Magdeburg – Ohne Worte

Kurz vor Weihnachten, und in Magdeburg hat sich eine Katastrophe ereignet. Wie bei jeder Katastrophe dauert es nicht lang bis zum Gelaber. Bei so etwas frage ich mich immer, wie das die Menschen immer schaffen. Wie kommen Menschen immer auf die Idee, dass sie schon unmittelbar nach einem Ereignis genau erklären können, wie es zu dem Ereignis kam? Ich bin entsetzt, was da geschah. Und ich hoffe, dass die Betroffenen irgendwann die Katastrophe verarbeiten können.

Magdeburg und die Falschmeldungen

Nein, ich möchte gar nicht so sehr darauf eingehen, was alles so berichtet wird, wenn es um die Katastrophe vom 20.12.2024 geht. Nur so viel: Ein Mann, der aus Saudi-Arabien stammt und seit knapp 20 Jahren in Bernburg als Arzt arbeitet, fuhr in Magdeburg in den Weihnachtsmarkt. Es gab Tote und zum teil schwerste Verletzungen. Nur, falls ihr unter irgendeinem Stein lebt und nichts mitbekommen haben solltet.

Ganz ehrlich: Das war es dann aber auch schon, was man mit Sicherheit sagen kann. Aber klar, weil der Mensch aus einem bestimmten Teil der Welt stammt, muss das Ganze ja ein religiös motivierter Anschlag gewesen sein. Auf der anderen Seite wird exakt das Gegenteil behauptet. Und ich möchte hier gar nicht weiter ausholen, weil ohnehin schon viel zu viel dummes Zeug überall erzählt wird.

Ich möchte mich nicht beteiligen. Ich will nicht mit irgendwelchen Mutmaßungen herum fuchteln, während Opfer der Katastrophe im Krankenhaus um ihr Leben kämpfen. Natürlich werden hier sofort Erinnerungen an den LKW-Anschlag auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz in Berlin wach. Aber wir reden hier schließlich über Menschen, über Opfer. Mindestens ein Kind ist darunter. Könnt ihr euch nur annähernd die Traurigkeit vorstellen? Niemand braucht hierzu noch Falschmeldungen.

Warum dann dieser Artikel?

Der Weihnachtsmarkt von Magdeburg ist gerade mal 127 km von meiner Wohnung weg. Man könnte auch sagen, dass das fast um die Ecke passierte. Ich hab zwar nicht allzu viel mit der Stadt an der Elbe am Hut. Aber man ist wegen der ganzen Schrecklichkeit sehr betroffen. Ich weiß in solchen Momenten eigentlich nie, wohin mit meinen Gedanken. Die Erkenntnis ist aber, dass es einfach nicht sein kann, dass man sich an solche Zustände gewöhnt.

Und selbst wenn der Täter eben kein Moslem ist und die Tat damit kein islamistischer Anschlag, wer gibt dem Täter das Recht zu so etwas? Er soll eine rechte Gesinnung haben und großer Fan der rechtsradikalen AFD sein. Aber wie gesagt: „soll“. Da ist nichts bewiesen. Und wie gesagt: Er hat dazu verdammt noch mal kein Recht gehabt. Und nein, ich will mich nicht an so etwas gewöhnen müssen. Und deshalb sind die kremltreuen von linksaußen und rechtsaußen auch keine Lösung.

Warum also dieser Artikel? Ich habe jetzt schon wieder viel zu viel geschrieben. Für mich ist klar, dass ich lieber abwarten möchte, welche echten Ergebnisse zu Tage gefördert werden und ich mich nicht an diesen Scheindebatten beteiligen werde. Ich musste aber mit meinen Gedanken irgendwo hin, und deshalb habe ich diesen Artikel geschrieben. Versucht trotz der Tat in Magdeburg, über Weihnachten etwas Frieden zu finden.

2 Replies to “Magdeburg – Ohne Worte”

  1. Wirklich schrecklich, furchtbar, letztlich unverständlich, wie jemand so etwas tun kann!
    Aber: Ich verstehe erst recht nicht die „Debatte“ um die Deutungshoheit, die Spekulationen um „religiöse Motive“ und all das. Ich habe einfach den Twitter-Account des Täters gesichtet, der da ca. 40.000 Follower hat: Daraus geht sonnenklar hervor, dass er ein Flüchtlingsaktivist und Islamkritiger, ja Islamhasser war, der sich für Flüchtlinge, insbesondere Mädchen aus Saudiarabien engagiert hat. Er postete Geschichten, aus denen – aus seiner Sicht – hervorgeht, dass der deutsche Staat seine Bemühungen hier und da torpediert hätte – und darüber hat er sich mehr und mehr radikalisiert, Drohungen gepostet etc.
    Warum er aber ganz normale Familien auf dem Weihnachtsmarkt angegriffen hat, bleibt auch mit dieser Vorgeschichte unverständlich. Das sind doch komplett Unbeteiligte! Ein fürchterliches Drama, das nun wieder von den Rechtsextremisten instrumentalisiert wird, die „alle Migranten abschieben und remigrieren“ wollen – gestern erst bei einem Aufmarsch von 2000 „freien Sachsen“ u.a. in Magdeburg.
    Furchtbare Zeiten!

    1. Tja, wenn diese „Freien Sachsen“ erstmal mitbekommen, dass – wenn denn alles so stimmt – der Täter quasi einer von ihnen ist, dann ist was los. Ich habe das natürlich auch alles gesehen. Allerdings bin ich der arabischen Sprache nicht mächtig, und ich traue der automatischen Übersetzung nicht so richtig über den Weg.
      Aber wie du so schön formulierst, das erklärt es eben auch nicht, warum unschuldige, ganz normale Familien die Opfer waren. Insofern ist das viel zu viel unklar. Und weil ich nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen wollte, habe ich halt versucht, nicht zu spekulieren.

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