispiel wird rund 150 Millionen Euro nur für den Durchstich zum Karl-Heine-Kanal kosten. Eingenommen werden wird wohl so gut wie nichts, wenn der Kanal einmal fertig ist.
Es klingt wie blanker Hohn, wenn Geld für den Kanalausbau und Bau von Hafengelände und Infrastruktur vorhanden ist. Und das, obwohl Oberbürgermeister Burkhard Jung mehrfach angegeben hat, dass sich die Gewerbeeinnahmen in den nächsten Jahren mindestens verdoppeln müssten, um den Ausbau von Kitas und Schulen voranzubringen, zu dem Leipzig verpflichtet ist. Der Ökolöwe meint dazu, dass Jung und Co. ob der mehr als fragwürdigen Wirtschaftlichkeit des Kanalprojektes gegen einfachste Wirtschaftlichkeitsgrundsätze verstoßen würden.
Klar, man rechnet mit privaten Geldgebern. Aber mal ehrlich: Wer möchte den Kanalausbau zwischen Weißen Elster und Saale durch ein landschaftlich nicht übermäßig anspruchsvolles Gebiet fördern? Speditionen, die dann eben keine Äppelkähne mit Touristen über den Kanal schippern sondern schwere Güter? Nein, die sind doch auf der fast parallel verlaufenden Bundesstraße B181 wesentlich besser aufgehoben.
Wie man den Ausbau sehen kann, hat Florian Wüstneck vom Ökolöwen kund getan. Denn er sagte folgendes:
Das Verwaltungsmandat, den Durchstich zur Saale in Sachsen-Anhalt erst konzeptionell und ideell, später auch finanziell voranzutreiben, wird weit reichende negative Folgen für Leipzig und seine Gewässer haben…
Das Objekt: Elster-Saale-Kanal
Wie bereits erwähnt, sollte der Elster-Saale-Kanal einmal Weiße Elster und Saale miteinander verbinden. Bei Kreypau, einem Ortsteil von Leuna, sollte der Kanal über die Schleuse Wüsteneutzsch in die Saale fließen. Aber dieser Durchstich ist nie erfolgt, und die Schleuse wurde nie fertig gebaut. Nun gibt es die Investitionsruine schon seit 1943.
Aber auch auf Leipziger Seite wurde der Kanal nie fertig gestellt. Im Leipziger Stadtteil Lindenau gibt es zwar Hafenanlagen, jedoch nichts, wohin diese führen können.
„Der Kanal“, wie er im Leipziger Volksmund heißt, war jahrzehntelang ein beliebtes Ausflugsziel. Man konnte gefahrlos angeln und schwimmen. So mancher wilder Zeltplatz hatte sich dort entwickelt. Und der Grund war einfach, weil die DDR seit 1949 keinerlei Pläne für die Fertigstellung des Kanals hatte. Und im Rahmen der Ölkrise wurden sämtliche Gedanken dahin nochmals weiter verdrängt.
Doch nun wird seit 2011 aktiv wieder mit dem Kanal geplant. Sogar ein Schiffshebewerk soll gebaut werden. Es gibt wohl laut Wikipedia mehrere Fördervereine für den Ausbau des Kanals. Und die haben aufgrund einer Potentialanalyse gehörige Substanz gefunden, dass der Kanal doch einiges für Leipzig bringen könnte.
Sollte dem so sein, könnten alle unfertigen Bauwerke entlang der Strecke und den ehemals geplanten Teilstücken doch wieder an Bedeutung gewinnen. Hier hatte Matthias Binner einmal eine sehr anschauliche Fotostrecke in vier Teilen ( EINS – ZWEI – DREI – VIER) veröffentlicht. Und da frage ich einmal:
Was denken Sie? Sollte der Kanal ausgebaut und fertiggestellt werden? Oder sind das Hirngespinste? Das Kanalthema beschäftigt Leipzig, da kann man ruhig mal Meinungen sammeln.
Mit vollem Herzen: dagegen! Das ganze ist herausgeschmissenes Geld. Oder besser: versenktes. Lässt sich schöner für KITAs, Schulen oder ganz verwegen: Jugendclubs einsetzen…
Ich glaube, das ist auch so in etwa aus meinem Artikel hervorgegangen, oder?
Ich finde es super das sich manche Leute auch Gedanken darübermachen, was aus den angefangenen und den nicht vollendeten Kanal werden soll. Ist doch für die Stadt Leipzig und der Umgebung traditionell und willkommen .Ein Schiffbarer Kanal oder auch nur zum Ausflügen gedachter Plan sollte die Meinungen positiv erscheinen lassen. Frank
Auch wenn der Artikel sehr alt ist…
Das schottisches Beispiel „Falkkirk-Wheel“ zeigt, dass es durchaus eine starken touristischen Impuls geben kann. Mit dem Sportboot via Elbe, Saale und Kanal ins Stadtzentrum oder ins Neu-Seen-Land fahren zu können, ist m.E. durchaus eine attraktive Vision. Das Hauptproblem ist für mich nicht das Thema „Kosten“, sondern der damit verbundene monströse deutsche Planungs-, Zulassungs- und Genehmigungs-Bürokatismus. – BG