Ich war ja frohen Mutes, dass auf dem Areal an der Eutritzscher Straße und Theresienstraße sinnvolles passiert. Am Leipziger Freiladebahnhof tut sich etwas. Frohe Kunde machte sich aus den Mauern des Neuen Rathauses auf den Weg zum gemeinen Volk, auf dass sich auf der Industriebrache endlich etwas tue. Allerdings wird nun so ein wenig bekannt, wie da gehandwerkt wird. Und es sieht so aus, als schießt Eigentürmer CG Gruppe mit Kanonen auf Spatzen.
Was passiert am Leipziger Freiladebahnhof?
Das Areal ist eine riesige Industriebrache. Ich hatte darüber geschrieben, dass ich es gut finde, dass das Gebiet umgestaltet und erneuert werden soll. Die Pläne sind, dass dort ein gemischter Stadtteil mit viel Grün, Wohnungen, Gastronomie, Einzelhandel, Schulen, Kitas und Gewerbe entstehen soll. Soweit eine gute Idee. Ehrlich, ganz ohne Ironie.
166500 m² Mietwohn-Fläche soll entstehen, von der 30% im Mietpreis gedämpft sein sollen. Noch einmal 77500 m² Gewerbefläche ist auch noch geplant. So heißt es im wunderschön betitelten „Projekt 416“ der CG-Gruppe. Man kooperiert mit der Stadt Leipzig. Donnerwetter, das klingt ja wirklich so, als ob hier nicht gleich das nächste Elitären-Viertel aus dem Boden gestampft werden soll. Und der Leipziger Freiladebahnhof hat wieder einen Grund zu existieren.
Wenn nicht die harte Hand kommen würde
Leipzig lebt ja von seiner Szene. Das ist auch am Leipziger Freiladebahnhof der Fall. An der Kreuzung Delitzscher Straße / Theresienstraße befindet sich ein kleines Gewerbegebiet. Dort gibt es die beiden Clubs „S0&So“ und „TV-Club“. Soweit ich weiß, gehören die zur Leipziger Clubszene dazu. Denen wurde allerdings gekündigt. Der „TV-Club“ schreibt auf der eigenen Webseite, dass man in Gesprächen mit der CG-Gruppe über einen neuen Standort sei.
Wie kommt das nun mit den Plänen der Stadt überein, die dort gern eine Art „Kulturmeile“ etablieren würde, wenn die CG-Gruppe fertig ist? Auch im Stadtrat scheint man einigermaßen verwundert zu sein. Die CG-Gruppe kommt mit harter Hand daher und pflügt einmal quer durch den Leipziger Freiladebahnhof. Der als Kulturmeile vorgesehene Flachbau beherbergt beide Clubs. Man darf sich da jetzt gern einmal fragen, was damit passieren wird.
Die Stadt Leipzig hatte mit der CG-Gruppe Absprachen getroffen. Und soweit man sich umschaut, fordert man nun ein, dass sich der Investor an eben diese auch hält. Mir scheint, als würden da einige Zweifel bestehen. Denn es bleibt ja nicht bei den beiden Clubs. Auch die kleinen Gewerbe im Areal sind in ihrer Existenz gefährdet.
Wie geht das?
Der Stadt Leipzig scheint die Stadt nicht mehr wichtig genug zu sein. Ich kann schon verstehen, dass man diese alten Brachen wie eben den Leipziger Freiladebahnhof gern in neuem Glanz erstrahlen lassen will und auch den Wohnungsmarkt mit Mietwohnungen füttern will. Aber wäre es nicht möglich gewesen, das Ganze auf mehreren Schultern zu verteilen? Muss es denn immer die CG-Gruppe sein?
Der Immobilien-Investor kann 25 Referenzen vorweisen, 17 davon in Leipzig. Dabei ist das eine Berliner Firma. Weitere drei werden derzeit realisiert (12 insgesamt) und nochmal drei sind in Vorbereitung, darunter der Freiladebahnhof (19 insgesamt). 58 Immobilienprojekte, davon mit 23 fast die Hälfte in Leipzig. Es hat schon den Eindruck wie beim Monopoly, dass die CG-Gruppe sich die ganze Stadt kauft.
Beim versprochenen Stadion für den FC International Leipzig hingegen geht es nicht voran. Vielleicht ist das Thema für deren Hauptsponsor nicht interessant genug. Denn das „Projekt“ ist nicht mal mehr genannt. Ich weiß nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Aber problematisch ist das schon. Für das Mietniveau in der Stadt und für Leipzig als Ganzes. Und auch für RB Leipzig, die vielleicht einen anderen Partner gebraucht hätten.